Superhirn Sammelband
drohend!«
– 6 –
Im Wald des Grauens steht kein Clubhaus, sondern eine Ruine
Superhirn und Gérard beschlossen, den anderen die böse Neuigkeit so schonend wie möglich beizubringen . . .
Nachmittags kamen Tati, ihre Brüder und Prosper mit Loulou vom Ausflug zurück.
»War das schön!« schwärmte das Mädchen. »Ich hab ein Traumpferd erwischt! Ehrlich: Meine Fuchsstute war Spitzenklasse!«
»Ich denke, du willst Tänzerin werden?« feixte Gérard.
»Das eine schließt das andere nicht aus«, grinste Superhirn. »Vielleicht geht Tati zum Zirkus!?
Da kann sie im Galopp auf dem Sattel tanzen!«
»Ihr Frösche habt gut reden!« konterte Henri lachend. »Schaukelt hier in Hängematten zwischen den Bäumen und schwitzt vor lauter Nichtstun!«
Die Reiter hatten ihre Pferde in den Stall gebracht und versorgt. jetzt saßen sie, Kartoffelchips knabbernd, wie vorhin Gérard, bei den Hängematten auf Holzkloben. Sie plapperten eifrig über die Vorzüge der Mietpferde und über die Vor-und Nachteile des Strandreitens. Erst nach einer Weile schaltete Superhirn sich ein:
»Habt ihr vergessen, daß ihr eine bestimmte Aufgabe hattet? Hoffentlich hat das Reitfieber nicht eure Köpfe vernebelt!«
Gérard blieb stumm. Er griff nach dem Pudel, zog ihn zu sich in die Hängematte und kraulte ihn. Niemand merkte ihm an, wie gespannt er war.
»Ach ja«, erinnerte sich Henri. »Also, wir haben wahrhaftig den Strand und die Waldwege abgeklappert und ringsum nur die verbotenen Zonen ausgelassen.«
»Es sind uns viele Reiter begegnet«, berichtete Tati. »Aber keine sprechenden oder unberittenen Pferde. Das könnt ihr uns glauben!«
»Nur zu gern, nur zu gern«, murmelte Superhirn.
»Zweimal haben wir gewendet, um uns einen Schimmel und einen Rappen genauer anzusehen«, teilte Prosper mit. »Aber erstens waren sie nicht so schön wie die Geisterpferde, und zweitens saßen Leute drauf. Feriengäste, mäßige Reiter!«
»Aber du bist kein Feriengast und der geborene Herrenreiter, wie?« ließ sich Gérard. hören.
»Auf jeden Fall ist uns nichts Grausiges über den Weg getrabt«, rief Micha. Er fügte hinzu:
»Oder geflogen! Möwen sahen wir jede Menge. Aber sie segelten friedlich in der Luft herum, und nirgends war Trubel unter ihnen, so als wären unsichtbare dazwischen!«
»Unterwegs aßen wir an einem Kiosk 'ne Kleinigkeit«, erzählte Tati. »Dazu tranken wir Limo. Wir konnten die Ohren aufsperren, so weit wir wollten: Kein Mensch sprach über was Ungewöhnliches. Wenn man die Leute reden hörte, mußte man glauben, in und um Brossac gäbe es keine ungelösten Fragen, nicht mal ein lumpiges Kreuzworträtsel.«
»Danke für das Stichwort!« Superhirn schwang sich aus der Hängematte. »Dafür hab ich eins in der Tasche, das Gérard und ich bisher nicht lösen konnten. Ihr müßt uns helfen!«
»Aber doch jetzt nicht!« rief Micha, der den Doppelsinn nicht begriff. »Ich will zurück zum Cap Felmy – in unseren Leuchtturm!«
Auch Gérard kletterte aus seiner Hängematte.
Tati musterte die beiden. Jäh schwand die Freude über den gelungenen Tag aus ihrem Gesicht. Auch Henri wurde ernst. Prosper hopste vom Holzklotz hoch, als hätte ihn etwas gebissen.
»M-m-madame Dingdong war wieder hier?« forschte er. »Ohne Hand und Fuß – mit einer Kanne über dem Kopf …?«
»Seit wann bist du Hellseher?« brummte Gérard ironisch. »Die Dingdong lassen wir besser hinter uns. Es gibt ein neues Problem.«
»Ich habe mit Professor Romilly telefoniert«, erklärte Superhirn. »Er bat uns, unseren Gästequartieren ab sofort fernzubleiben. Für zwei Nächte könnte uns Philippe Berger hier aufnehmen. Wir brauchten es nicht zu bezahlen!«
»Und das«, erkannte Henri, »war ein Befehl!«
»Du hast's erfaßt!«, nickte Superhirn.
Tati biß sich auf die Lippen.
»Ich könnte mich jetzt weigern«, sagte sie betont ruhig, »diesen – diesen vorübergehenden Rausschmiß zu akzeptieren. Wir haben ja nicht mal eine Zahnbürste und einen Waschlappen mit. Es wäre das wenigste, daß man uns unser Gepäck holen ließe! Und die Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Aber ich merke schon: Selbst wenn einer von uns seinen Kopf im Leuchtturm vergessen hätte, würde man uns nicht einlassen!«
»Da hast du genau ins Schwarze getroffen!« entgegnete Superhirn fast lobend. »Es hätte auch nicht den geringsten Zweck, darauf zu bestehen, denn wenn Romilly jede Chance ausspart, muß er einen dringenden Grund haben.«
»H-h-hast du ihm von den
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