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Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Titel: Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nymphenburger Verlag
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zurückführen, die uns unermüdlich nötigen, auf Angstregungen zu achten, als hinge von ihnen unser Überleben ab. Ein Zahnarztbesuch wird Sie keineswegs das Leben kosten. Und so schalten sich in Fällen wie diesem zusätzlich andere Bereiche des Gehirns mit ein, damit Sie nicht mit einem großen Satz aus dem Behandlungsstuhl springen und fluchtartig die Zahnarztpraxis verlassen. Die instinktiven Hirnfunktionen verstehen sich ausschließlich darauf, Ihnen unvermittelt den entsprechenden Impuls zu geben. Ihn beurteilen können sie nicht.
    Ein mit den instinktiven Hirnfunktionen geschlossener Burgfriede sorgt, wie Sie feststellen werden, wenn Sie auf sich selbst schauen, für Unbehagen. Das Bemühen, den instinktiven Regungen einfach keine Beachtung zu schenken, macht Sie unruhig, unsicher und besorgt.

    Abb. 2: Das drei­tei­li­ge Ge­hirn
    Der äl­tes­te Teil im drei­tei­li­gen Mo­dell des Ge­hirns ist das– auf un­ser Über­le­ben aus­ge­rich­te­te– » Rep­ti­li­en­ge­hirn « , der Hirn­stamm. Un­ter an­de­rem be­her­bergt es die Steu­e­rungs­zent­ren für Vi­tal­funk­ti­o­nen wie das At­men, das Schlu­cken und den Herz­schlag. Fer­ner ruft es den Hun­ger, den Se­xu­al­trieb und die Kampf-oder-Flucht-Re­ak­ti­on her­vor.
    Im nächs­ten Schritt der Evo­lu­ti­on kam das lim­bi­sche Sys­tem hin­zu. Es be­her­bergt das » emo­ti­o­na­le « Ge­hirn und das Kurz­zeit­ge­dächt­nis. Auf Angst und Ver­lan­gen ba­sie­ren­de Emo­ti­o­nen ha­ben sich zu Hilfs­kräf­ten für die Trie­be des Rep­ti­li­en­ge­hirns ent­wi­ckelt.
    Der Neo­­kor­tex, das für den In­tel­lekt, die Ent­schei­dungs­fin­dung und die hö­he­re Ver­nunft zu­stän­di­ge Hirn­a­re­al, ist die jüngs­te Ent­wick­lung. Wäh­rend un­ser Rep­ti­li­en­ge­hirn und das lim­bi­sche Sys­tem uns dazu ver­an­las­sen, auf trieb­haf­te Wei­se das Über­le­bens­not­wen­di­ge zu tun, steht der Neo­­kor­tex für die In­tel­li­genz, die wir be­nö­ti­gen, um un­se­re Zie­le zu ver­wirk­li­chen. Zu­gleich er­legt er un­se­ren Emo­ti­o­nen und ins­tink­ti­ven Re­gun­gen oder Im­pul­sen Ein­schrän­kun­gen auf. Au­ßer­dem ist der Neo­­kor­tex– ein für das Su­per­hirn be­son­ders wich­ti­ger As­pekt– das Zent­rum des Selbst­ge­wahr­seins, des frei­en Wil­lens und der frei­en Ent­schei­dung. So kön­nen wir gleich­zei­tig der Be­nut­zer und , po­ten­zi­ell , auch der Meis­ter un­se­res Ge­hirns sein.
    Rudy erinnert sich an eine Zeit zu Beginn seines Studiums, kurz nachdem sein Vater einem Herzinfarkt erlegen war. Immerzu hielt er damals im Tagebuch seine Gedanken fest, um seine übermächtigen Gefühle von Angst und seine im Teenageralter tonangebenden Begierden in Worte zu fassen. Mit ansehen zu müssen, wie wenig es ihm möglich war, die hormonell bedingten Anwandlungen, denen er im Gefolge der Geschlechtsreife ausgesetzt war, einfach auf sich beruhen zu lassen, machte Rudy ratlos. (M.F.K.Fisher, die bekannte amerikanische Autorin zu Themen der Genuss-, Koch- und Tafelkultur, gibt in einem ihrer Bücher die Anekdote von einem Mann wieder, der– schier untröstlich über den plötzlichen Tod seiner Frau– in Kalifornien den Pacific Coast Highway rauf und runter fuhr, an jeder Imbissstube am Straßenrand haltmachte und sich ein Steak bestellte.)
    Auf der Verstandesebene war Rudy durchaus klar, dass sein von Angst und Unbehagen getriebenes Verlangen, im ersten Studienjahr mit seinen Freunden eine Party nach der anderen zu besuchen, einem irrationalen Geltungsdrang, einem Bedürfnis nach äußerer Bestätigung und sozialer Anerkennung seitens seiner Altersgenossen entsprang. Aber der Drang, Partys zu feiern, obgleich er eigentlich über seinen Büchern hätte hocken müssen, um zu lernen, war für ihn unwiderstehlich. So entpuppte sich das erste Studienjahr als ein scheinbar niemals enden wollender Kampf in dem Bestreben, irgendwie die Disziplin aufzubringen, die man braucht, um sich tatsächlich in die Bibliothek zu setzen und zu lernen. Die meisten dieser Auseinandersetzungen konnten die instinktiven Hirnfunktionen allerdings zu ihren Gunsten entscheiden.
    Die Angst behielt die Oberhand, bis die Dinge 1979, während seines Abschlussjahres, einen Kulminationspunkt erreichten. Und zwar am Silvesterabend auf dem Times Square.
    Rudy steckte mittendrin im Gedränge. Die Anspannung,

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