Super Nova (German Edition)
Schein war so hell, dass es weh tat. Ich versuchte, meinen Kopf zur Seite zu drehen, aber es funktionierte nicht. Als würde ihn eine unsichtbare Macht festhalten. Ich probierte es erneut, wieder und wieder und mein Wille schien zu siegen. Ganz langsam gelang es mir, meinen Kopf nach rechts zu drehen. Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Hier war alles weiß und leuchtend, teilweise schimmerte es silbern im Raum. Bunte Farben gab es i m ganzen Zimmer nicht. An den Wänden befanden sich integrierte Schränke, zudem Vitrinen und eine Ablage mit merkwürdigen Gerätschaften. Es musste sich um eine Art Labor handeln.
Vor einer langen Arbeitsplatte standen drei Menschen, die mir den Rücken zuwandten. Sie waren alle weiß gekleidet und hantierten mit Flakons, silbrigen Gläsern, die im Lichte schillerten. Keiner von ihnen nahm mich wahr. Sie hatten zu tun. Mit einer langen, dünnen Nadel zogen sie gerade eine Flüssigkeit aus einem Flakon.
Kälte – ich spürte eisige Kälte auf meinem Bauch. Mein Kopf schreckte zurück und ich blickte entsetzt auf meinen Körper herab. Da waren lange weiße Finger, knochenlos, wie Gummi. Finger, die nicht von Menschen sein konnten. Die blanke Panik überkam mich. Ich wurde hektisch und versuchte, um mich zu schlagen. Die weißen langen Finger griffen fester nach mir, drückten mich nach unten und hielten mich fest. Ich gab nicht auf und kämpfte verbissen.
»Ruhig, Stella, ganz ruhig …«, hörte ich Stimmen in meinem Kopf. Eine andere Stimme in mir sagte: »Dass sie es jedes Mal schafft, sich zu befreien, ist mir ein Rätsel!«
»Wer ist da?«, wollte ich schreien, doch kein Laut kam über me i ne Lippen. Stattdessen bekam ich zur Antwort: »Das weißt du doch! Und nun beruhige dich. Bleib still liegen und entspanne dich.«
Meine Panik steigerte sich ins Unermessliche. Das helle Licht über mir blendete so stark, dass ich nicht erkennen konnte, wer mich da festhielt.
Ich sah nur die unmenschlichen Finger direkt auf meinem nac k ten Bauch. Erneut fuhr mein Kopf zur Seite. Da bemerkte ich einen der Menschen, es war ein junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren. Er kam gerade mit einer sehr langen, dünnen Nadel auf mich zu, an deren Ende ein kleiner Chip befest igt war. Er überreic h te sie den langen Finger n. Ich wollte aufstehen, sofort! Mit aller Gewalt und Kraft, die ich besaß, kämpfte ich gegen die an, die mich festhielten. Ich trat und spürte, dass ich etwas traf, denn e s klirrte.
Das erste echte Geräusch. Ich drehte mich hin und her und schaffte es sogar, mich zu erheben, wurde dann aber wieder auf die harte Unterlage gepresst.
»So geht das nicht, haltet sie fest, haltet sie endlich fest!«, hörte ich abermals eine der maschinenähnlichen Stimmen sagen. Aber nur in mir dröhnten die Worte, laut sprach hier niemand.
Oh nein, so leicht sollten sie es nicht haben! In Anbetracht der Tatsache, dass diese Nadel ganz nah an mich herangeführt wurde, nahm ich noch einmal meinen ganzen Mut zusammen und wehrte mich. Ich konnte die Nadel – eine Art Spritze – deutlich unter dem Lichtkegel, nur wenige Zentimeter über meinem Bauch, funkeln sehen. Dadurch bekam ich die Energie, die ich brauchte, um weite r zukämpfen. Plötzlich hörte ich einen Namen, der meinen Willen brach.
»Shiva!«, hallte es.
Ich blickte wieder nach rechts. Das Entsetzen stand mir ins G e sicht geschrieben. Da sah ich ihn, Shiva! Er war einer der drei Menschen, die a n den Flakons gearbeitet hatten!
Shiva befand sich vor den weißen, ablageähnlichen Laborschrä n ken und sah mich an. Seine Augen, die mir sonst oft Angst machten, waren nun mein Rettungsanker – etwas Vertrautes in dieser beäng s tigenden Fremdheit der weißen Wände.
»Shiva«, hörte ich seinen Namen erneut und bemerkte, dass es meine eigenen, laut ausgesprochenen Worte waren, die den stillen Raum durchbrachen. Ganz langsam kam er zu mir.
»Shiva«, hauchte ich wiederholt, diesmal aber bewusst. Er war ganz nah neben mir, als ich einen tiefen Stich spürte. Einen Stich, der meinen Bauch durchbohrte. Ich wollte aufschreien, doch in dem Moment umfasste er meine Hand mit seinen Händen und kam noch näher. Ich fühlte seine Körperwärme, roch seinen verführerischen Duft.
Ich betrachtete unsere Hände, meine geschützt in seinen, und sah an seinem Finger einen silbernen Ring, in dessen Mitte eine Kugel eingelassen war.
Darauf befand sich ein Zeichen – eine Art Kreuz mit einem Dach. Von der Kugel ausgehend, erstreckten
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