Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Zusammenhang gebracht worden sind. Weniger zu essen ist eine noch simplere Vorbeugungsmaßnahme. In Tiermodellen erhöht eine verminderte Kalorienzufuhr die Langlebigkeit und bewirkt, dass sich im Gehirn weniger Krankheitssymptome ausprägen. (Ferner wurde in jüngerer Zeit kalt gepresstes Kokosnussöl zur Behandlung und Vorbeugung der Erkrankung vorgeschlagen. Um die Tragfähigkeit dieses Vorschlags beurteilen zu können, bedarf es allerdings noch weiterer Daten.)
Von der dritten Vorbeugungsmöglichkeit machen Sie gerade Gebrauch– indem Sie dieses Buch lesen. Durch die hier gebotenen intellektuellen Anregungen wird im Gehirn die Bildung neuer Synapsen stimuliert. Jede neue Synapse, die Sie hervorbringen, stärkt die bereits vorhandenen. Neue Synapsen zu bilden bedeutet, in gewisser Weise einem Bankguthaben vergleichbar, ein gutes Polster zu haben– einen Vorrat, der sich nicht so schnell erschöpft. Und so dauert es dann gegebenenfalls länger, bis man an Alzheimer erkrankt. An Alzheimer erkranken zwar Menschen aus dem gesamten Bildungsspektrum, vom Schulabbrecher bis zum Doktor der Philosophie, dennoch legen manche Studien den Schluss nahe, dass ein höherer Bildungsgrad eine schützende Wirkung haben kann. Wahrscheinlich von größerer Bedeutung als die intellektuelle Anregung ist das gesellschaftliche Engagement. Stärker in wechselseitige soziale Beziehungen eingebunden zu sein ist mit einem geringeren Risiko in Zusammenhang gebracht worden. Und umgekehrt gibt es gute Belege dafür, dass Einsamkeit einen Risikofaktor für das Erkranken an Alzheimer darstellt.
Es wäre großartig, könnten wir bei Alzheimer die gleiche Kehrtwendung erleben wie seinerzeit bei Krebs. Noch vor einem Jahrzehnt konzentrierte sich die Krebsbehandlung fast ausschließlich auf Früherkennung, gefolgt von Medikamentierung, Einsatz von Strahlen und Chirurgie. Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2012, vorgenommen von den US -amerikanischen Centers for Disease Control ( CDC ), könnten zwei Drittel der Krebserkrankungen vermieden werden. Dazu bräuchte es einen Lebensstil mit mehr Eigeninitiative, das Vermeiden von Fettleibigkeit und den Verzicht aufs Rauchen. Andere Krebszentren veranschlagen die Quote der vermeidbaren Krebserkrankungen deutlich höher: auf bis zu 90 oder gar 95Prozent.
Die Zeichen des Fortschritts an allen Fronten– chemisch, genetisch, das Verhalten und die Lebensführung betreffend– sind ermutigend. Allerdings hätten sie alleine mich nicht dazu gebracht, gemeinsam mit Deepak Super-Brain zu schreiben. In meinem Tätigkeitsbereich kann man Erfolg haben, indem man ein vorzüglicher Techniker ist, und durch die detaillierte Untersuchung eines eng begrenzten Krankheitsaspekts kann man sich eine wissenschaftliche Nische erkämpfen. Man kann es ziemlich weit bringen in der Wissenschaft, indem man aufhört zu spekulieren und die Maxime » Halt den Mund und rechne! « befolgt.
Die exakte Wissenschaft ist stolz auf den gesellschaftlichen Status, den sie innehat. Allerdings habe ich auch unmittelbar mit angesehen, wie dieser Stolz in Arroganz umschlagen kann, wenn es darum geht, die Beiträge von Metaphysik und Philosophie zur Entwicklung von wissenschaftlichen Theorien in Betracht zu ziehen. In Bausch und Bogen alles von der Hand zu weisen, was nicht messbar und auf Daten reduzierbar ist, kommt mir unglaublich engstirnig vor. Welchen Sinn soll es machen, den Geist, mag er auch unsichtbar und schwer erfassbar sein, zu verwerfen, obgleich doch die Wissenschaft rundum ein Geistesprojekt und ein Geistesprodukt ist?! In vielen Fällen sind die großartigsten wissenschaftlichen Entdeckungen der Zukunft zunächst einmal die Hirngespinste der Vergangenheit.
Super-Brain steht für die Bemühungen zweier ernsthafter, ursprünglich in der Medizin beheimateter Forscher, eine möglichst weitgehende Einsicht in die Geist-Gehirn-Verbindung zu gewinnen. Die Position zu vertreten, dass » Bewusstsein an erster Stelle kommt « , ist für einen » exakten « Gehirnforscher ein wagemutiger Schritt, aber die Entwicklung meines Denkens hat mich nach und nach dorthin geführt– so wie vor mir schon solche herausragenden Vertreter der Wissenschaft wie Wilder Penfield und Sir John Eccles. Aus meiner Sicht können es sich die Neurowissenschaftler nicht erlauben, die Schnittstelle mit dem Bewusstsein zu ignorieren. Denn ansonsten werden sie sich mit ihrer Argumentation, » das Gehirn habe an erster Stelle zu kommen « , womöglich eines Tages
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