Super Nova (German Edition)
dunkle Nichts vor meinen Augen. Zittrig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Shiva kam hinter mir her und betätigte einen Lichtschalter, den ich ganz übe r sehen hatte. Sofort flackerten überall Leuchter auf. Der kurze Gang endete an einer Treppe, die in einen Keller führte. Shiva hatte nicht übertrieben. Der Keller war größer als das ganze Haus, er musste weit in den Garten hinaus reichen.
»Darum habe ich es gekauft. Dieser Keller ist ein ideales Versteck und bietet selbst vor den Rava Schutz. Keinen Sender würden sie hier unten aufspüren, so viel Eisen und Stahl wurden in der Decke und den Wänden verbaut.«
»Das heißt, wir werden jetzt in Bad Liebenstein wohnen?«
Er nickte und ich musste auflachen, denn es war ironisch.
»Wieso diese ganze Flucht? Dieses Theater von ›A‹ nach ›B‹ und zurück, obwohl du hier ein Haus hast?«
»Ich wollte erst sicher sein, dass wir sie abgeschüttelt haben. W ä ren wir vorher hierhergekommen, hätten die Rava diesen Unte r schlupf entdeckt, aber nun wohl nicht mehr. Selbst wenn sie uns suchen, denke ich nicht, dass sie es hier tun werden, denn wo versteckt man eine Nadel am besten?« Ohne meine Antwort abz u warten, verriet er es mir: »In einem Nadelkissen!
Wir sind so nah, dass sie uns glatt übersehen werden. Nur eines musst du dir merken: Niemand – und ich meine wirklich niemand, auch nicht dieser Tommy – darf davon erfahren. Erzähl ihnen, was du willst, je abgedrehter, umso besser, doch sag keinem die Wah r heit!« Ich nickte schweigend.
»Glaubst du, dass die Rava Tommy kontrollieren?«, erkundigte ich mich, als wir am Abend gemeinsam vor dem großen, offenen Kamin saßen. Obwohl es Mitte Mai und dazu recht warm war, fand ich es wunderschön, die Holzscheite knistern zu hören. Aus diesem Grund hatte Shiva den Kamin für mich angezündet. »Ich weiß nicht, ob sie ihn oder die Schreibers kontrollieren, aber sicher ist sicher!«, gab er mir zu verstehen.
Irritiert von den Wirren des Tages und doch glücklich schlief ich vor dem offenen Feuer in Shivas Armen ein. Am nächsten Morgen, gleich nach dem kargen Frühstück, kauften wir ein, um die Küche in dem Haus aufzufüllen. Den Nachmittag verbrachten wir am See im Elisabethpark, ganz in der Nähe der Schreibers. Ich konnte Torbens Villa von hier unten gut erkennen und hätte nur zu gerne bei Mutter vorbeigeschaut.
»Noch nicht, ein paar Tage solltest du warten, bis wir sie wieder besuchen«, sagte Shiva. Er hatte sicherlich recht. Aber es war ein merkwürdiges Gefühl, so nah und gleichzeitig doch so weit von daheim entfernt zu sein.
Das alte Haus im Burgweg hatte etwas Düsteres an sich. Es war so lange unbewohnt gewesen und ich fühlte mich dort noch nicht wohl. Vor allem der Keller machte mir Angst – er war wie ein Bunker. Shiva spürte offenbar meinen Missmut und nahm mich in seine Arme. Wir kuschelten uns zusammen auf die Parkbank und er strich mir eine Haarsträhne von der Stirn. Dann küsste er mich auf die Wange.
»Das glaube ich nicht, also doch! Ich h ätte nie im Leben … ich dachte «, ertönte es hinter uns laut und Rania tauchte auf. Schockiert bemerkte sie, wie ich schmachtend in Shivas Armen lag. Shiva lächelte verschmitzt. Rania sah aus wie geohrfeigt und ließ sich benommen zu uns auf die Bank sinken.
»Also seid ihr doch zusammen? Ich war davon überzeugt, dass es nur gespielt ist, und dachte teilweise, er würde dich zwingen, so zu tun, doch nun … Ich bin entsetzt!«, gestand sie.
»Welchen Grund hätte er, mich zu zwingen? Kannst du mir das bitte mal sagen?«, fragte ich nach und war leicht erschrocken, Rania hier zu treffen. Ich löste mich aus Shivas Umar mung, um ihr stan d haft in die Augen zu sehen. Sie zuckte konfus mit den Schultern. »Keine Ahnung«, flüsterte sie und blickte zu Shiva.
»Ich muss mich wohl bei euch entschuldigen. Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass es wahr ist! Aber was hast du nachts bei ihr im Cottage gemacht? Stella wusste nichts davon, wirklich nicht! Du hast sie kontrolliert, sie hat sich benommen wie eine Marionette, wann immer du in der Nähe warst. Und diese Aktion beim Frauenarzt … Ich war noch mal dort – die Ärztin konnte sich weder an dich noch daran erinnern, dass Stella einen Termin hatte! Das ist alles so unheimlich«, flüsterte sie in Gedanken versunken. Insgeheim musste ich Rania recht geben. Es war unheimlich und es waren noch lange nicht alle Details zu meiner Vergangenheit geklärt. Ich suchte
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