Supernova
hinnehmen
können.«
Franz öffnete den Mund, als wollte er etwas erwidern, schloss
ihn aber langsam wieder; anscheinend hatte er es sich anders
überlegt. Unterhalb seines Haaransatzes tanzte eine
Schweißperle auf der Stirn. Während Portia ihn
beobachtete, wurde die Schweißperle merklich größer.
In dieser fast schwerelosen Umgebung hielt die
Oberflächenspannung sie an Ort und Stelle und verhinderte, dass
sie herunterrann.
»Und was haben Sie als Nächstes unternommen?«,
fragte Portia beinahe freundlich.
»Nun ja, ich habe mir gesagt, dass sie davonlaufen
würde. Entweder zu den Behörden, um dort Schutz zu suchen,
oder weg von diesem Habitat. Also habe ich Burr, Samow und Kerguelen
losgeschickt, damit sie sich Plätze auf den nächsten
Raumfähren zu anderen Habitaten besorgen. Mit der Anweisung, das
Mädchen auf keinen Fall entwischen zu lassen, falls es
auftauchen sollte. Ich selbst bin mit Erica zum örtlichen
Polizeirevier gegangen, um mich über eine unserer Marionetten zu
erkundigen, ob sie dort irgendwo festgehalten wird. Hätte ja
sein können, dass sie doch dort geblieben ist. Und da wir nur
über diese eine Marionette im ganzen System
verfügen…« Er führte den Satz nicht zu Ende.
»Welche Maßnahmen haben Sie sonst noch ergriffen? Sie
haben nur drei Shuttleflüge abgedeckt, jeweils mit einem Mann.
Ist das nicht ein bisschen dürftig?« Ihre Stimme klang fast
sanft.
»Ich habe alles getan, was ich tun konnte«, erwiderte
Franz mit angespannter Stimme. »Wir sind hier ja nur zu sechst,
einschließlich mir selbst! Das reicht nicht mal dazu aus, eine
einzige Person eine Woche lang rund um die Uhr zu beschatten,
geschweige denn dazu, eine vollständige Aufklärungs- oder
Säuberungsaktion durchzuführen. Warum, glauben Sie, musste
ich irgendwelche Muskelpakete anheuern an Stelle angemessen
programmierter Marionetten? Schon seit Monaten verlange ich
zusätzliche Unterstützung. Aber alles, was von oben kam,
waren Anweisungen, meine Mittel besser zu nutzen, sowie eine
Haushaltskürzung von zehn Prozent. Und dann ist Ihre
Gruppe…« Er sprach nicht weiter.
»Hat man Ihre Forderungen zumindest zur Kenntnis
genommen?«
»Ja.« Er musterte sie voller Argwohn, da er nicht
wusste, welche Richtung das Verhör jetzt nahm. Sie beobachtete
ihrerseits, wie er sie beobachtete, und dachte dabei nach. Franz
hielt die Stellung auf Centris und leitete die Niederlassung –
ein Überbleibsel der Operation U. Vannevar Scotts, was ihn
automatisch verdächtig machte. Aber er war auch der einzige
Bereichsleiter in diesem System von weit verstreuten Habitaten, die
im ausgedehnten Gürtel rund um den braunen Zwerg im Herzen von
Septagon kreisten. Es war reines Glück gewesen, dass er sein
Team überhaupt auf das richtige Habitat angesetzt hatte. Falls
er die Wahrheit sagte und man ihn hier mit einem sechsköpfigen
Stab hatte hängen lassen, war er bei der Suche nach der
Stecknadel im Heuhaufen eindeutig überfordert gewesen.
Schließlich hatte er diese Stecknadel unter dreihundert
Millionen Menschen suchen müssen, die über fast
fünfhundert Habitate und zahllose kleinere Raumstationen und
Raumschiffe verteilt waren. Derweil hatte U. Scott Gelder in seine
zentralen Sicherheitsdienste gepumpt und seine Rivalen im Direktorat
bespitzeln lassen.
Portia sah ihn eindringlich an. »Ich werde dieser Sache
nachgehen, wissen Sie.«
Franz musterte sie unerschrocken, ohne auch nur einen einzigen
Blick auf Marx zu verschwenden. Marx war derjenige, der ihm sein Hirn
zum Uploading entnehmen würde, sollte es dazu kommen. Vielleicht
würde Marx ihn sogar völlig liquidieren, samt dem, was in
seinem Hirn gespeichert war, sodass alles, was seine Person
ausgemacht hatte, im Nichts versickern würde.
»Haben Ihre Leute sich inzwischen gemeldet und einen Bericht
zu der ungelösten Sache abgegeben?«
Jetzt zeigte seine stoische Miene Risse und verriet Ärger,
sogar einen Anflug offener Rebellion. »Wenn Sie mich losbinden
würden und ich Gelegenheit hätte, das herauszufinden,
könnte ich es Ihnen sagen«, erwiderte er giftig. »Oder
fragen Sie Erica. Vorausgesetzt, Sie haben Sie nicht schon als
nutzloses Werkzeug ausrangiert.«
Portia gelangte zu einer Entscheidung. Zwar war die praktische
Umsetzung mit Risiken verbunden, aber war das nicht das ganze Leben?
»Machen Sie ihn los«, wies sie Jamil an.
»Ist das klug?« Marx grunzte und fixierte weiterhin
Franz’ Stirn. »Wir könnten ihn einer neuen Verwendung
zuführen…«
»Ich
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