Super Nova (German Edition)
meinen Nudeln, während Shiva sein Essen mit einem gequälten Gesichtsausdruck herunterwürgte.
»Die Nahrung auf diesem Planeten bringt mich irgendwann noch um«, säuselte er vor sich hin, als ich über die Konsequenzen nac h dachte. »Meintest du mit unabsehbaren Konsequenzen meine Familie, meine Freunde und mein restliches Leben?«
»Unter anderem. Nichts wird je wieder so sein, wie es noch ge s tern war. Weder für dich noch für mich. Dein Entschluss, das Elixier nicht zu trinken, und meine Dummheit, dies nicht zu beme r ken, haben eine Kettenreaktion ausgelöst, die ihresgleichen sucht. Wir beide sind wohl die meistgesuchten Aussätzigen im ganzen Universum. Aber ohne Sender können uns selbst die Rava nur schwer ausfindig machen und das ist unsere Chance. Sie werden jedoch alle Menschen aus deinem Umfeld kontrollieren, um unseren Aufenthaltsort zu erfahren.«
»Das heißt, meine Mutter, Tommy, Rania und die Schreibers sind meinetwegen in Gefahr?«, fragte ich von Angst erfüllt, aber Shiva schüttelte den Kopf, während er seinen Salat kaute.
»Nein, in Gefahr sind sie nicht. Doch sie werden von den Rava heimgesucht und unter anderem auf die Swiffa geholt, ja. Ihre Gedanken werden kontrolliert. Sie werden praktisch mental durc h leuchtet. Alles, was sie wissen, wird den Rava zugänglich sein wie ein offenes Buch. Sagst du deinen Freunden jemals, wo wir sind, kö n nen wir uns gleich selbst stellen!« Mir wollte das alles nicht in den Kopf gehen. Ich presste meine Hände gegen die Schläfen und versuchte, angestrengt nachzudenken.
»Wie lange soll dieser Wahnsinn dauern? Ich kann auch nicht wieder nach Hause, oder? Und was wird aus meiner Ausbildung, aus meinem Leben?«, rief ich panisch und Shiva legte seinen Zeigefinger an seine perfekt geformten Lippen, um mir zu symbolisieren, ich solle leiser sein. Er wollte keine Zuhörer, auch wenn wir abseits saßen. Ich näherte mich Shiva und stellte ihm dieselben Fragen nochmals im Flüsterton. Er lächelte schalkhaft.
»Du machst dir im Ernst Sorgen um deine Ausbildung angesichts dessen, was wir getan haben?«
»Aber wir haben doch nichts Schlimmes getan! Im Grunde habe ich gar nichts getan!«, protestierte ich.
»Wo wir wieder bei dem Thema ›Wissen‹ wären. Du weißt zu viel und stellst eine Gefahr dar – sowohl für die Rava als auch für deinen Heimatplaneten Erde.«
Ich hatte das Besteck beiseitegelegt und ließ meinen Kopf ve r zweifelt in meine Hände sinken. »Und wie geht es nun weiter? Was wird aus meiner Mutter? Sie kann sich alleine nicht versorgen.«
»Ich denke, die Schreibers kümmern sich um sie. Ich habe To r ben kennengelernt, er dachte viel an deine Mutter und wird sich gewiss ihrer annehmen.«
»Aber darf ich sie denn nie wieder sehen? Muss ich nun mein restliches Leben auf der Flucht sein?« Ich musste meine Tränen, die schon wieder auf dem Vormarsch waren, zurückschniefen. Shiva schob seinen Teller zur Seite.
»Sehen? Vielleicht ab und an, wenn die Rava unsere Spur verl o ren haben und Gras über das Geschehene gewachsen ist. Momentan würde ich es aber nicht gutheißen. Solltest du deine Mutter oder deine Freunde dennoch besuchen, erzähle ihnen NIEMALS, wo du dich aufhältst! Du solltest dir am besten ganz woanders ein neues Leben aufbauen und es keinem von deinen bisherigen Bekannten zugänglich machen, wenn du dich selbst retten willst.«
Ich wollte nicht glauben, was er da sagte. Wie konnte ich mein Leben hinter mir lassen? Hatte ich nicht schon genug verloren? Erst Tessa, dann Vater und jetzt auch noch meine Familie und Freunde – alle und alles? Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr besiegen. Schamlos glitten sie über meine Wangen und Shiva blickte beschämt zur Seite.
»Schau mich an!«, forderte ich ihn auf. »Ich sitze hier in einem feinen Restaurant und trage seit zwanzig Stunden dieselbe Kleidung mit deiner Jacke, die mir viel zu groß ist. Ich habe nichts außer meinem blanken Leben bei mir … keinen Cent, kein T-Shirt und keine Hose zum Wechseln – einfach nichts! Und zu Hause sind Menschen, die ich liebe und die sich gewiss schon meinetwegen sorgen. Bitte, BITTE, lass mich noch einmal, nur ein einziges Mal, nach Hause fahren! Ich möchte ein paar Sachen packen und mich
verabschieden. Die Schreibers müssen sich um Babette kümmern. Ich muss Torben verdeutlichen, dass ich vorerst nicht zurückkann. Shiva, lass mich nach Hause, nur kurz, jetzt gleich. Ich muss zu meiner Mutter!« Er starrte auf die
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