Supernova
Katastrophe verschaffen.
Die Aussagen der jungen Frau deuten darauf hin, dass Agenten einer
auswärtigen Macht nach diesem Völkermord einiges zu
verbergen haben.
Wednesday Shadowmist (Name von der Redaktion geändert), 19, ist Bürgerin der früheren Planetarischen Republik
Moskau. Sie und ihre Familie haben die künstlich
herbeigeführte Supernova, die ihre Heimatwelt vernichtete, nur
deswegen überlebt, weil sie auf Raumstation 11, Alt-Neufundland,
wohnten, einer Auftank- und Transfer-Station fast ein Lichtjahr vom
Stern entfernt. Sie wurden vom Raumschiff einer Dresdner
Handelsgesellschaft evakuiert und siedelten auf eines der
Orbital-Habitate Septagons um. Die Times verrät zur
Sicherheit nicht, auf welches.
Unmittelbar vor der Evakuierung kehrte Wednesday aus
persönlichen Gründen zur Raumstation zurück. Dabei
entdeckte sie einen Leichnam, vermutlich den Leichnam des Zollbeamten
Gareth Smaile, der nach der Evakuierung als vermisst geführt wurde. Es wurde uns bestätigt, dass der Beamte
Smaile eine der Personen war, die vor dem Völkermord Buch
darüber führten, wer über die Raumstation 11 ins
Moskauer System einreiste oder wieder ausreiste. Als Wednesday ihn
fand, deutete alles auf eine Ermordung hin – ein einzigartiger
Vorfall in dieser kleinen Kolonie, die bis dato nur alle fünf
Jahre ein Gewaltverbrechen zu verzeichnen hatte.
Bei der Leiche fanden sich handgeschriebene Anweisungen, deren
Adressaten derzeit noch nicht bekannt sind. Sie besagten, dass alle
Zollunterlagen, die mit der An- und Ausreise zusammenhingen, vor der
Evakuierung vernichtet werden sollten – bis auf eine einzige
Kopie, die dem Verfasser des Briefes zuzustellen sei.
Nimmt man diesen Bericht beim Wort, dann will jemand vertuschen,
dass eine Person (oder auch mehrere) kurz vor der Katastrophe via
Raumstation 11 heimlich ins Moskauer System eingereist oder von dort
abgereist ist. Wer immer diese Leute waren: Sie hatten einen oder
mehrere Agenten an Bord des Dresdner Sternenschiffes Long March, als es in Alt-Neufundland einlief, um die Überlebenden zu
evakuieren. Und dieser Agent war bereit, einen Mord zu begehen.
Falls es sich wirklich um irgendein Vertuschungsmanöver
handelt, dann ist es eines von äußerster Brutalität
(Zeitungsreporter: Besorgt euch den Polizeibericht
CM-6/9/312-04-23-19-24 A, Doppelmord). Denn auf unsere Informantin
wurden zwei Killer angesetzt; im Gegensatz zum Rest ihrer Familie,
die vor zwei Tagen morgens tot aufgefunden wurde, konnte sie ihnen
entkommen. Irgendjemand hat vorsätzlich an der Gaszuleitung zur
Wohnung der Familie herumgepfuscht und die Warnmelder außer
Kraft gesetzt. Die zuständige Ermittlungsbeamtin der Polizei,
Robin Gough, beschreibt diesen Mord als außerordentlich
professionelle Tat und gibt an, dass nach zwei
mordverdächtigen Männern gefahndet werde (Zeitungsreporter:
Besorgt euch den polizeilichen Haftbefehl W/CM-6/9/312-B4). Hier noch
ein Hinweis: Die Polizei von Septagon arbeitet so effizient, dass die
Männer, sofern sie nicht innerhalb einer halben Stunde gefunden
werden konnten, wohl überhaupt nicht mehr auftauchen werden,
weil sie die Raumstation verlassen haben.
Die Times kann derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen, was
vor sich geht, aber es scheint sich um ein besonders hässliches
Spiel von Spionage und Gegenspionage zu handeln. Und es drängt
sich der zwingende Verdacht auf, dass irgendjemand derzeit versucht,
die wahre Geschichte, die hinter der Vernichtung Moskaus steckt, zu
vertuschen. Wir werden in dieser Angelegenheit weiter ermitteln. Wenn
wir schon heute mit diesem noch nicht bearbeiteten und derzeit noch
unbestätigten Interview an die Öffentlichkeit gehen, dann
mit dem Ziel, weiteren nutzlosen Versuchen, die Sache durch Ermordung
der Augenzeugin zu vertuschen, einen Riegel vorzuschieben.
Wer immer die Täter auch sein mögen, die Times hat eine Botschaft für sie: Die Wahrheit wird ans Licht
kommen!
Ende des Editorials
Leise schlugen Zimbeln an: Als das riesige Linienschiff zur
schiffseigenen Schwerkraft überwechselte, schlingerte der Boden
unmerklich. Die Erschütterung war so schwach, dass das Porzellan
in den Speisezimmern kaum klapperte. Flughauptmann Steffi Grace, noch
in der Ausbildung, schüttelte den Kopf. »Das ist kein gutes
Zeichen.«
»Liegt innerhalb der Toleranzen, wenn auch gerade noch so
eben«, bestätigte ihr Vorgesetzter, Flugoffizier Max Fromm,
und deutete auf die große Kontrollarmatur vor ihr. »Hast
du Lust, mir die
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