Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
lediglich Erinnerung.
Womit habe ich es hier denn in Wirklichkeit zu tun?
Erinnerung ist die kontinuierlich sich fortschreibende Geschichte Ihres Lebens. Diese Geschichte unbewusst zu verfestigen bringt Sie allerdings nicht weiter. Sie sollten unbedingt eingreifen und etwas Neues hinzufügen, mag es auch nur eine Kleinigkeit sein. Erinnerung ist unglaublich komplex, hat aber die Tendenz, eine einfache Reaktion in Gang zu setzen:
A geschieht.
Ich erinnere mich an B, etwas Unliebsames aus der Vergangenheit.
Meine Reaktion ist C, ganz so, wie ich immer reagiere.
Dieses einfache Muster taucht in allen möglichen Situationen wieder auf, zum Beispiel wenn Sie zu Weihnachten nach Hause fahren, im Fernsehen einen Politiker sehen, dessen Partei eine Ihrer Auffassung völlig zuwiderlaufende Position vertritt, oder wenn Sie im Verkehrsstau feststecken. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Ihnen, selbst wenn sich Geschehnis A und Erinnerung B komplett Ihrer Kontrolle entziehen, Reaktion C die Möglichkeit eröffnet, in den Ablauf einzugreifen. Während Sie die eigene Reaktion miterleben, können Sie an ihr arbeiten: Sie können untersuchen, wie Sie auf das Geschehnis ansprechen; in die negativen Emotionen, die durch dieses Geschehen hervorgerufen werden, Bewegung hineinbringen. Und Sie können dafür sorgen, dass Sie sich nicht davonstehlen, bis Sie spüren, dass Sie auf die Situation so ansprechen und reagieren, wie Sie es wünschen. In der Kettenreaktion kann alles– A, B und C – blitzschnell gehen, Schlag auf Schlag. Selbst dann aber können Sie bewusst eingreifen, um den Ablauf der Kettenreaktion zu unterbrechen. Und wenn Sie das tun, wird es Ihnen fortan weniger schwerfallen, die Erinnerung abzuschütteln.
4. Angst macht stumm. Aus Scham oder aufgrund
von Schuldgefühlen sprechen Sie nicht über Ihre Angst,
darum schwelt sie unausgesprochen vor sich hin.
Eine altmodische Vorstellung von Würde besagt, Angst in all ihren Formen solle man für sich behalten. Insbesondere Männer tun sich schwer mit dem Eingeständnis von Angst, weil sie fürchten, in den Augen anderer Männer dann nicht männlich genug dazustehen. Frauen sind eher in der Lage, über ihre Emotionen zu sprechen, da es unter Frauen eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz dafür gibt. Sich auszusprechen und sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen hat jedoch ebenfalls seine Tücken, weil man sich in der Regel verpflichtet fühlt, mit seinen Bekenntnissen oder Klagen gewisse gesellschaftlich akzeptierte Grenzen nicht zu überschreiten. Und so werden die heikelsten Dinge aufgrund von Schuld- und Schamgefühlen kaum je zum Ausdruck gebracht.
Darum sollten wir nicht überrascht sein, dass misshandelte Kinder in der Mehrzahl der Fälle den Mund halten und sich schweigend in ihr Leid fügen. Kindesmisshandlung fußt darauf, dass ein Kind sich meist nicht traut, seine Stimme zu erheben. Das Opfer hat, allein schon aufgrund der Tatsache, dass es bestraft wird, das Gefühl, es müsse tatsächlich etwas falsch gemacht haben.
Gedanklich brauchen Sie nun nur Angst an die Stelle von Misshandlung zu setzen, dann werden Sie erkennen, dass der Geist hier eine Doppelrolle übernimmt: Er wirft dem Kind vor, etwas falsch zu machen, und erklärt ihm zugleich, ihm werde Gewalt angetan, womit er dem Täter die Verantwortung gibt. Und schon steckt das Kind in der Klemme. Schauen wir uns genauer an, warum solch eine Zwickmühle auf das Kind derart lähmend wirkt.
Angenommen, eine Mutter ist wütend auf ihr Kind und will ihm den Hintern versohlen. Mit einem aufgesetzten Lächeln sagt sie zu ihm: » Komm zu Mutti. « Das Kind hört die Worte, gleichzeitig sieht es jedoch, dass die Mutter wütend ist und die Absicht hat, es handgreiflich zu bestrafen. Zwei einander widersprechende Botschaften treffen aufeinander. In der Psychologie bezeichnet man das als Doppelbindung.
Indem Sie die Angst ansprechen und sie aussprechen, lösen Sie die Bindung. Ein kleines Kind, das keine Schläge bekommen möchte, wird sich vielleicht dagegen sträuben, der Aufforderung nachzukommen, und sich einfach nicht von der Stelle rühren. Es ist noch nicht alt genug, um zu sagen: » Du machst mir Angst, auch wenn du den Anschein zu erwecken versuchst, ganz lieb zu sein. «
Wann immer Sie sich allerdings heutzutage verängstigt fühlen, ist es an Ihnen, diese Gefühle selbst aufzulösen, indem Sie sie aussprechen. Das setzt jedoch per Definition ein Gegenüber voraus. Und zwar benötigen Sie
Weitere Kostenlose Bücher