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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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du dich auf dem Linienschiff befindest und es
gestartet ist, können sie die Überwachung nicht einfach
fortsetzen. Ich nehme an, dass sie von ihrer Personaldecke her
Mühe haben, das überhaupt irgendwie zu schaffen, denn sie
müssen ja auch die Raumhäfen rund um Centris Delta
überwachen. Kann sein, dass einer oder mehrere an Bord sind,
aber du kannst denen bestimmt aus dem Weg gehen. Nutz das Geld auf
deinem Konto dazu, an Bord das Nötigste zu besorgen, und halt
die Augen offen. Der nächste Anlaufhafen ist Neu-Dresden. Ich
gehe davon aus, dass ich bis dahin genau weiß, wer deine
Verfolger sind.«
    »Warte mal – willst du damit sagen, du weißt
gar nicht, wer sie sind? Wie ist das möglich?!« Ihre
Stimme wurde schrill.
    »Ich halte sie für einen Teil einer Gruppe, die sich Die Übermenschen nennt. Ob sie offiziell dazugehören
oder eine Splittergruppe von kriminellen Abweichlern darstellen, kann
ich im Augenblick noch nicht sagen. Es ist sogar vorstellbar, dass
sie Die Übermenschen nur als Tarnung für eigene
Aktivitäten nutzen. Sie haben ihre Spur sehr wirkungsvoll
verwischt. Wenn du tust, was ich dir vorgeschlagen habe, wirst du sie
dazu zwingen, sich offen zu zeigen, verstehst du? Ich werde
dafür sorgen, dass du in Neu-Dresden Unterstützung
bekommst.«
    »Willst du damit sagen, dass dieses Schiff Neu-Dresden
anläuft? Ich…« Sie stellte fest, dass sie ins Leere
sprach; die Verbindung war tot. »Scheiße. Übermenschen.« Wer sie auch sein mochten, wenigstens
hatte sie jetzt einen Namen. Konnte das, was sie hasste,
benennen.
    Als sich der gewundene Pfad gabelte und Wednesdays Führer,
der Leuchtkäfer, zur Seite schoss, folgte sie ihm müde.
Nach ihrer Ortszeit war es bereits nach Mitternacht, und sie brauchte
dringend irgendetwas, das sie wach hielt.
    Dieser Abschnitt des Raumhafens wirkte konventioneller als die
Ankunftshalle. Anstelle der Vegetation, die hier nur noch
spärlich wuchs, bestanden die architektonischen Akzente aus
Plattenvertäfelungen, in die fußgroße blutrote
Diamantscheiben eingelassen waren. Aus Boden und Wänden ragten
riesige Konstruktionen: Fahrstühle zur Beförderung von
Frachtgütern, Gepäckwagen, Treppenhäuser. Die Treppen
verbanden die Halle mit den Schleusen, die zu den hier liegenden
Sternenschiffen führten. Manche Schiffe erzeugten ihr eigenes
Schwerkraftfeld, oder? Wednesday wusste nicht recht, was sie von der Romanow erwarten sollte. Stammte sie nicht von der Alten Erde?
Sie erinnerte sich noch vage an Lektionen über die Erde, an
Dokutouren und Ökodramen. Das alles war ihr verwirrend
kompliziert und rückständig vorgekommen, und anstatt der
Lehrerin zuzuhören, hatte sie Priz (mit dem Spitznamen die
Axt) davon abzuhalten versucht, ihr Notebook kaputtzumachen. War
die Erde hoch entwickelt oder ebenso rückständig wie die
verlorene Heimat?
    Der Leuchtkäfer stoppte vor ihr und erlosch gleich darauf.
»Willkommen am Einschiffungspunkt vier«, piepste ihr
Reisedokument. Die Stimme klang leicht gedämpft, da es immer
noch in einer ihrer Jackentaschen steckte. »Bitte halten Sie Ihr
Reisedokument, die Ausweise und den genetischen Fingerabdruck
für die Kontrolle bereit!« Der Käfer leuchtete wieder
auf und schoss zwischen Wednesday und einem automatischen
Transportband hin und her, das zur Ebene unterhalb des Raumhafens
führte.
    »Okay.« Wednesday öffnete die Jackentasche.
»Ah, der Ausweis. Hm.« Sie hantierte einen Augenblick mit
ihren Ringen herum. »Hermann«, zischte sie, »kann ich
mich mit diesen Ringen ausweisen?«
    Klick. »Sie sind auf Victoria Strowger ausgestellt.
Nachricht vom Besitzer: Viel Spaß damit und denke daran, in die
Dateien zu schauen, die ich dort unter deinem Decknamen abgespeichert
habe.« Klick.
    Sie blinzelte verwirrt. »O…kay…«
    Im Unterschied zur wilden Blütenpracht der Ankunftshalle
umgab sie hier die kühle Atmosphäre einer gut
ausgeleuchteten Abflughalle, in deren vorderem Bereich sie eine
Boarding-Schleuse ausmachen konnte. Am Eingang stand eine rothaarige
Frau in schmucker blau-goldener Uniform. Wie altmodisch, dachte Wednesday. »Ihre Papiere, bitte?«
    »Äh, ich bin Vicky Strowger.« Sie hielt ihr
Reisedokument hoch. »Bin ich hier richtig?«
    Die Frau warf einen Blick zur Seite, auf irgendeine interne Liste.
»Ja, wir haben Sie bereits erwartet.« Sie lächelte
routiniert. »Wie ich sehe, haben Sie einen elektronischen
Reiseführer dabei. Soll ich ihn auf den neuesten Stand bringen,
damit Sie ihn an Bord benutzen

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