Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
« Gehirn vollzogen, dem limbischen System. Die Dichter des elisabethanischen Zeitalters lebten eigentlich ständig in einem Zustand starker, durch Liebe oder Hass geprägter Leidenschaftlichkeit. Shakespeare hat seinen Gefühlen jedoch bereits genug nachgegeben und beruft sich nun auf die höheren Gehirnfunktionen. Angesichts solch närrischen Gebarens gelangen die Kräfte der Vernunft zu einem betrüblichen Schluss:
Das weiß man, doch weiß keiner, wie man flieht
den Himmel, der uns in die Hölle zieht. [9]
In Momenten, in denen wir mit uns selbst uneins sind, kann das Gehirn jeden Aspekt unserer inneren Auseinandersetzung repräsentieren. Damals, in jenem Augenblick am Times Square, schien für Rudy vollkommen klar zu sein, welche Einstellung dazu führt, dass Angst und Verlangen das Verhalten dominieren. Die außer Rand und Band geratenen, ihre Schmähungen gegen den Iran herausschreienden und Bierflaschen durch die Gegend schmeißenden jungen Leute, das war auch er, selbst wenn er hier lediglich eine passive Statistenrolle einnahm: Angst und Verlangen trieben diese Jungs an.
Ein instinktiver Drang, ein instinktives Verlangen nach Macht und Ansehen verursacht, wie Ihnen jeder gute Psychologe erklären kann, eine von der Angst vor Zurückweisung und Machtverlust heraufbeschworene Besorgnis. Ein gar zu starker Wunsch, Erfolg zu haben, führt zu umso größerer Angst vor dem Scheitern. Und im Gefolge der aufkommenden Angst kann es sein, dass man dann tatsächlich scheitert. Die instinktiven Hirnfunktionen lassen uns in die Falle tappen, ein übergroßes Verlangen nach etwas zu entwickeln, das letzten Endes aber völlig unerfüllt bleibt.
Genau wie jede andere Phase des Gehirns können Instinkte aus der Balance geraten.
Falls Sie gar zu impulsiv sind, werden Sie über Ihre Wut, Ihre Angst und Ihr Verlangen die Kontrolle verlieren. Das führt zu ungestümen Handlungen, die Sie später bereuen.
Falls Sie solche Regungen hingegen zu stark unter Kontrolle halten, wird Ihr Leben kühl und von Verdrängung bestimmt sein. Und infolgedessen wird es Ihnen nicht nur an Bindung zu anderen Menschen fehlen, sondern zugleich werden Sie wenig Verbindung zu Ihren elementaren Trieben haben.
KERNPUNKTE:
IHRE VOM INSTINKT BESTIMMTEN
HIRNFUNKTIONEN
Erkennen Sie, dass Instinkte ein unverzichtbarer Bestandteil Ihres Daseins sind.
Begegnen Sie der Angst und der Wut mit Geduld, geben Sie aber nicht den damit einhergehenden Neigungen nach.
Versuchen Sie nicht, sich die eigenen Impulse und Triebe auszureden.
Gedanken und Empfindungen, die Ihnen Schuldgefühle bereiten, sollten Sie keinesfalls unterdrücken beziehungsweise verdrängen.
Seien Sie der Angst und des Verlangens gewahr. Gewahr zu sein hilft Ihnen, beide in einer gewissen Balance zu halten.
Bloß weil Sie diese oder jene Regung verspüren, brauchen Sie nicht gleich entsprechend zu handeln. Höhere Teile des Gehirns sollten ebenfalls zu Rate gezogen werden.
Anmerkungen
[6] Die Sprache eines nordamerikanischen Indianerstammes aus der Gruppe der Algonkin, der auf US -amerikanischer Seite im Gebiet der westlichen Großen Seen, aber auch jenseits der amerikanisch-kanadischen Grenze lebt.
[7] Die Sprache der gleichnamigen, vor allem in Nigeria und im Niger beheimateten zentralafrikanischen Volksgruppe.
[8] Engl.: super recognizers
[9] William Shakespeare, Shakespeares Sonette, übers. v. Christa Schuenke, dtv, München 6 201 2, S. 13 7.
SUPERHIRN-LÖSUNGEN
Angststörungen
Allgemeine Angst und Besorgnis erschafft ein falsches Bild von der Welt. Denn sie lässt viele Dinge beängstigend wirken, die in Wirklichkeit harmlos sind. Der Geist fügt Angst hinzu. Vermag der Geist die Angstwahrnehmung aufzulösen, verschwindet mit ihr auch die vermeintliche Gefahr.
Um es gleich vorweg zu sagen: Vollkommen ohne Angst kann kein Leben existieren. Dessen ungeachtet bewirkt Angst vielfach Lähmung und Leid. Beide Aspekte, der eine positiv, der andere negativ, treffen in Ihrem Gehirn aufeinander. Wer unter einer generalisierten Angststörung ( GAS ) leidet, kann vorübergehend, um für Abhilfe zu sorgen, zu einem chemischen Mittel, einem Tranquilizer, greifen. Die Schwachpunkte solcher chemischer » Lösungen « haben wir, was die Nebenwirkungen angeht, ja bereits kurz angesprochen. Vor allem aber, und darin liegt das eigentliche Problem, werden affektive Störungen, so auch Angststörungen, durch Medikamente nicht geheilt. Ganz wie Traurigkeit ein allgemein menschlicher Zug,
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