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Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Titel: Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nymphenburger Verlag
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kann auch den entgegengesetzten Effekt auslösen: sexueller Missbrauch in der Kindheit beispielsweise. Eine derart heftige traumatische Erfahrung wird verdrängt und kann nur mittels intensiver Therapie oder unter Hypnose wieder hervorgeholt und zugänglich gemacht werden. Solche Sachverhalte werden sich erst klären lassen, nachdem einige grundlegende Fragen beantwortet sind: Was ist eine Erinnerung überhaupt? Wie wird eine Erinnerung im Gehirn gespeichert? Welche Beschaffenheit hat die physische Spur, die eine Erinnerung in einer Gehirnzelle hinterlässt, sofern dort denn überhaupt eine derartige Spur zurückbleibt?
    Bis es darauf eine Antwort gibt, sind unser Verhalten und unsere Erwartungen die entscheidenden Punkte. Das ist unsere Überzeugung. Wenn Sie mit der glühenden Begeisterung eines Kindes zu lernen beginnen und das Lernen genauso aufregend finden, werden sich neue Synapsen und Dendriten in Ihrem Gehirn bilden. Ihr Gedächtnis vermag dann wieder jene Kraft zu entfalten, über die es verfügt hat, als Sie jünger waren. Auch wenn Sie eine alte Erinnerung zu neuem Leben erwecken, sie aktiv wieder auffinden (wenn Sie, mit anderen Worten, das Gedächtnis durchforsten, um sich die Vergangenheit genau zu vergegenwärtigen), sorgen Sie für die Entstehung neuer Synapsen. Zugleich stärken Sie auf diese Weise alte Synapsen und erhöhen die Chance, dass Ihnen die gleiche Erinnerung künftig erneut in den Sinn kommt. An uns, dem Wegweiser und Benutzer unseres Gehirns, liegt es, diese Dinge in Angriff zu nehmen. Denn Sie sind nicht das Gehirn; Sie sind weit mehr. Sich diesen Punkt immer wieder vor Augen zu führen lohnt sich.
    Vierter Mythos: Das Gehirn büßt täglich Millionen von Zellen ein, die nicht ersetzt werden können.
    Pro Tag gehen dem Gehirn etwa 85 000 kortikale Neuronen verloren, ungefähr eines in jeder Sekunde. Das ist allerdings bloß ein unendlich kleiner Bruchteil (0,0002Prozent) der grob geschätzt 40Milliarden Neuronen in Ihrer Hirnrinde. Bei diesem Tempo würde es über 600Jahre dauern, bis Sie die Hälfte der in Ihrem Gehirn vorhandenen Neuronen eingebüßt hätten! Aber wir alle sind mit jener Geschichte aufgewachsen, der zufolge einmal verloren gegangene Gehirnzellen unwiederbringlich dahin sind und keinesfalls ersetzt werden können. (In unserer Jugend war diese Warnung ein Kernpunkt der elterlichen Vorträge über die Gefahren des Alkohols.) Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat man jedoch zahlreiche Belege dafür gefunden, dass es sich hierbei keineswegs um einen dauerhaften Verlust handelt. Paul Coleman hat im Rahmen seiner Forschungsarbeit an der University of Rochester gezeigt, dass sich die Gesamtzahl der Nervenzellen, die Sie als Zwanzigjährige/r in Ihrem Gehirn haben, bis zum Erreichen des 70.Lebensjahres nicht wesentlich verändert.
    Das Wachstum neuer Neuronen wird als Neurogenese bezeichnet. Erstmals hat man dieses Phänomen vor etwa 20Jahren im Gehirn bestimmter Vögel nachgewiesen. Wenn zum Beispiel Zebrafinken zur Paarungszeit neue Lieder entwickeln und lernen, legt ihr Gehirn merklich an Größe zu. Neue Nervenzellen werden produziert, um den Lernprozess zu beschleunigen. Hat ein Fink das Lied gelernt, sterben die neuen Nervenzellen ab. Das Gehirn erhält daraufhin wieder seine vorherige Größe.
    Diesen Prozess bezeichnet man als programmierten Zelltod (Apoptose). Die Gene wissen nicht nur, wann die Zeit für die Geburt neuer Zellen gekommen ist (etwa wenn beim Zahnwechsel die kleinen Milchzähne durch die bleibenden Zähne ersetzt werden oder wenn wir die körperlichen Veränderungen während der Pubertät durchlaufen), sondern auch wann es für eine Zelle an der Zeit ist zu sterben (etwa wenn wir alte Hautzellen verlieren oder alle paar Monate unsere Blutkörperchen erneuern; es gibt viele weitere Beispiele dafür). Die meisten Menschen sind überrascht, wenn sie davon erfahren: Ohne Tod kein neues Leben. Ihnen wird diese Idee vielleicht widerstreben, aber Ihre Zellen haben sie voll und ganz verstanden.
    In den zwei Jahrzehnten, die auf diese grundlegenden Entdeckungen folgten, konnten Forscher die Neurogenese im Gehirn von Säugetieren beobachten, insbesondere im Hippocampus, der uns als Kurzzeitgedächtnis dient. Mittlerweile wissen wir, dass im Hippocampus tagtäglich mehrere Tausend neue Nervenzellen geboren werden. Der Neurowissenschaftler Fred Gage vom Salk-Institut hat gezeigt, dass körperliches Training und eine bereichernde Umwelt (eine anregend wirkende

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