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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zur Schadensanzeige berührt. »Hat man einen
Start erlebt, weiß man, wie’s funktioniert. Bis zum
nächsten Mal.«
    »Stimmt.« Steffi schob ihren Stuhl zurück.
»Ist noch Zeit für einen Kaffee, ehe die Brenner
zünden?«
    »Wüsste nicht, was dagegen spricht.«
    Steffi stand auf, zwängte sich an Max’ Stuhl vorbei und
legte ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter. Zwar tat er so,
als hätte er es nicht bemerkt, doch sie erhaschte den Anflug
eines Lächelns auf seinem Gesicht, das von den Bildschirmen
reflektiert wurde.
    Eine heimliche Affäre von zwei oder drei Wochen bedeutete
ihrer Einschätzung nach zwar noch keine ernsthafte Beziehung,
war aber besser, als die Nächte auf ihrer ersten langen
Kreuzfahrt allein zu verbringen. Außerdem war Max
rücksichtsvoller, als sie erwartet hatte. Nicht, dass sie ohne
ihn aufgeschmissen gewesen wäre. White-Star hielt nichts von
Kinderarbeit, und sie war schon zweiunddreißig gewesen, als sie
ihre Arbeit bei dem Unternehmen aufgenommen hatte. Da hatte sie ihre
erste berufliche Karriere schon hinter sich gehabt. Ihr war
völlig klar gewesen, auf was sie sich einließ, als das mit
Max angefangen hatte. Hätte irgendjemand Max beschuldigt, sie
auszunutzen, wäre sie diesem Menschen an die Gurgel gegangen.
Doch bis jetzt hatte sich ihre Diskretion ausgezahlt, und Steffi
hatte keinen Grund zur Klage.
    In der Nähe der Toiletten am Ende des grau gestrichenen
Ganges, den nur die Besatzung benutzte, stand ein Speisen- und
Getränke-Automat. Sie wählte zwei Gläser
eisgekühlten Milchkaffee und überlegte, ob sie auch Kekse
mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Die
Brückenoffiziere, selbst diejenigen, die noch in der Ausbildung
waren, speisten, einander abwechselnd, mit den Passagieren der ersten
Klasse und Luxusklasse. Und Max war heute zum Abendessen eingeteilt,
das in zwei Stunden, nach Ende seiner Schicht, stattfinden
würde. Sie wollte ihm nicht den Appetit nehmen. Gerade wollte
sie sich auf den Rückweg zur Hilfsbrücke machen, als sie
draußen auf dem Gang einen Fremden bemerkte. Vermutlich
gehörte er zu den Passagieren, denn er trug kein
Namensschild.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und musterte ihn
dabei. Er war groß und blond, sah auf gewisse Weise gut und
sehr männlich aus (wenn er auch wie ein kühler Typ wirkte)
und war so gebaut, dass er jederzeit Plakatwerbung für die Armee
hätte machen können. Ganz anders als Max, sagte eine
kleine kritische Stimme in ihrem Hinterkopf.
    »Jawoll, ja. Habe gehört, dass sich die simulierte
Kommandobrücke auf dieser Ebene befindet?« Er hatte einen
seltsamen Akzent, der zwar recht gut zu verstehen war, aber leicht
gestelzt wirkte. »Soweit ich weiß, darf man sie
besichtigen?«
    »Ja, das stimmt.« Sie nickte. »Aber ich
fürchte, Sie müssen einen Termin ausmachen, wenn Sie sich
dort umsehen möchten. Während der Reise wird der Raum
benutzt, und momentan dient er als paralleles Kontrollzentrum –
für den Fall, dass auf der echten Kommandobrücke irgendein
Problem auftaucht. Möchten Sie eine geführte Tour?« Er
nickte. »Darf ich in diesem Fall vorschlagen« – sie
steuerte ihn zur nächstgelegenen Tür, die zurück in
den Passagierbereich führte –, »dass Sie die Sache
nach dem Abendessen mit Ihrem Verbindungsoffizier besprechen? Er oder
sie kann Ihre genauen Wünsche entgegennehmen und für Sie
morgen oder übermorgen etwas ausmachen. Ich muss jetzt wieder an
die Arbeit, wenn Sie mich also entschuldigen
würden…«
    Sanft drängte sie ihn zu dem Abschnitt, der für
Passagiere zugänglich war, und wartete, bis er ein letztes Mal
genickt und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Gleich darauf
seufzte sie erleichtert auf und tauchte durch die nächste
Tür wieder ins Wunderland der Technik ab.
    Max sah sie an und zog eine Augenbraue hoch. »Das Schiff hat
schon mit dem Rückstoß begonnen. Wo warst du denn so
lange?«
    »Die Passagiere wandern hier frei herum.« Sie reichte
ihm seinen Eiskaffee. »Gerade eben musste ich einen aus dem Gang
scheuchen.«
    »Passiert auf jeder Reise. Wenn man ein paar Tausend
gelangweilter Affen in einen winzigen Blechsarg sperrt, muss man
damit rechnen, dass der eine oder andere auf Entdeckungstour geht.
Wenn sie merken, dass alles Interessante unter Verschluss ist,
hören sie irgendwann mit dem Herumschnüffeln auf. Denk nur
daran, deine Kabinentür immer abzuschließen, egal, ob du
drinnen oder draußen bist.«
    »Ha, das werd ich machen.« Sie hob ihr

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