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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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rechte Hand zum Paradegruß an die Mütze und machte mit gespitztem Mund »Begrüßungsmusik.«
    »Tärä, tätätätä – lärä, tärä, täräää …«
    Wie in Trance schwankten die Gefährten an ihm vorbei auf die schnittige Motorjacht zu.
    »Da-das ist ja ein Zollkreuzer!« staunte Prosper.
    »Wer hat schon mal so ein Gedicht von Zoll-Kreuzer gesehen?«, fragte Gerard. »Das scheint mir eher ne Staatsjacht zu sein!«
    Tati dachte praktischer »Ich möchte nur noch die Gebrauchsräume sehen – und dann die Betten. Weiter nichts.« Und während sie dem Hafenmeister folgte, der das Innere in wahre Lichtkaskaden hüllte, fügte sie unbeeindruckt hinzu: »Wir sind keine Marchenkinder, Eine Prunkbarke brauchen wir nicht. Die Rodincourts haben uns mit ihrem Feuerwerk verscheucht – ich wäre viel, viel lieber im Turm geblieben.«
    »Ich auch!« rief Micha.
    Die Königin der Meere hatte jedoch allerlei zu bieten: bequeme Vorder-und AchterSchlafräume, gleich zwei Waschgelegenheiten, eine komplette Küche mit gefülltem Kühlschrank und einer randvollen Tiefkühltruhe. Das Schiff stand offenbar ununterbrochen zum Empfang von Gästen bereit.
    »Nur abfahren könnt ihr nicht4 grinste der Hafen meister. »Die Motoren sind gesichert, das Ruderhaus ist durch Alarmanlagen abgeblockt. Außerdem haben meine Leute und ich bei Tag und bei Nacht ein Auge auf das Schiffchen!«
    Als sich Monsieur Valentin verabschiedet hatte, stürzten sich die Gefährten im Sälen über die Zeitung.
    »Ich wi-wi-will's mit eigenen Augen lesen, daß der Hexer in Belgien ist! rief Prosper.
    »Wann ist er aus der Irrenanstalt entsprungen?« drängte Henri. »Das ist die Frage! Könnte er schon gestern in Brossac gewesen sein? Dann hätte er den ganzen Höllentanz veranlaßt – Er und kein anderer! Dann hätte auch nur er das Millionenbild geklaut! Er – und nicht die arme Madame Dingdong!«
    Superhirn hatte den Text bereits überflogen:
    »Madame Dingdong ist in jedem Fall unschuldig!« erklärte er kalt. »Und ich muß euch leider enttäuschen: Der Hexer ist laut Zeitungsbericht erst gestern abend ausgebrochen, und zwar aus der polizeilichen Nervenklinik in Paris!«
    »Aber wie verträgt sich das?« fragte Micha ungeduldig.
    »Und was heißt gestern?« brummte Gérard. »Es ist jetzt null Uhr zwanzig!«
    »Rechne die zwanzig Minuten ab – oder meinetwegen einundzwanzig«, versetzte Superhirn.
    »Dann hast du gestern'. Als Madame Dingdong im Schloß Rodincourt putzte, saß der Hexer noch hinter Gittern! Er kann den ganzen Kladderadatsch nicht ausgelöst haben. Dieser Dr. Renard, unser Hexer, ist zwar ein irres Genie – oder ein genialer Irrer, aber ein Magier ist er keinesfalls!«
    »Nehmen wir an, er ist in Belgien – wie's hier steht.« seufzte Tati. »Ich für mein Teil, ich bin todmüde. Egal was ist, ich muß ins Bett!«
    Alle befanden sich in einem sonderbaren Zustand von Erregtheit und Müdigkeit. Doch die Müdigkeit überwog So bemerkte keiner das alarmierende Knurren des Pudels.
    »Gut, reden wir morgen früh weiter«, entschied Superhirn. »Ich werde alles versuchen, Kommissar Rose herzukriegen Henri, du schläfst mit mir in der Achterkajüte. Tati, du richtest dich mit den anderen im Vorschiff ein.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, gähnte das Mädchen. »Der Hexer kann mir den Buckel runterrutschen!«
    Da ertönte eine klare, volltönende, aber eisige Stimme aus dem Hintergrund des Salons:
    »Ei, ei, wer wird so unhöflich sein? Wie käme ich denn dazu? ich bin ein Mann mit Manieren!
    Nie würde ich einer jungen Dame den Buckel runterrutschen!«
    Die Köpfe der Gefährten schnellten herum. Im Reflex erwischte Micha gerade noch den Pudel. vor ihnen stand – der Hexer …
– 5 –
Ein Bluff wirkt selten allein:
Auf dem Schiff geht es »rund«!
    Die Stille, die den Worten des Ungeheuers folgte, erschien den Freunden wie ein endloser Steinschlag – ein Poltern und Brausen inneren Entsetzens. Doktor Renard, der Hexer, den sie krank und zusammengebrochen in Erinnerung hatten, sah frisch und sportlich aus. Nichts Gehetztes war in seinem Wesen, im Gegenteil: Er verstrahlte Spannkraft. Der ohnehin weltläufige Mann, eher ein Playboy-Typ, konnte wieder lächeln, als sei nichts geschehen, als habe er nicht erst vor kurzem ganze Provinzen in Angst und Schrecken versetzt. Er erriet die Gedanken der Jugendlichen, denn er sagte:
    »Keine Sorge, ich übertrage keine Krankheitserreger mehr. Die Pariser Ärzte waren schlauer, als ich

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