Supernova
Schenkel. »Sie
haben sich doch verliebt, nicht wahr? Angeblich können wir das
ja immer noch, aber ich habe noch nie gehört, dass sich zwei
Übermenschen gleichzeitig ineinander verliebt haben. Also wissen
Sie besser als jeder andere hier, wie man dieses Phänomen zur
Manipulation von Untermenschen nutzen kann.« Sie roch nach
Blütenextrakten und noch nach etwas anderem: nach dem Moschus
der Macht, nach Talgdrüsen, die Pheromone exprimierten und nur
bei den Alpha-Leuten der Übermenschen funktionierten.
Das war ebenso erregend wie beängstigend und brachte ihn
erneut in Wut. Er stellte sein Glas ab und zog sich von ihr
zurück. »Ich will nicht…«
Sie sprang auf und beugte sich über ihn. »Was du willst,
ist mir völlig egal«, bemerkte sie kalt. »Es sei denn,
es geht um Erica. Und in diesem Fall wirst du in den kommenden drei
Monaten genau das machen, was ich sage – Scheiße fressen
und dabei noch lächeln, oder nicht?«
Er starrte auf ihre Brüste. Unter der dünnen Seide
konnte er ihre vom Machtgefühl erigierten Brustwarzen sehen,
deren Höfe rötlich leuchteten. Ihr betäubender Geruch
blieb nicht ohne Wirkung. Und seine eigene, verräterische
Hoffnung hinderte ihn daran, sich ihr zu widersetzen. »Die Liebe
ist ein vom Direktorat maßlos unterschätztes Instrument,
Franz. Du wirst mir beibringen, dieses Instrument richtig
einzusetzen.«
»Wie…«
»Still.« Sie zog sich die Röcke bis zur Taille hoch
und setzte sich auf seinen Schoß. Er konnte ihr nicht
entkommen, geschweige denn sich selbst dazu zwingen, die alles
beherrschenden Pheromone dieser Frau einfach zu ignorieren. Als sie
sein opera buffa- Jackett aufknöpfte und ihre Brust an
seiner rieb, bekam er eine Erektion und spürte, wie ihm das Blut
ins Gesicht schoss.
»Ich will, dass du mir die Liebe beibringst. Wir werden
einige Sitzungen dazu brauchen, aber das macht nichts – für
eine erste Lektion ist gleich hier Zeit. Wie hast du’s mit ihr
getrieben? Ist die Initiative von dir ausgegangen oder von ihr? Oder
war noch etwas anderes im Spiel?« Sie fummelte an seinen
Hosenknöpfen herum. »Falls du sie wieder sehen
möchtest, zeigst du mir, wie du sie verwöhnt
hast…«
haltet die aufmacherseite frei
Die Londoner Times – Nachrichten Schlag auf Schlag
seit 1785! Für Sie zusammengestellt von Frank der Spürnase,
gesponsert von der Arbeitsgemeinschaft Thurn und Taxis, der Melting
Clock Interstellar Scheduling Specialists PLC, der Muamalat
al-Failaka Bank, Capeks Robot-Universum und der First Universal
Church of Kermit.
Aufmacher
Lassen Sie uns noch ein wenig über die Moskauer Katastrophe
und ihren unvermeidlichen radioaktiven Niederschlag sprechen –
diesmal aus der Perspektive der Menschen am Schauplatz, die auf die
Flugbahn der eintreffenden Geschosse starren. Diese Menschen sind
aufgeregt und unglücklich. Und das sollten Sie auch sein, denn
was heute dem einen zustößt, kann morgen dem anderen
passieren. Und wenn wir zulassen, dass diese langfristig wirkende
Gräueltat Schule macht, sind wir vielleicht die Nächsten,
die zum Abschuss freigegeben werden.
Neu-Dresden ist keine McWelt: Es ist ein beschissenes kleines
Loch, bewohnt von krankhaft argwöhnischen Serben, aufgeblasenen,
snobistischen Sachsen, drei verschiedenen Sorten von
Flüchtlingen aus dem Balkan und einem ganzen Zoo
nationalistischer Psychopathen. Der Nationalsport des Planeten ist
der Wettkampf im Nachtragen, eine Sportart, in der sie eindeutig
Meister waren. »Waren« sage ich aus einem ganz bestimmten
Grund, denn sie sind nicht mehr so schlimm wie früher einmal.
Seit den letzten neunzig Jahren ist der Planet vereint. Damals, als
die Überlebenden aufhörten, einander fröhlich
abzuschlachten, bildeten sie eine Föderation, erlebten
später einen sauberen kleinen Atomkrieg, der den ganzen Planeten
in Mitleidenschaft zog, bildeten erneut eine Föderation und
begruben das Kriegsbeil (im Rücken des jeweils anderen).
In den letzten vierzig Jahren war in Neu-Dresden die meiste Zeit
über ein finsterer Wahnsinniger an der Macht, Generaloberst
Palacky, Vorsitzender von PORR, der Planetaren Organisation
Revolutionärer Räte. Palackys politische Winkelzüge
wurden ihm größtenteils von seinen Astrologen diktiert,
einschließlich der mittlerweile berüchtigten Abschaffung
der alten harten Währung. Sie wurde durch Banknoten ersetzt, die
durch die Zahl 9, seine Glückszahl, teilbar waren. Palacky war
krankhaft ichbezogen und wahnsinnig
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