Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Depression demgegenüber keineswegs normal oder gesund ist, gilt auch für Angst, dass sie etwas allgemein Menschliches ist, während eine generalisierte Angststörung an der Seele nagt.
Kaum etwas kann unwillkommener sein als eine Angststörung. Das hat Freud hervorgehoben. Und medizinische Studien haben gezeigt, dass es nur ein paar Dinge gibt, an die sich das Geist-Körper-System überhaupt nicht anpassen kann: Zu diesen Dingen zählen chronischer Schmerz– und zwar die Art, wo der Schmerz nie nachlässt (wie zum Beispiel bei Gürtelrose oder bei Knochenkrebs im fortgeschrittenen Stadium)– sowie generalisierte Angst.
Generalisiert bedeutet hier, dass Sie keineswegs vor einer spezifischen Bedrohung Angst haben. Eine natürlich verlaufende Angstreaktion ist eine körperliche und zielgerichtete Reaktion. Opfer eines Verbrechens berichten, als die Tat verübt wurde und die Waffe des Angreifers bedrohlich in ihrem Gesichtsfeld auftauchte, seien sie, während ihr Herz rasend schnell schlug, in einen überwachen Zustand eingetreten. Diese Aspekte der Angstreaktion stellen sich, ausgehend vom Stammhirn, ganz automatisch ein. Im Unterschied dazu ist nach heutigem Kenntnisstand all das, worüber Sie sich Sorgen machen und was Sie im Sinn einer GAS ängstigt, in der Amygdala (die zum limbischen System gehört) vorprogrammiert.
Solch eine Aussage bringt uns hier jedoch nicht wirklich weiter. Sobald die Angst durchgängig Besitz von Ihnen ergreift, wie es beispielsweise bei allzeit besorgten Menschen der Fall ist, wird das gesamte Gehirn mit hineingezogen in diesen Zustand. Eine natürliche Angstreaktion ist zielgerichtet und spezifiziert. Im Unterschied dazu erstreckt sich generalisierte Angst auf alles. Und sie bleibt unbegreiflich: Wer unter ihr leidet, weiß nicht, warum.
Das Erleben der davon Betroffenen lässt sich mit einem ständig am Rand Ihres Gewahrseins vorhandenen unangenehmen Beigeschmack vergleichen, selbst wenn sie sich wer weiß wie bemühen, so zu tun, als sei dieser nicht vorhanden. Um die Angststörung zu heilen, dürfen die von ihr Betroffenen diese nicht als eine Sache angehen. Denn der unangenehme Beigeschmack hat sich auf alles ausgebreitet; bei ihrer Realitätsschöpfung ist, mit anderen Worten, etwas schiefgelaufen. Alles oder nichts kann solch eine unspezifische Angst in ihnen auslösen. Stets haben sie vor irgendetwas Angst, gibt es eine neue Sorge oder Bedrohung. Um zu einer Lösung gelangen zu können, müssen sie lernen, nicht gegen die Angst anzukämpfen und sich nicht länger mit der Angst in ihrer jeweiligen Form zu identifizieren.
Distanz kann hier nur schaffen, wer an das herankommt, was die Angst wie eine Klette an uns haften lässt.
Angst in ihrem positiven, ihrem natürlichen Zustand verschwindet, sobald Sie dem Säbelzahntiger entwischt sind oder es Ihnen gelungen ist, das Wollhaarmammut zu töten. Hier schwingt keinerlei psychologische Komponente mit. In ihrem negativen, alles durchdringenden Zustand hingegen dauert Angst an. Mehrere Aspekte spielen eine Rolle dafür, dass sie so hartnäckig ist und sich so schwer abschütteln lässt.
WARUM ANGST UND BESORGNIS
SO HARTNÄCKIG SIND
Immer wieder meldet sich die gleiche Sorge zu Wort: Die Wiederholung bewirkt, dass sich die Angstreaktion im Gehirn festsetzt.
Die Angst ist überzeugend und nimmt, sobald Sie ihrer Stimme Glauben schenken, selbst die Zügel in die Hand.
Die Angst ruft eine Erinnerung wach. Der Angstauslöser erinnert Sie an eine negative Erfahrung aus der Vergangenheit, wodurch sich wieder die alte Reaktion einstellt.
Angst macht stumm. Aus Scham oder aufgrund von Schuldgefühlen sprechen Sie nicht über Ihre Angst, darum schwelt sie unausgesprochen vor sich hin.
Angst bewirkt, dass Sie sich unwohl fühlen. Darum drängen Sie das für Sie Schmerzliche aus dem Blickfeld. Verdrängte Gefühle aber werden zu etwas Bleibendem: Durch Ihren Widerstand verleihen Sie ihnen Bestand.
Angst wirkt lähmend. Daher fühlen Sie sich zu schwach, um gegen sie anzugehen.
An anderer Stelle haben wir über die depressive Reaktion im Sinn eines zur Gewohnheit gewordenen Verhaltens gesprochen. Das ist eine Möglichkeit zu beschreiben, wie schwer es uns fällt, Emotionen abschütteln. Lesen Sie an dieser Stelle ruhig noch einmal nach, was wir über jenen Prozess gesagt haben, in dessen Verlauf Depression sich zur Gewohnheit verfestigt. Denn das Gleiche trifft auch auf Angststörungen zu. Allerdings kommt nun noch ein weiterer Aspekt
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