Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Super Nova (German Edition)

Super Nova (German Edition)

Titel: Super Nova (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
sichtlich getroffen. Ich konnte dieses Leben nicht nachvollziehen.
    Es machte mich sogar wütend, davon zu hören. Ihnen wurde nicht nur die Liebe geraubt, sie durften noch nicht einmal Kind sein.
    »Nun verstehe ich, weshalb ihr so unterkühlt und kopforientiert seid! Ihr habt nichts anderes gelernt. Wissen und Können, Geho r samkeit und Drill – dafür bleiben alles Menschliche, die Familie, Freunde und jedes Gefühl auf der Strecke. Ist es das wirklich wert? Shiva, du kennst nun das Leben der Erdlinge . Ist euer Dasein so viel besser als unseres? Ich finde euer Leben einfach nur grausam und nicht lebenswert! Diese Art ist nicht zukunftsorientiert – es ist der reinste Horror!«
    Eine Antwort blieb er mir schuldig.
    »Nun wundert es mich nicht mehr, dass du bei Tessa so kalt g e blieben bist. Wie sollst du wissen, wie es ist, wenn man eine Schwe s ter verliert?«
    »Aber ich weiß es. Ich kann es spüren. Immer, wenn ihr Name fällt, fühle ich deinen Schmerz«, wisperte er in die Nacht und senkte verletzt seinen Blick.
    »Spüren? Fühlen? … d u?«, hauchte ich verwundert. Er nickte.
    »Ja, irgendetwas geschieht mit mir. Ich kann es selbst nicht ve r stehen, denn immer häufiger habe ich Empfindungen. Die ängstigen mich, wobei ich eigentlich auch keine Angst spüren dürfte. Es ist so verwirrend.«
    Er war sichtlich ergriffen und mein Herz entflammte. Neue Hoffnung keimte in mir. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rückte näher zu ihm – so nah, dass er mich wieder ansehen musste.
    »Shiva, bitte erzähl mir endlich, was du über Tessas Verschwi n den weißt! Wurde sie umgesiedelt?« Ich sprach das letzte Wort behutsam aus. Es tat weh, beim bloßen Hören. »Wo ist sie, wo nur?«, bettelte ich nachdrücklich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich wollte seine Nähe genießen und ihn fühlen.
    Er ließ es geschehen.
    »Tessa wurde nicht umgesiedelt. Die Rava behielten sie bei sich. Deine Schwester war schon als Kind mental bemerkenswert stark. Sie schaffte es nicht nur, ihren Geist vor den Rava zu verschließen und sich gegen die Gedankentransformationen zu wehren, sondern sie drehte den Spieß sogar um: Sie kontrollierte die Rava ! Sie war telepathisch zu weit, die Rava konnten sie nicht auf die Erde zurück la ssen. Tessa war einfach zu mächtig und außerdem wusste sie zu viel«, erzählte er und strich mir sanft über den Rücken.
    Ich genoss seine vorsichtige Zärtlichkeit, während ich gedanklich bei meiner Schwester war und mir einige Details meiner Kindheit, die ich verdrängt haben musste, wieder ins Gedächtnis rief.
    Er hatte recht: Tessa hatte bemerkenswerte Fähigkeiten besessen. Mir fiel alles wieder ein: ihr Lachen, ihre Stärke, ihr Spieltrieb. Sie hatte Mom durchschaut, Paps und mich sowieso. Sie hatte immer gewusst, was ich wollte, ohne dass ich es ihr je gesagt hatte. War das eine Form der Telepathie? »Ja!«, sagte Shiva.
    Ich kuschelte mich noch näher an ihn und schlang sogar meine Arme um seinen Oberkörper. Ich befürchtete, er würde jeden Moment unsere Zweisamkeit beenden, aber dem war nicht so. Er erwiderte sogar meine Sehnsucht nach Geborgenheit und mir standen die Tränen in den Augen. »Was ist mit Tessa passiert? Was haben sie mit ihr gemacht? Wie ging es weiter und wo ist sie jetzt?«
    Shiva kraulte meinen Nacken und strich mir sanft über das Haar, als er antwortete. »Niemand weiß, wo Tessa jetzt ist. Sie lebte sieben Jahre bei den Rava auf Galaktica . Als sie vierzehn Jahre alt war, floh sie von dort. Vor ihr hatte das noch keiner geschafft. Ich erfuhr davon aus ihrer Akte. Das erstaunte mich und war auch die Motiv a tion in der Nacht, als ich mit dir fliehen musste. Durch sie erkannte ich, dass auch wir eine Chance haben.«
    Nun liefen mir die Tränen ganz ungeniert über mein Gesicht und tropften auf Shivas Hemd. Ich wusste nicht, welches Gefühl stärker war: Schmerz, weil meine Schwester nun wahrhaftig verloren war, irgendwo im Universum verschollen, oder Freude, weil sie den Rava hatte entkommen können und frei war – irgendwo da draußen. Zwischen Freud und Leid, Tränen und Glück schliefen wir beide Arm in Arm ein.
     
    So schön, wie dieser Abend endete, begann der nächste Morgen. Die ehrliche Aussprache und die Nähe zueinander hatten uns beiden gutgetan. Shivas verborgenes Wissen um Tessa stand nicht mehr zwischen uns und mein schöner Antikva zeigte allmählich seine menschlichen Seiten. Dieser Wochenstart war perfekt. Die Krönung an diesem Montag

Weitere Kostenlose Bücher