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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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gedacht hatte. Sie fanden tatsächlich wirksame Abwehrstoffe!«
    »Sonst wären Sie nicht hier!« durchbrach Henri die Erstarrung.
    »Du hast es erfaßt!« Doktor Renard lächelte. In seinem modischen Blazer, dem blütenweißen Hemd und den tadellosen Sporthosen wirkte er keinesfalls wie ein methodisch Wahnsinniger (der er ja war), sondern wie dessen ehrenwerter, höchst verdienstvoller und vertrauenswürdiger Bruder. Doch schon klang seine Stimme wieder tödlich-böse:
    »Setzt euch! und keiner schreit, verstanden? Niemand macht eine verdächtige Bewegung!«
    Dabei zog er eine Pistole aus der Tasche.
    Superhirn nickte. Zu den Gefährten gewandt, wiederholte er des Hexers Befehl:
    »ja, ja! Setzt euch und hört zu. Keiner schreit, keiner macht eine verdächtige Bewegung – was auch kommen mag. Ihr haltet den Mund und laßt mich reden. Kapiert!«
    Er nahm seine Brille ab und begann sie umständlich zu putzen. Dabei kniff er seine Eulenaugen zusammen, so daß man sie kaum noch sah.
    »Was soll das?« lauerte der Hexer. »Hinsetzen! Das gilt auch für dich, du Oberhirn! Knall dir die Brille wieder auf deine Spitznase! Wir sind hier nicht beim Optiker.«
    »Tatsächlich?« erwiderte Superhirn, ohne sich beim Putzen seiner enormen Augengläser stören zu lassen. »Nun, lieber Doktor Renard, ich hielt Sie stets für einen klugen Mann!«
    »Ich brauche die Komplimente eines vorlauten Bengels nicht.« zischte der Hexer. »Ich besitze die Große Forschungsmedaille der Nation und war zweimal Anwärter auf den Nobelpreis!«
    »Sie waren!« berichtigte Superhirn gelassen. »Zuletzt waren Sie sogar doppelter HandschellenTräger. Und was Sie sein werden, wenn die Rodincourtschen Leibwächter Sie erwischen – das weiß der Himmel! Vermutlich nur noch ein Haufen gebrochener Knochen!«
    »Was heißt das … ?« rief der Hexer alarmiert.
    »Daß Sie Ihrem Schutzengel – oder Schutzteufel – auf Knien danken müssen, in unserer Obhut gelandet zu sein.« erklärte Superhirn unbewegt. Er hörte nicht auf, seine Brille zu putzen.
    »Stecken Sie die Pistole weg und setzen Sie sich zu uns. Ehrlich gesagt: ich bin froh, daß Sie hier sind.«
    »Waaas??« entfuhr es Micha.
    Da öffnete Superhirn seine Augen und schoß dem jüngeren einen Blick zu. Sofort schwieg Micha. Auch die anderen hielten es für richtiger, nichts einzuwenden. Superhirn deutete auf eine Polsterbank:
    »Hinsetzen, Herr Doktor Renard. Wir haben nicht viel Zeit. Wie sind Sie übrigens hergekommen? Und seit wann sind Sie in der Gegend?«
    Der »Hexer« verlor seine Glätte und Beherrschung:
    »Was soll der Quatsch? Du redest, als hättest du mich zu einem Kinderfest eingeladen! Wenn hier einer Fragen stellt, bin ich es! Keine Sorge, Freundchen: Für die Polizei bin ich in Belgien. Aber es gibt Sportflugzeuge, die man sich ausborgen' kann. Kurz vor Dunkelheit bin ich bei Royan gelandet; nun – und da stehen genügend leere Bungalows und verlassene Autos, deren Besitzer gerade eine kleine Seereise machen. Und ihre Golfanzüge lassen sie in den Bungalows zurück – haha.«
    »Haha«, nickte Superhirn freundlich. »Dann wäre auch das geklärt. Tja …« Er gähnte. »Wir sind sehr müde, lieber Doktor. Legen Sie Ihre Pistole hier auf den Tisch und gehen Sie. Ich glaube jetzt, daß Sie an dem letzten Verbrechen nicht beteiligt waren. Wenigstens nicht direkt. Das bringt uns ein hübsches Stückchen weiter! Gute Nacht! Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: machen sie sich tatsächlich in Richtung Belgien davon! Lassen Sie sich in aller Ruhe schnappen, aber weit von hier, und ohne Widerstand nach Paris zurückbringen. So, das wär's dann!«
    Superhirn gab den Gefährten einen lässigen Wink, sich zu erheben. Er selber wandte sich ab:
    »Komm, Henrik »Halt!« schnaubte Renard. Er stand gebückt, alle Muskeln und Sehnen gespannt. Seine rechte Hand fuchtelte mit der Pistole: »Ich will die Puppe haben! Die Holland-Puppe! Den Glücksbringer, den ich euch bei meiner Verhaftung gab! Die Puppe!«
    »Welche Puppe …?« fragte Superhirn betont erstaunt.
    »Ach, w-w-wenn's weiter nichts ist?« rief Prosper wütend. »Auf so einen Glücksbringer verzichten wir gern! Superhirn! Gib sie ihm! Soll er damit zur Hölle reiten.«
    »Du kommst wohl aus dem Urwald, Mensch!« herrschte der spindeldürre Junge den verdatterten Prosper an. »Wie kann ich etwas herausgeben, das als Tatbeweis gegen Madame Dingdong von der Polizei beschlagnahmt wurde? He, Doktor Renard! Hat Ihnen niemand gesagt,

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