Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
With Siva gegebenen Erläuterungen zugrunde legt, die vier Grundmöglichkeiten, wie der Geist arbeiten kann. Besagtes Buch hat Rudy inspiriert und einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen, als er der Frage nachzugehen begann, in welcher Beziehung das Wissen vom Geist in Überlieferungen, die bis ins Altertum zurückreichen, wohl zu unseren heutigen Erkenntnissen über das Gehirn stehen mag.
Auf dem langen Weg, den der Mensch bis in die Gegenwart zurückgelegt hat, begann die Evolution mit denjenigen Teilen des Gehirns, die für die primären Lebensfunktionen beziehungsweise die Instinktreaktionen zuständig sind (dem sogenannten Reptiliengehirn oder Stammhirn, das entwicklungsgeschichtlich gesehen Hunderte Millionen Jahre alt ist). Später trat dann der für sämtliche Emotionen zuständige Teil des Gehirns hinzu (das limbische System). Im jüngsten evolutionären Entwicklungsschritt haben wir schließlich die höheren Denkfunktionen erlangt (repräsentiert durch den Neokortex, der erstmals bei Säugetieren auftaucht und etwa bei Vögeln, Amphibien, Reptilien, Fischen und Insekten nicht vorkommt). Bei uns Menschen macht der Neokortex 90Prozent der Hirnrinde aus. Der Neurowissenschaftler Paul D. MacLean führte die Vorstellung von diesem » dreiteiligen Gehirn « , auch Dreifachhirn genannt, vor circa 50Jahren ein.
Bisher ist es allerdings noch niemandem gelungen, diejenige Hirnstruktur zu lokalisieren, auf die sich die Intuition stützt. Am liebsten würden viele Neurowissenschaftler die ganze Angelegenheit einfach unter den Teppich kehren. Ihnen schmeckt es ganz und gar nicht, dass Gott keineswegs in den Neuronen zu finden ist, ebenso wenig wie Kunst, Musik, unser Sinn für Schönheit und Wahrheit sowie viele andere von uns besonders hoch geschätzte Erfahrungen. Da derartige Erfahrungen jedoch seit dem Anbeginn der Zivilisation Wertschätzung erfahren haben, beziehen wir sie in unser vierteiliges Schema mit ein. Wollen wir das Gehirn auf allen Ebenen des Bewusstseins, von den vorprogrammierten instinktiven Reaktionen bis hin zu den die Welt verändernden Visionen erleuchteter Lehrer enträtseln, dann kommen wir gar nicht umhin, solche Erfahrungen mit einzubeziehen.
Die instinktive Phase des Gehirns
Auch einzellige Organismen, deren Entwicklung Millionen Jahre zurückreicht, können auf ihre Umwelt reagieren. Beispielsweise schwimmen viele von ihnen zum Licht hin. Seit solchen Anfängen hat sich die entwicklungsgeschichtlich älteste Phase des Gehirns entwickelt, seine vom Instinkt gesteuerten Funktionen. Die instinktive Phase des Gehirns steht in Entsprechung zu jenem Verhalten, das in unserem Genom eigens zum Zweck des Überlebens vorprogrammiert wurde. Hunderte Jahrmillionen der Evolution haben den Instinkt verfeinert. So riesig Dinosaurier auch waren, ihr Verhalten setzte lediglich ein winzig kleines Gehirn voraus, nicht größer als eine Walnuss oder eine Aprikose.
Doch selbst diejenigen Geschöpfe, denen einzig und allein diese eine Phase des Gehirns zur Verfügung steht, Vögel zum Beispiel, können ein sehr komplexes Verhalten an den Tag legen. Ein afrikanischer Papagei, so reptilienhaft sein Gehirn beschaffen sein mag, kann trotzdem Hunderte von Worten nachahmen und, sofern aktuelle Forschungsergebnisse nicht trügen, versteht er obendrein auch noch, was die Worte bedeuten.
Allerdings werden Sie beim Blick in die Augen einer Eidechse. eines Straußes, Frosches oder Adlers keine Emotion entdecken. Dieses Fehlen von Emotionen kann beängstigend anmuten, weil wir es mit dem erbarmungslosen Biss einer Kobra oder mit einem Raubtier, das sich auf seine Beute stürzt, gleichsetzen. Instinkt geht auf der Stufenleiter der Evolution jedenfalls der Emotion voraus.
Über die instinktiven Hirnfunktionen erhält der physische Körper solche natürlichen, die Selbsterhaltung regulierenden Impulse wie den Reiz für Hunger und Durst oder den sexuellen Appetit. (Wenn das sexuelle Verlangen in der Literatur als » Hunger nach Haut « bezeichnet wird, so zeugt das aus Sicht des instinktgeleiteten Gehirns von einer in ihrer Unverblümtheit sehr präzisen Wortwahl.) Darüber hinaus umfassen diese Funktionen auch vollkommen unbewusste Abläufe wie die Regulation des Verdauungs- und des Kreislaufsystems– im Grunde jeden automatisch ablaufenden körperlichen Prozess.
Zumindest in Teilen lässt sich die in unserer modernen Gesellschaft häufig anzutreffende Angst und Besorgnis auf die instinktiven Hirnfunktionen
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