Super Nova (German Edition)
dass ich gleich meine Familie und Freude wiedersah, wurde bei dieser Vorstellung zwei t rangig.
»Dir ist bewusst, dass du gleich wieder so tun musst, als wären wir ein Paar, oder?«, fragte ich ihn freudig.
Er grinste vor sich hin. »Schon klar. Nicht, dass ich mich noch daran gewöhne«, neckte er mich und drehte sich sogar leicht in meine Richtung, um mir ein Lächeln zu schenken, bevor er wieder vollkommen ernst wurde und der Antikva in ihm die Kontrolle übernahm. »Nun zu etwas Wichtigerem, ich hatte es ganz vergessen ; es geht um deine Mutter!« Sogleich stach es in meinem Bauch.
»Wieso, was ist mit ihr?«
»Ich will nicht, dass du wütend wirst, es ist auch nicht meine Schuld und an der Vergangenheit kann ich leider nichts mehr ändern «, begann er und stockte.
»Was meinst du damit?« Mir ging es durch und durch, als ich an Babette und Shivas Anspielungen dachte.
»Kannst du dich an den Abend bei den Schreibers erinnern? Als sie mich sah und schrie?«, erkundigte sich Shiva.
Also doch, der Schrei galt damals ihm – ich hatte es die ganze Zeit befürchtet. »Ja, ich kann mich erinnern, sogar besser, als mir lieb ist. Aber warum? Ich meine, was hast du mit meiner Mutter zu tun?«
»Deine Mutter … Sie weiß es! Sie weiß so ziemlich alles. Sie weiß, wer Tessa entführt hat, und sie ist sich auch im Klaren darüber, was mit dir all die Jahre geschah. Besser gesagt: Sie kennt mich – mehr oder weniger. Für sie bin ich einer der bösen Übeltäter, der ihre Töchter holt. Als sie mich an dem Abend bei den Schreibers sah, war das offenbar zu viel für sie. Und so wird es wohl auch heute werden, wenn du nicht mit ihr darüber redest und ihr klarmachst, dass ich dich nicht entführen will!«
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Das konnte doch nicht wahr sein! Babette wusste es? All die vielen Jahre? Aber weshalb hatte sie nichts gesagt, mich nicht beschützt … kam es mir in den Sinn.
»Wie sollte sie? Gib ihr keine Schuld, Stella! Sie hatte zu keiner Zeit eine Chance gegen diese Übermacht. Sie steht dem Geschehen hilflos gegenüber. Was hätte sie tun können? Dein Vater wusste nicht, was um ihn herum geschah, sie weihte ihn nie ein. Erst in der Nacht, in der er starb, erkannte er, wer für die Entführung seiner ältesten Tochter verantwortlich war und wer dir ständig die Verle t zungen zufügte. Das war zu viel für ihn – er erlag einem Herzi n farkt. Ich war dabei, ebenso wie deine Mutter. Wir konnten nichts mehr für ihn tun!«
Ich war fassungslos, einfach nur erschüttert. Meine Gefühle wu r den durch ein unsanftes Schleuderprogramm gedreht. Shiva fuhr den Wagen an den Straßenrand und hielt an.
»Musstest du mir das ausgerechnet jetzt erzählen? So kurz bevor wir zu …«
»Du hast recht, ich hätte es dir früher erzählen sollen – oder am besten gar nicht, wenn es nach mir gegangen wäre. Ich weiß, wie sehr dich diese Informationen schockieren, aber wir müssen jetzt darüber reden, es geht nicht anders! Du musst deiner Mutter erkl ä ren, dass ich keine Gefahr für dich darstelle. Wie sonst können wir heute eine Party zusammen feiern, ohne dass es eskaliert, da sie vermutlich wieder schreien wird, sobald sie mich sieht«, verdeutlic h te Shiva seinen Standpunkt.
»Aber kannst du ihr nicht irgendeinen positiven Gedanken in den Kopf pflanzen? Ich glaube, ich schaff es nicht, mit ihr darüber zu sprechen. Du kannst sie doch lenken wie die anderen und ihr kla r machen, dass alles okay ist, oder?«
»Nein, bei deiner Mutter geht das leider nicht, ansonsten hätte ich es schon längst getan! Deine Mutter hat auch dieses besondere Gen, das sie geradezu immun gegen Gedankentransformationen macht. Es ist allerdings ein wenig anders als bei Tessa und dir – unsere Aufforderungen erreichen Babette nicht einmal. Während ihr euch gegen die Rava gewehrt habt, kamen die Signale bei deiner Mutter gar nicht erst an. Babette ist nicht kontrollierbar. Aber sie war für die Rava auch nie gefährlich. Sie verfügt über gar keine mentalen Kräfte.«
Während er mir das berichtete, wurde mir einiges bewusst.
»Also haben sie Mom auch …«, begann ich zaghaft.
»Ja, schon lange vor deiner Zeit. Deine Mutter war selbst seit i h rer Kindheit in die Testreihen integriert. Nur durch ihr Defizit, dass sie in keiner Weise mental empfänglich ist, wurden die Rava übe r haupt auf ihre Töchter aufmerksam. Babette weiß, wie es läuft. Und dann geschah dasselbe mit ihren Kindern. Sie sah sich
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