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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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können?«
    »Klar.« Wednesday reichte der Frau den Quälgeist im
blauen Pelz. »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf? Und was
passiert als Nächstes?«
    »Gute Fragen«, erwiderte die Frau geistesabwesend und
strich dem Reiseführer, der sich während des Herunterladens
von Informationen plötzlich verkrampfte, über den
Hinterkopf. »Ich bin Elena und gehöre zu den Stewardessen.
Falls Sie später Fragen haben, können Sie den Zimmerservice
jederzeit bitten, Ihren Anruf zu mir durchzustellen. Nach Plan
starten wir zwar erst in fünfeinhalb Stunden, aber die meisten
Passagiere sind schon an Bord, deshalb… – Ah, hallo! Mr.
Hobson? Sie sind früher dran als sonst, Sir. Wenn Sie eine
Sekunde warten könnten… – Alles klar, Victoria. Wenn
Sie jetzt zum Fahrstuhl hinübergehen möchten, bringt er Sie
direkt zu dem Deck, auf dem sich Ihre Kabine befindet. Haben Sie
Gepäck dabei?« Als Wednesday leicht den Kopf
schüttelte, zog sie eine Augenbraue hoch. »In Ordnung, Sie
haben die Kabine vier auf Gang C der Luxusklasse. Das Nötigste
können Sie von dem Gerät in Ihrer Kabine herstellen lassen.
Zwei Stockwerke tiefer und einen Gang rechts von Ihrer Kabine finden
Sie mehrere Boutiquen, falls Sie später zusätzliche Sachen
einkaufen möchten. Wenn Sie weitere Fragen haben, können
Sie sich jederzeit an mich wenden. Auf Wiedersehen!«
    Als Wednesday das sprechende Reisedokument wieder in der Tasche
verstaute, hatte sich Elena bereits umgedreht, um sich um Mr. Hobson
zu kümmern, der so ungewöhnlich früh dran war.
Wednesday schüttelte den Kopf: Es war zu viel auf einmal und
ging ihr einfach zu schnell. Also verfügte die Erde über
Füllhörner, mit denen man alles Mögliche herstellen
konnte? Dann war sie bestimmt nicht so rückständig wie
Neu-Dresden – oder ihre alte Heimat Alt-Neufundland –, und
sie würde nicht acht Tage in einer Notunterkunft für
Flüchtlinge kampieren müssen. Vielleicht würde die
Reise trotz allem ganz angenehm werden, besonders wenn Hermann, wie
üblich, eine gründliche Übersicht über die
Serviceeinrichtungen für sie vorbereitet hatte…

 
zweites zwischenspiel
     
    Die dunkle Kapsel, in der sonst Werkzeug verstaut wurde, hing oben
im Luftschacht von Ring J. Normalerweise roch es hier feucht und nach
Schaumstoff, der zur Verpackung benutzt wurde. Jetzt stank der Raum
nach Silikon-Schmierstoff und nach Angst.
    Eine ruhige Stimme hielt jemandem sein Sündenregister vor:
»Lassen Sie mich die Sache rekapitulieren. Sie haben
gewöhnliche Schlägertypen angeheuert, und die haben das
Mädchen bis zu einer verlassenen Zone verfolgt, aber innerhalb
eines verfallenen Gebäudes aus den Augen verloren. Sie befand
sich auf dem Weg zu irgendeiner blöden Party, doch es hat
niemand daran gedacht, ihre Freunde ausfindig zu machen oder
festzustellen, wo diese Party stattfinden sollte, und dort
hinzugehen. In der Zwischenzeit haben Ihre anderen Handlanger die
Familie des Mädchens liquidiert, somit alle möglichen
Verbindungen zum Primärziel gekappt und das Mädchen
gleichzeitig vor einem Anschlag auf das eigene Leben gewarnt. Also,
erzählen Sie mir, Franz, wie es ein neunzehnjähriges
Flüchtlingskind fertig bringt, zwei Berufsverbrecher
auszutricksen – sofern die beiden auch nur eine Spur
professioneller Erfahrung besitzen. Und warum fanden sich
Hautpartikel des Mädchens überall im Inneren der
Notschleuse, die in die Vakuum-Zone führte?«
    Kurzes Schweigen. »Äh, können Sie sich nicht
vorstellen, dass auch mal was schief läuft?« Längeres
Schweigen. »Die Schläger haben sie anhand ihrer
Interface-Ringe verfolgt. Meine Schuld besteht darin, dass ich nicht
vorausgesehen habe, wie geübt sie im Abhängen von
Verfolgern ist. Ich bin davon ausgegangen, dass wir sie ohne
Mühe aufspüren und erwischen würden. Als sie sich aus
dem Staub gemacht hat…«
    U. Portia Hoechst seufzte. »Mach mal ein bisschen Licht,
Jamil.«
    Im Abstellraum wurde es hell.
    »Bringen Sie mich jetzt um?«, fragte Franz. Er wirkte
leicht besorgt, als bereite er sich innerlich auf eine unangenehme
Zahnbehandlung vor. Es blieb ihm auch kaum etwas anderes übrig.
Portias Leibwächter Marx hatte gründliche Arbeit geleistet,
als er Franz an zwei Tragbalken gefesselt hatte.
    »Kommt drauf an.« Portia musterte ihn, klopfte mit ihrem
Schreibstift nachdenklich gegen die Vorderzähne und verengte die
Augen zu Schlitzen. »In dieser Organisation hat sich eine
Nachlässigkeit breitgemacht, die wir nicht

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