Superhirn Sammelband
weshalb wir auf diesem Schiff sind?«
Der »Hexer« wirkte mehr und mehr verunsichert.
»ich wußte zuerst nicht, wo ihr überhaupt wart«, gab er zu. »Da hab ich von einem Campingplatz aus im Forschungsinstitut angerufen, das heißt, ich hab einen jungen anrufen lassen. Der sollte nach euch fragen. Professor Romilly ließ sagen, die Rodincourts hätten ihm mitgeteilt, daß sie euch auf diese Jacht umquartieren würden. Wegen des Feuerwerks, das da vorzeitig hochgegangen ist – was weiß ich? Durch unsachgemäße Behandlung oder so. Ich sah ja auch die vielen Löschfahrzeuge und die Neugierigen. Ich kam dann doch noch eher hier an als ihr, Na und?«
Plötzlich straffte er sich: »Rucksäcke auf! Öffnet eure Beutel und Taschen1 Alles hier ausbreiten. Aber alles …! Ich sah, was ihr an Bord getragen habt, also keinen Schummel! Los, los …«
»Tun wir ihm den Gefallen«, sagte Superhirn ruhig. Er bückte sich und öffnete seinen Rucksack.
»Die Puppe haben wir nicht, und was wir nicht haben, kann er auch nicht finden!«
»Aber …«, schluckte Tati.
»Was – aber?« zischte der »Hexer«. »Wenn ihr mich betrügt, fliegt der Kahn hier in die Luft, so wahr man mich den Hexer nennt. Schneller …« Er stieß mit der Fußspitze nach Tatis Kulturbeutel, den sie eben geöffnet hatte, zertrat die Hülle der Zahnbürste und die Seifenschale. Ein Röhrchen mit Pfefferminzpastillen rollte durch den Salon. »Die Puppe!« keuchte er. »Die Puppe!« Prosper wollte seinen teuren Fotoapparat in Sicherheit bringen.
»Was hast du da?« fuhr der »Hexer« auf ihn zu, drehte ihn um, zerschmetterte das Gerät an der Tischkante und gab dem jungen einen mächtigen Stoß. Danach kriegte er Micha an den Haaren:
»Du hast die Puppe! Gib sie raus, wenn dir dein Skalp was wert ist, du abgebrochener Indianer!«
Aber da hatte er den Pudel am Bein! Mit seinen spitzen Zähnen verteidigte Loulou Micha wie rasend.
»Gib's ihm!« feuerte Tati den Pudel an.
Verzweifelt damit beschäftigt, Loulou abzuschütteln, sprang der »Hexer« jetzt auf Gerards Gepäck herum. Er vergaß keinen Moment, daß er die Puppe suchte.
»Lauf raus, Superhirn!« schnaufte Gérard. »Bring sie in Sicherheit! Schrei um Hilfe!«
»Wehe!« rief der »Hexer« mit verzerrtem Gesicht. »Also du hast sie!«
Er bückte sich über Superhirns Sachen und kramte mit der linken Hand darin herum, daß die Fetzen nur so flogen. Da biß ihn Loulou in die Rechte. Der »Hexer« schrie auf und ließ die Pistole fallen. Gérard »kickte« die Waffe in die entfernteste Ecke. Den Angriff Renards wehrte er ab, indem er dessen Magenpartie mit seinem harten »Fußballschädel« konterte. Das Weitere übernahm Tati mit einigen, geschickten Verteidigungsgriffen.
Stöhnend kauerte der »Hexer« auf dem Sofa.
»Sie haben sich also davon überzeugt, daß die Puppe nicht hier ist.« grinste Superhirn freundlich.
Prosper starrte fassungslos auf Superhirns geleerten Rucksack und die umherliegenden Sachen. Er hatte wie die anderen gesehen, daß die Puppe von Superhirn besonders sorgfältig im Rucksack verwahrt worden war. Normalerweise hätte sie unter dem ganzen Zeug sein müssen…
»Die Puppe ist auf dem Polizeikommissariat von Brossac«, log Superhirn kaltblütig weiter.
»Und wie ich merke, sind Sie schlecht informiert! Eine gewisse Madame Dingdong hat sie uns gestohlen und sie versehentlich am Tatort des Gemälderaubs im Schloß liegen lassen! Pech für die gute Frau! Das Millionenbild ist zwar noch nicht wieder da, aber die Puppe ist ein wertvoller Beweis gegen sie.«
Der »Hexerd richtete sich auf. Aus fiebrigen, geweiteten Augen starrte er Superhirn an. Völlig, aber auch völlig bestürzt, stammelte er:
»Was redest du da? Eine Madame hat die Puppe… Äh, und im schloß ist ein Bild – ein teures Bild gestohlen worden?«
»Daher das Feuerwerk« sagte Henri. »Das Bild trug nämlich ein verstecktes pyrotechnisches Plömbchen, das allerdings erst lange nach dem Millionenraub hochging. Sehr merkwürdig, nicht?«
»Kennen Sie Madame Dingdong?« fragte Tati. »Sie können ihr und uns helfen. Ehrenwort: Wir legen ein gutes Wort bei der Kripo für Sie ein, wenn Sie es tun! Die Putzfrau heißt mit ihrem richtigen Namen Yvonne Dydon. Wir nennen sie Dingdong, sie ist eine Seele von Mensch und die ehrlichste dazu! Nie und nimmer kann sie das Bild gestohlen haben.«
Wie aus weiter Ferne kamen die Worte Renards:
»Eine Putzfrau namens Dydon kenne ich nicht. Was war das denn für
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