Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Straße zurechtzufinden. Jedoch war es ihm irgendwie gelungen, sich aus Büchern ganz allein Fremdsprachen beizubringen. Niemand hatte das je bemerkt, bis man ihn eines Tages während einer Exkursion komplett aus den Augen verlor. Seine Betreuer gerieten in Panik, schließlich konnten sie den Jungen aber doch wiederfinden. Der kümmerte sich gerade in aller Ruhe darum, als Übersetzer die Verständigungsprobleme zweier Ausländer zu lösen, von denen der eine Chinesisch, der andere Finnisch sprach. Genau wie das Arabische werden auch diese beiden Sprachen den fünf schwierigsten Sprachen der Welt zugerechnet. Und was das Ganze noch erstaunlicher machte: Beim Erlernen der chinesischen Sprache hatte der Junge das Lehrbuch verkehrt herum gehalten!
Spektakuläre Beispiele dieser Art könnten entmutigend wirken– Evolution ist jedoch etwas Universelles und steht jedem von uns offen. Ein Merkmal verleiht dem Gehirn unter sämtlichen Körperorganen eine absolute Sonderstellung: seine Fähigkeit, einen persönlichen Evolutionsprozess in Gang zu setzen, hier und jetzt.
Von der Physiologie des Gehirns aus betrachtet durchläuft ein fünfjähriges Kind, das zu lesen lernt, eine Evolution. Es lässt neue neuronale Verknüpfungen entstehen, damit die Worte eines Kinderreims physische Realität annehmen können. Eine in gewisser Weise vergleichbare Evolution erreicht das erwachsene Gehirn, wenn ein Mensch lernt, mit Wut umzugehen, einen Düsenjet zu fliegen oder Mitgefühl zu entwickeln. Aus welcher Fülle von Möglichkeiten für persönliche Veränderungen wir schöpfen können, führt uns vor Augen, wie bei uns Evolution tatsächlich vonstattengeht.
Das vierteilige Gehirn
Derzeit neigt sich die Waagschale der Wissenschaft gerade in Richtung der These: » Das Gehirn, nicht der Geist, spielt bei uns die erste Geige. « Die Worte Geist und Gehirn werden in der Neurowissenschaft synonym, also gleichwertig verwendet, als könne statt von dem » Sinneswandel « , der sich bei jemandem eingestellt hat, ebenso gut von einem » Wandel des Gehirns « gesprochen werden. Das Gehirn verfügt jedoch weder über einen Willen noch verfolgt es eine Absicht. Beides trifft allein auf den Geist zu. Erst recht hat das Gehirn keinen freien Willen, wenngleich Abwägungen und Entscheidungen durch die höheren Hirnfunktionen organisiert werden.
Die Neurowissenschaft versucht die Dinge zu simplifizieren, indem sie alles menschliche Verhalten dem Gehirn zuordnet. Infolgedessen bekommt man Artikel zu lesen, in denen der Autor oder die Autorin über das » verliebte Gehirn « und » Gott in den Neuronen « schreiben. So etwas leistet der irrigen Annahme Vorschub, für die Liebe und den Glauben sei das Gehirn verantwortlich.
Aus unserer Sicht ist das schlicht und einfach falsch. Wenn die Musik, die Sie im Radio hören, aufgrund von atmosphärischen Störungen durch ein Rauschen beeinträchtigt wird, sagen Sie nicht: » Mit Beethoven stimmt was nicht. « Sie kennen den Unterschied zwischen Geist (in dem Fall Beethovens Geist) und dem Empfänger (dem Radio), der die Schöpfung dieses Geistes in die physische Welt überträgt. Neurowissenschaftler sind mit viel Verstand ausgestattete, teils sogar bestechend kluge Menschen. Warum erkennen sie also einen derart grundlegenden Unterschied nicht?
Großenteils liegt das am Materialismus, an derjenigen Weltanschauung, die darauf pocht, dass ausnahmslos alle Ursachen physischer Natur zu sein haben. Der Geist ist freilich nichts Physisches. Wischt man den Geist aber beiseite, dann kann man das Gehirn auf rein physischen Grundlagen studieren. Das menschliche Gehirn– hoffentlich ist es uns schon gelungen, Sie ein Stück weit mehr davon zu überzeugen– existiert, damit der Geist sich seiner bedient. Unabhängig davon müssen wir einräumen, dass die Evolution, indem sie durch die Gene wirksam wird, das Gehirn strukturiert und Sie mit einem » Empfänger « ausgestattet hat, der sich in klar voneinander abgegrenzte Teile aufschlüsseln lässt.
Vor allem aber kommt es uns darauf an, deutlich zu machen, dass Sie Ihrer eigenen Evolution die Richtung weisen können. Auf dem Weg dorthin müssen wir indes der gesamten physischen Evolution, die bereits stattgefunden hat, unsere Anerkennung zollen.
Der Einfachheit halber werden wir die Funktionen Ihres Gehirns in vier Phasen unterteilen:
instinktiv
emotional
rational
intuitiv
Diese Phasen bezeichnen, wenn man die von Satguru Sivaya Subramuniyaswami in Merging
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