Superhirn Sammelband
Institut fort:
»Gut, Monsieur Vinloh. Wenn Sie den Dieb in den Kellern geortet haben, kann er wohl schlecht woanders sein! Sie haben da ja auch genug Leute, so daß Sie uns nicht mehr brauchen! ich melde das der Polizeistation. Wir selber gehen – wie befohlen – in den Katastropheneinsatz. Und der gesamte Außendienst, der gegenwärtig nach dem Dieb im Freien fahndet, kann abgezogen werden. Ende!«
»Ende!« kam die quietschende Bestätigung.
Der Polizist mit der Signalkelle öffnete die hintere Wagentür. Beim Einsteigen sagte er:
»Möchte wissen, was mit dem Sprechfunk los ist. Brossac-Centre und die Streifenwagen melden sich völlig normal. Nur aus dem Institut kommt dieses Mäusepfeifen Das Polizeiauto fuhr ab.
»Halt!! brüllte Gérard. »Suchen Sie wenigstens am Bahndamm! Da hockt 'ne verdächtige Gestalt mit einem Pilz!«
Henri packte den Freund beim-Arm. »Still, Mensch! Willst du dem Kommissar da drinnen in den Rücken fallen? Als Mini-Männer hocken die doch in der Klemme! Ihre Hauptsorge ist, daß kein Kollege sie so erbärmlich sieht!«
»Ihre Hauptsorge ist, daß wir ihnen helfen!« erklärte Tati energisch. Die Gefährten schlüpften unter der geschlossenen Schranke hindurch und zerrten ihre Räder nach.
»Im Pf-pf-pförtnerhaus ist kein Mensch«, murmelte Prosper.
Von Loulou gefolgt, strampelten sie auf das Chefgebäude zu. Im Inneren der Eingangshalle war Licht. Ein großer Mann hielt die Glastür auf. Der Kantinen-Wirt!
»Sie sind wohl jetzt Mädchen für alles'?« fragte Superhirn.
Das meinte er im Ernst, und der verstörte Monsieur Roller bestätigte sogleich:
»ja! Aber das kommt nur daher, daß sie im medizinischen Versuchstrakt durchgedreht sind und Personal dorthin gerufen haben! Schnell, Professor Kyber erwartet euch in der Zentrale. Da sind auch die Heinzelmännchen von der Polizei!«
Im Arbeitszimmer des Institutsleiters bot sich den Gefährten ein schauriges Bild. Auf seinem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch stand Superhirns verkleinerter Onkel. Er hatte die Größe, nicht aber die Proportionen eines zwei-bis dreijährigen Kindes, sondern die einer Puppe, glich also der künstlichen Nachbildung eines Erwachsenen.
Das besonders Gefährliche daran wurde den Eintretenden sogleich klar: Ein normal proportionierter Dreijähriger kann einen Telefonhörer ergreifen, er hat die Kraft, ihn an sein Ohr zu heben, und sein Stimm-und Hörvermögen sind der Erwachsenenwelt angepaßt. Bei der »Schrumpfpuppe« eines Erwachsenen aber hatte sich alles in einem regelmäßigen Verhältnis zurückentwickelt, demnach samt und sonders gegen die Natur!
Für das schmale Mini-Männchen und dessen zerbrechliches Knochengerüst war selbst ein einfacher Kugelschreiber schwer zu handhaben. Seine hohe, helle Stimme setzte sich kaum durch. Ein normales Geräusch wirkte wie ein Schlag auf seine Trommelfelle.
»Bleibt stehen!« kam sein mühsamer Schrei wie aus weiter, weiter Ferne. »Hallet den Pudel fest, um Himmels willen!«
Doch Tati hatte Loulou schon an sich gepreßt.
»Was laufen denn da für Lampenschirme auf dem Schreibtisch rum?« staunte Henri. Superhirn beugte sich vor und äugte angestrengt durch seine Brille. Dann sagte er: »Kommissar Vinloh erkenne ich. Die beiden anderen scheinen seine Assistenten zu sein. ja, was haben die denn an? Die sehen ja aus wie Flimmertüten!«
»Und Professor Kyber guckt wie aus 'ner kaputten Sonnenschirm-Hülle!« raunte Tati. Der Kantinenwirt, der hinter der Gruppe stand, erklärte mit gedämpfter Stimme: »Leichteste Seidenfolie aus den Labors! Ganz teures Zeug. ich hab's zurechtgeschnippelt, weil jeder Anzugstoff zu schwer wäre!«
»Wo sind die anderen?« fragte Superhirn mit gleichmäßiger, etwas hochgestellter Stimme, damit die Mini-Männer auf und hinter dem Schreibtisch ihn verstehen konnten. Bei normaler Ansprache würden sie die meisten Worte nur wie eine Art Gebell vernehmen. Kommissar Vinloh hockte jetzt verdrießlich auf seinem Handfunk-Gerät. Er benutzte es wie jemand, der sich auf einem Koffer ausruht. Natürlich war das Gerät ausgeschaltet, doch man begriff, welche enormen Willensenergien ihn die Verständigung mit der Besatzung des Polizeiwagens gekostet haben mußte.
Superhirn zog seinen Notizblock hervor: »Nach meinen Berechnungen sind außer den 22 Erstbetroffenen noch 6 Polizisten als Opfer zu verzeichnen, von den 7 Suchhunden mal abgesehen. Dann du, Onkel Victor, der Kommissar und seine beiden Assistenten …«
»Ja!« riefen
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