Super Nova (German Edition)
hatte er nicht zu sagen vermocht. Wir schienen in Sicherheit zu sein.
Niemand wusste, wo wir wohnten – bis auf Babette.
Mutter war eingeweiht und besuchte uns oft. Zu ihr ins Cottage konnten wir leider nicht mehr, ebenso wenig wie zu den Schreibers oder zu Tommy. Für sie waren wir offiziell in Italien, dabei lebten wir fast Tür an Tür. Aber da Babette mit keinem sprach, nichts verraten konnte und Gedankenkontrollen bei ihr ebenfalls nicht möglich waren, war sie ideal, um unser Geheimnis zu bewahren.
In diesen Sommermonaten baute sich eine Beziehung zu meiner Mutter auf, die ich nie für möglich gehalten hätte. Seit Tessas Ve r schwinden hatte ich erstmals wieder das Gefühl, eine Mutter zu haben – das war wundervoll.
In meinem Leben herrschte Frieden, obwohl mich die Sorge um Nova allmählich auffraß. Ich musste permanent an die Kleine denken. Jedoch sprach ich mit niemandem darüber, auch nicht mit Shiva. Ihr Name war zuletzt in der Nacht gefallen, als Dusty das erste Mal zu uns gekommen war – seitdem nie wieder.
Auch Mom wusste nichts von Nova. Was hätte ich auch sagen sollen? Du hast ein Enkelkind, das da oben bei diesen abscheulichen Kreaturen lebt?
Oh nein, nur daran zu denken, verursachte eine Weltuntergang s stimmung bei mir. Ich würde es niemals laut aussprechen können. Allein der Gedanke an Nova genügte, um mein Herz in tausend Stücke zu zerreißen. Im Grunde hätte alles so schön sein können. Ich war frei wie nie zuvor, war keinen Entführungen mehr ausg e setzt und konnte beruhigt schlafen gehen, ohne Angst vor Verle t zungen haben zu müssen. Ich hatte den Mann meiner Träume an meiner Seite, wir teilten uns Tisch und Bett und ich verbrachte mit Abstand den schönsten Sommer meines Lebens.
Unsere Liebe lebten wir in keuscher Zärtlichkeit. Ich genoss Shivas unschuldige Streicheleinheiten und seine himmlischen Küsse. Es war perfekt, fast zu schön, um wahr zu sein; ja, genau – es war zu schön, um wahr zu sein! Denn jedes Mal, wenn ich Shiva ansah und in seine funkelnden Smaragdaugen blickte, konnte ich Nova darin erkennen. Ob sie seine Augen hatte? Wie oft ich nachts erwachte und im Stillen um mein kleines Baby weinte, vermag ich nicht mehr zu sagen, aber ich glaube, es verging keine Nacht ohne Tränen.
Je weiter der Herbst durchs Land zog, desto stärker wurde mein Weinen. Die Zeit ihrer eigentlichen Geburt stand nämlich bevor. Ich wollte wissen, was bei den Rava geschah, wie es sein würde, wenn Nova alleine lebensfähig ist. Shiva wusste es sicherlich. Es kam der Abend, an dem ich es wagte, danach zu fragen.
Wir lagen gerade kuschelnd zusammen im Bett und ich war mir sicher, dass Shiva die Fragen kannte, die in meiner Seele brannten. Aber er wartete darauf, dass ich sie aussprach.
»Wann wird sie geboren? Wann ist ihr Geburtstag und wie wird sie auf die Welt kommen? Ich meine, wie funktioniert das bei den Rava ?«, erkundigte ich mich zaghaft.
Shiva hielt mich im Arm, als er antwortete, und streichelte dabei meinen Nacken. »Einen Geburtstag wie auf der Erde gibt es bei uns nicht. Es gibt den eigentlichen Entstehungstag und das ist in Novas Fall der 15. Februar gewesen. In der Nacht zum 15. Februar wurden dir Eizellen entnommen und ich selbst habe sie einen Tag später im Labor künstlich befruchtet. Auf diese Art kann ich es sogar ziemlich gut«, grinste er mich an. Mit seinen Worten holte er mich aus dem Tal des Leidens zurück.
»Wie ging es damals weiter?«, wollte ich wissen.
»In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde dir Nova eing e setzt. Vielleicht erinnerst du dich noch? Ich war dabei und hielt deine Hände.« Als ob ich das je vergessen könnte. Wie gut ich diesen Albtraum noch in meinem Gedächtnis hatte.
»Und ob ich mich erinnern kann … Ich meine, wann wird sie geboren, oder diesem Brutdings entnommen?«
»Wenn eine Schwangerschaft ganz natürlich verläuft, dauert es rund 266 Tage, das wäre in Novas Fall der 7. November.«
Mein Herz trommelte wild los und sprang mir fast aus der Brust.
Der 7. November – das war der Todestag meines Vaters. In jener Nacht vor sechs Jahren starb Paps und jetzt würde es der eigentliche Geburtstag meiner Tochter sein. Ich wollte nicht, dass Shiva meine Tränen sah und wandte mich beschämt von ihm ab.
»Ich weiß, dein Vater starb an diesem Tag, aber das ist Zufall«,
flüsterte er mitfühlend. Ich nickte gefasst. »Wie wird sie geboren, wie geht das bei euch?«, ließ ich nicht locker und blickte Shiva
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