Super Nova (German Edition)
Prozess fortzusetzen. Oder was glaubst du, woher eure Technologien kommen?«
Ich stand an diesem Samstagabend mitten im Bad Liebensteiner Wald und mein Weltbild brach soeben in sich zusammen. Ich fühlte mich wie eine Ameise in einem Experimentierkasten. Konnte das wahr sein, was dieser Mann erzählte? Besorgt sah ich ihn an. Ich wollte mehr hören, mehr erfahren und eine Antwort auf die eleme n tarste Frage: Was hatte das alles mit mir zu tun? Auch das wusste er genauer, als mir lieb war.
»Du bist ihnen schon oft begegnet! Du wurdest auch schon oft geholt, nur wirst du dich nicht daran erinnern können. Sie sind Meister der Telepathie. Sie selbst nennen es Gedankentransformat i on und sind grandios darin, die Gedanken eurer Spezies zu beei n flussen. Jeder Mensch – du genauso wie sie – hat die Fähigkeit, eine geistige Kraft zu entwickeln, aufzubauen und damit umzugehen. Nur, die Menschen der Erde nutzen dies nicht.«
Ich wollte, dass es sich bei dieser Aussprache um einen weiteren Traum handelte. Und ich wollte sofort aufwachen!
Mein Horrorszenario wurde gerade zum Leben erweckt. Was Dog mir erzählte, war schlimmer als jeder Albtraum.
»Wer sind sie? Was heißt, sie haben mich geholt? Wann und w o hin?«, fuhr ich ihn betroffen an und war den Tränen nahe.
Wieder legte er seinen kräftigen Arm um mich. »Keine Angst, kleine Stella, du kannst daran sowieso nichts ändern. Ja, sie holen dich, schon seit vielen Jahren. Ich kann dir versichern, dass es bald
aufhört. Sie forschen lieber an Kindern und Jugendlichen, ab einem bestimmten Alter werdet ihr uninteressant für sie. Und wohin sie dich holen? Nicht weit weg, keine Sorge! Du befindest dich immer nahe der Erde, in einer Kapsel, deren Name Swiffa ist. Ihr würdet es als Raumschiff oder Ufo bezeichnen. Aber die Dinger heißen nun mal Swiffa ; sie sind sch n eller als das Licht. Mit den Swiffa reisen sie von einem Sonnensystem zum anderen, kommen aber auch rege l mäßig zur Erde zurück, um dort ihre Nachkommen zu studieren.«
Mir liefen Tränen übers Gesicht. »Ich? Aber warum ausgerechnet ich? Und woher um alles in der Welt wissen Sie das?«
»Geboren wurde ich da oben«, sagte er und zeigte zum Himmel.
»Sie brachten mich vor einigen Ja hren auf die Erde, weil … nun weil ich denen nicht so ganz in den Kram passte. Ich lass mir nicht gerne Dinge aufzwingen. Ich liebe meine Freiheit, aber dort geht es nicht ganz so frei zu. Jedenfalls kenne ich die Zeichen genau. Sie kommunizieren über die Sterne. Die blinken nicht grundlos am Himmel, glaube mir. Und wenn eine Swiffa in der Nähe ist, merke ich das sofort. Sie kommen oft sehr nah zu dir und auch zu dem kleinen Jungen im Heim. Deshalb nannte ich euch Sternenkinder. Und ehrlich, Stella, irgendwo tief in dir weißt du es. Sie bringen dich zwar jedes Mal dazu, die Entführung und die Tests zu vergessen, sie im schlimmsten Fall als Traum wahrzunehmen, sonst würde man als Mensch vermutlich durchdrehen, dennoch musst du etwas bemerkt haben, oder?«, erkundigte er sich interessiert und die Puzzleteile der Merkwürdigkeiten in meinem Leben fügten sich zu einem Bild … einem Bild der Bestürzung.
Als Erstes fiel mir Shiva ein. Sollte er etwa ein Außerirdischer sein? Ich musste an seinen Ring denken: eine Planetengruppe aus einem anderen Sonnensystem mit dem Symbol der Heimat. Das hatte mir Sascha schon vor Wochen erzählt. Wie konnte ich nur so blind sein? Aber so recht glauben konnte ich die Ausführungen auch nicht – es war einfach unbegreiflich.
In diesem Moment spürte ich, wie festgefahren die Grenzen meiner Wahrnehmung waren. Es passte alles und ergab einen Sinn. Trotzdem wollte ich es nicht akzeptieren! Ich wehrte mich heftig gegen die Vorstellung, regelmäßig von irgendwelchen Außerird i schen entführt zu werden. Mein letzter Albtraum kam zurück. Meine Erinnerungen an die Nacht wurden farbiger – als mich diese langen weißen Finger festhielten und ich mich so stark wehrte, bis Shiva kam.
»Es ist alles nur ein Traum«, hatte er mir damals ins Ohr g e haucht. Konnte das wirklich wahr gewesen sein? Selbst Dogs starke Arme verhinderten nicht, dass ich ungeniert zusammenbrach. Schluchzend lag ich auf dem kalten, feuchten Waldboden und weinte den ganzen Schmerz aus meiner Seele. Darko, der Hund, der mir plötzlich keine Angst mehr machen konnte, schubste mich tröstend mit seiner feuchten Schnauze.
Da hob mich Dog auf und trug mich in seine Hütte.
~ 7
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