Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
gleiche alte Reaktion auslösen.
Reflexreaktionen sprechen zu uns, haben eine Stimme. Zu den Aufgaben des Geistes aber gehört unter anderem, Wirkliches und Unwirkliches auseinanderzuhalten. Wenn der Geist das Gehirn aus seiner Angst und Besorgnis herausführt, dann mit Gedanken wie etwa den folgenden:
Mir widerfährt nichts Schlimmes. Ich bin durchaus in der Lage, mit der Situation umzugehen.
Katastrophenszenarien werden nur äußerst selten Wirklichkeit. Hier handelt es sich jedenfalls nicht um eines.
Ich bin keineswegs auf mich allein gestellt. Wenn nötig, kann ich jemanden um Hilfe bitten.
Meine Angst ist bloß ein Gefühl.
Ergibt dieses Gefühl Sinn?
Im Augenblick ist hier eigentlich alles in Ordnung, auch mit mir.
Indem Sie die Stimme der Angst auf diese Weise in die Schranken weisen, wird sie an Überzeugungskraft verlieren. Und jedes Mal, wenn Sie das tun, arbeitet das Wiederholungsmoment nun für und nicht mehr gegen Sie. Jede realistische Einschätzung der Situation macht es Ihnen fürs nächste Mal leichter. Die Angst hat Ihre Überzeugungskraft verloren, wenn Sie sehen, dass eine Besorgnis, die Sie in Aufruhr zu versetzen droht, bei realistischer Betrachtung ungerechtfertigt ist.
3. Die Angst ruft eine Erinnerung wach. Der Angstauslöser erinnert Sie an eine negative Erfahrung aus der
Vergangenheit, wodurch sich wieder die alte Reaktion
einstellt.
Realität wird hier und jetzt erschaffen, niemand aber lebt isoliert. Soviel Sie auch versuchen, in der Gegenwart zu leben– Ihr Gehirn speichert jede Erfahrung und lernt aus ihr durch den Abgleich mit Ihrer Vergangenheit. Erinnerung ist außerordentlich hilfreich: Ihr verdanken Sie, dass Sie sich aufs Fahrrad setzen und einfach losfahren können, ohne jedes Mal aufs Neue das Radfahren erlernen zu müssen. Darin besteht die natürliche, die positive Nutzung der Erinnerung. Im Unterschied dazu fesselt ihre zerstörerische, Angst und Besorgnis nährende Seite Sie an die Vergangenheit. Natürlich wäre es besser, die von alten Verletzungen und traumatischen Erfahrungen hinterlassenen Prägungen hätten nicht eine derart starke psychische Komponente. Aber so ist es nun mal und darum können wir sie so schlecht abschütteln. (In Mark Twains geistreicher Formulierung klingt das so: » Hat eine Katze sich auf eine heiße Herdplatte gesetzt, wird sie sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte setzen. Ebenso wenig wird sie sich allerdings auf eine kalte Herdplatte setzen. « )
Nehmen Sie anstelle des Wortes Katze einfach Gehirn, denn in puncto Lernfähigkeit steht es der Katze in nichts nach. Nachdem es einer schmerzlichen Erfahrung ausgesetzt war, räumt es der Schmerzerinnerung für den Fall, dass die Zukunft mit einer ähnlichen Erfahrung aufwarten sollte, eine vorfahrtsberechtigte Nervenbahn ein. Aus evolutionärer Sicht sicher eine sinnvolle Regelung, der wir es verdanken, dass ein kleines Kind seine Hand kein zweites Mal ins Feuer hält. Allerdings denkt der Reflex selbstverständlich nicht mit. So kommt es, dass alte Erinnerungen in die gegenwärtige Erfahrung, in der sie nichts zu suchen haben, mit einfließen. Ein Beispiel: Kinderpsychologen unterscheiden zwischen einer Aussage, durch die Sie ein Kind zu einer bestimmten Handlung auffordern, und einer das Kind charakterisierenden Aussage. Die Aufforderung vergisst das Kind leicht– wer von uns denkt schon jedes Mal daran, sich vor dem Überqueren der Straße nach links und nach rechts umzusehen? Anders verhält es sich mit Aussagen der zweiten Kategorie– sie klingen nach. Ein Kind, dem gesagt wurde » Du bist faul « oder » Dich wird nie jemand lieb haben « oder » Du bist ein ganz böses Kind « , wird diese Worte, während es heranwächst, ja oft ein Leben lang im Hinterkopf behalten. Ein kleines Kind verlässt sich darauf, dass die Eltern ihm sagen, wer und was es ist. Und wenn das Gesagte destruktiv ist, gibt es kein Entrinnen, es sei denn durch ein bewusstes Heilen der alten Erinnerungen.
Will man in die so schwer abzuschüttelnde Erinnerung Gewahrsein hineinbringen, benötigt man dazu neue Gedanken wie beispielsweise die folgenden:
Ich verhalte mich wie ein Kind.
Ich fühle mich gerade genauso wie damals, als… geschah.
Welche Gefühle könnte ich jetzt haben, die der Situation besser entsprächen?
Ich kann meine Erinnerungen wie einen Film betrachten, ohne mich in die Geschichte, die sie mir erzählen, verwickeln zu lassen.
Alles, was mir solch einen Schrecken einjagt, ist
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