Super Sad True Love Story
Saaami-Sommer-BHs?
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Ja, aber die kosten achtzig Euro.
SALLYSTAR: Wie viel ist das?
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Viel zu viel. Im Saaami Store an der Elizabeth Street kriegst du sie viel billiger, oder du bestellst einfach bei TeenyBopper. Wieso willst du einen BH tragen, bei dem jeder deine Nippel sehen kann? Und überhaupt, ich dachte, du machst dir nichts aus Mode.
SALLYSTAR: Die trägt jeder. Sogar in Fort Lee.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Wer denn in Fort Lee?
SALLYSTAR: Grace Lees Schwester.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Boni? Die dumme Kuh.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally, hat Dad dich geschlagen?
SALLYSTAR: Er sagt, er vermisst Kalifornien. Seine Sprechstunde war die ganze Woche leer. Alle Koreaner in New Jersey haben schon Fußtherapeuten. Mom benimmt sich wie auf Raumpatrouille.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Na gut, dann antworte eben nicht auf meine Frage. Danke, dass du mein Test-Ergebnis versteckt hast.
SALLYSTAR: Mom hat es ja doch gefunden. Was geht ab?
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Ich hab hier einen süßen Weißen kennengelernt. Arbeitet für KraftGMFord.
SALLYSTAR: Mit Koreanern zusammen sein ist einfacher. Für die Familien und so.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Vielen Dank, Mom.
SALLYSTAR: Ich sag’s ja bloß.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Klar, vielleicht komme ich mit einem Koreaner zusammen, so einem wie Dad. Das nennt man dann «Wiederholungsmuster».
SALLYSTAR: Egal. Schröpf ihn ordentlich. Ich muss um eins zu einem Treffen.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Was für ein Treffen?
SALLYSTAR: Columbia-Tsinghua-Protestmeeting gegen die ARR. In einer Woche fahren wir nach Washington.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Was ist denn die ARR?
SALLYSTAR: Amerikanische Restaurationsregierung. Die Überparteilichen. Streamst du etwa nie Nachrichten?
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Du bist WIRKLICH sauer auf mich.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally, du musst nicht bei Mom und Dad wohnen bleiben. Du kannst ein Zimmer im Barnard-Wohnheim kriegen. Du kannst dir ein bezahltes Praktikum oder einen Job in einem Laden besorgen. Ich will nicht, dass du politisch wirst. Lass uns doch einfach bloß das Leben genießen.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally? Hallo? Möchtest du, dass ich nach Hause komme? Wenn du willst, fliege ich morgen zurück. Ich kümmere mich um Mom.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally, bitte sei nicht sauer aufmich. Tut mir leid, dass ich nicht da bin, wenn du und Mommy mich braucht. Ich bin echt eine Versagerin.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally? Hallo? Du bist wahrscheinlich los. Nach eurer Zeit ist es jetzt eins.
EUNI-DIOTIN UNTERWEGS: Sally, ich liebe dich.
4. Juni
LEONARDO DABRAMOVINCI AN EUNI-DIOTIN UNTERWEGS:
Ah, hallo. Hier ist Lenny Abramov. Vielleicht erinnerst du dich an mich von unserer kurzen Begegnung in Rom. Danke fürs Zähneputzen! Hihi. Also, bin grad wieder in die VS von A zurückgekehrt. Ich trainiere mich im Abkürzen. In Rom hast du IGIMGK gesagt, glaube ich. Heißt das «Ich glaub, ich muss gleich kotzen»? Siehst du, so alt bin ich noch gar nicht. Egal, ich habe an dich gedacht. Kommst du irgendwann in nächster Zeit nach New York? Dann hast du eine Bleibe. Ich habe hier eine nette Wohnung, 70 Quadratmeter, Balkon, Blick auf Downtown. Mit «da Tonino» kann ich zwar nicht mithalten, aber ich mach dir echt starke gebratene Auberginen. Ich kann sogar auf der Couch schlafen, wenn du willst. Ruf mich jederzeit an oder schreib mir. Es war richtig, richtig, RICHTIG toll, dich kennenzulernen. Während ich das hier schreibe, lerne ich die Sternbilder deiner Sommersprossen auswendig (ich hoffe, das ist dir nicht unangenehm).
Alles Liebe,
Leonard
DER OTTER SCHLÄGT ZURÜCK
Aus dem Tagebuch des Lenny Abramov
4. Juni
New York
Liebstes Tagebuch,
gesehen habe ich den dicken Mann in der First Class Lounge am Flughafen Fiumicino. Die haben da ein spezielles Terminal für Flüge in die Vereinigten Staaten und den SicherheitsStaat Israel, das heruntergekommenste Terminal des römischen Flughafens insgesamt, wo im Grunde jeder Nichtpassagier entweder eine Waffe trägt oder dir irgendeinen Scanner entgegenstreckt. Für die Economy-Class-Passagiere gibt es nicht mal mehr Sitze an den Flugsteigen, weil man sie im Stehen besser scannen, ihnen in Hautfalten strahlen und sie wie eine Sechshundert-Watt-Birne aufleuchten lassen kann. Na egal, in der First Class Lounge ist das Leben entschieden angenehmer, und da bin ich hin, um vielleicht in letzter Minute noch Vermögende Privatpersonen zu finden, potenzielle
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