Super Nova (German Edition)
Küssen nützlich sein? Gut, ihr paart euch – der Fortpflanzung wegen. Aber das Küssen an sich muss doch gar nicht sein, oder? Das ergibt doch alles keinen Sinn!«, redete er sich selbst ein und schien mit diesem Thema komplett überfordert zu sein. Ich fand es allerdings entz ü ckend, mit ihm darüber zu sprechen.
»Wir Erdlinge paaren uns nicht nur wegen der Fortpflanzung, das müsste dir klar sein. Sex ist …«
»Schon gut, schon gut. Darüber müssen wir jetzt gar nicht r e den«, fiel er mir ins Wort und verwuschelte nervös sein Haar.
Während ich ihm gerührt gegenübersaß, ihn permanent beobac h tete, seine Schüchternheit erleben durfte und diese unglaubliche Scheu in ihm sah, überkam mich eine große Sehnsucht. Shiva blickte mich unsicher an und biss sich dabei leicht auf die Lippe.
»Ganz ehrlich, wozu soll das gut sein, so ein Kuss? Ich meine, was ist daran so toll?«
Jetzt hatte meine Stunde geschlagen – jetzt oder nie.
Wir saßen gemeinsam und dicht beieinander auf dem Bett. Er schien verängstigt und doch neugierig zu sein. Ich wollte ihm eine Antwort geben – eine passende …
»Was an einem Kuss so toll ist? Das kann ich dir nicht beschre i ben … aber ich kann es dir zeigen«, wisperte ich und näherte mich ihm bedächtig.
Zu meinem Glück wich Shiva nicht zurück, er sah mich nur u n aufhörlich an – die ganze Zeit. Seine Pupillen weiteten sich, seine Atmung wurde schneller und sein Herz raste ebenso wie meines, während ich ihm ganz nahe kam. Als meine Lippen seine berührten, schloss er die Augen …
Es war ein unbeschreibliches Gefühl – überwältigend und voller Liebe. So sanft, so rein und unschuldig.
Er erwiderte meinen Kuss mit einer unbekannten Zärtlichkeit. Ich roch seinen Duft, schmeckte seinen süßen Atem und fand mich einmal mehr im Himmel. Das Universum hatte mich zurück. Ich flog hinauf zu den Sternen und versank in reinster Wonne.
Nie zuvor wurde ich so geküsst.
~ 7 ~
Nova
Als wir am nächsten Morgen erwachten, lag ich kuschelnd in se i nen Armen und wünschte mir so sehr, dass die Zeit stehen bleiben würde – leider drehte sich der Zeiger weiter …
»Die Runde gestern Abend geht an dich! Aber nächstes Mal pass ich besser auf – auf deine Hormone!« Er gab mir zu meinem eig e nen Erstaunen einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er im Bad e zimmer verschwand.
Es war ein so warmer und sonniger Tag, dass wir uns entschi e den, draußen zu frühstücken. Hand in Hand schlenderten wir kurze Zeit später durch das alte Gemäuer hinaus auf die überdachte Terrasse, wo die Kellnerin schon eingedeckt hatte. Wir waren umzingelt vom Wald, auf einem hohen Berg, die alte Burg im Rücken, und es gab nichts als Stille, die uns einhüllte; es war vol l kommen.
Wir genossen ein ausgiebiges Frühstück. Danach packte ich uns einige Snacks ein, da wir diesen Sonntag am nahe liegenden Hautsee verbringen wollten. Als wir gegen Mittag dort ankamen, hatten wir Glück, denn niemand außer uns war da. An heißen Sommertagen war der See normalerweise gut besucht – er war ein kleiner Gehei m tipp –, doch heute hatten wir ihn für uns alleine. Ich wollte genauso wenig baden wie Shiva, aber die Umgebung war traumhaft zum Relaxen. Am Ufer breitete ich eine Decke aus und Shiva begann sogleich drei alte Handys, die er sich gekauft hatte, zu zerlegen.
»Was tust du da?«
»Ich will etwas probieren und mit diesen Dingern müsste es funktionieren«, säuselte er in seine Arbeit versunken und ich hatte eine düstere Vorahnung.
»Hat das etwas mit ihnen zu tun?«, erkundigte ich mich zaghaft und zeigte zum Himmel. Shiva sah mich an.
»Mehr oder weniger. Ich will versuchen, Kontakt herzustellen.«
»Mit den Rava ?«
»Nein, oh nein! Mit einem anderen«, sagte er kurz und griff zu einem winzigen Schraubenzieher, um Einzelteile aus einem der Handys zu entfernen.
»Du willst zurück, nicht wahr? Damit hat es zu tun. Du willst wieder nach Hause, dorthin, wo du noch nicht mal eine Familie hast.«
Ich fühlte mich niedergeschlagen und senkte den Blick. Shiva legte sofort die Handys beiseite.
»Bitte schau nicht so traurig! Ich will es doch nur versuchen und habe keine Ahnung, ob es funktioniert.«
»Und wenn es funktioniert? Was ist dann?«, wollte ich wissen.
»Dann sehen wir weiter!«
»›Weiter‹ heißt, du wirst gehen …«, schlussfolgerte ich und wan d te mich von ihm ab. Ich wollte nicht wieder weinen und kämpfte hartnäckig mit den
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