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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Ursache zu verraten?«
    »Hm. Der Antriebskern sieht so aus, als wäre er im
Gleichgewicht. Wir haben ihn hübsch stabilisiert, und die
Verteilung der Masse ist genau richtig – da gibt’s keine
Probleme. Hm, an Bord finde ich keine Ursache. Aber auf der
Raumstation…« Sie schwieg kurz und rief eine Karte des
polarisierten Schwerkraftfeldes auf, das die Raumstation umgab.
»Oh, wir haben ein kleines Drehmoment von den Generatoren der
Raumstation übernommen, als wir ablegten und umstellten. War es
das, wonach du gesucht hast?«
    »Nein, aber das reicht als Erklärung aus.« Fromm
nickte. »Denk daran, dass diese großen neuen Rampen, die
die Septagoner bauen, heftig reagieren.« Er rief wieder die
ursprüngliche Karte des Systems auf. »Und jetzt bugsierst
du mich mit deinen Anweisungen durch die erste Startphase,
ja?«
    Steffi nickte und zählte ihm nacheinander die Schritte auf,
die der weibliche Kapitän und die Offiziere oben auf der
Brücke durchführen würden, während sie das
riesige Linienschiff vom Anlegedock auf Noctis wegmanövrierten.
Hier unten, im Ausbildungsraum, der über Live-Simulation
verfügte, war die Stimmung nicht so angespannt wie oben; es war
nur ein weiterer Durchgang am Simulator, während die
Brückenbesatzung die wirkliche Arbeit tat. Der Raum bot wenig
Platz, nicht mehr als für zwei Menschen, denn er war mit
Simulationsgeräten zugestellt. Im Notfall konnte dieser Raum die
Brücke ersetzen – aber es musste schon eine wirklich
verzweifelte Situation sein, sonst hätte es niemand auf sich
genommen, das Cockpit fünf Stockwerke tiefer in den Schiffsbauch
zu verlegen.
    »Okay, jetzt füllt sie den Ring von Kopf C auf. Das
bedeutet, ähm, fünf Giga-Tesla? Das ist weit mehr als sie
dazu braucht, ein stabiles Ein- g- Feld aufrechtzuerhalten.
Rechnet sie damit, einige wirklich heftige Erschütterungen
abfedern zu müssen? Höhenkontrolle – stabil. Kein
nennenswertes durch die Thermik bedingtes Schlingern hier
draußen in Septagon B. Also hat sie die äußere
Schiffshülle gerade mit so viel Spin ausgestattet, dass wir
Stabilität haben, wenn wir mit fünf Metern pro Sekunde
ablegen. Es wird also, hm, noch zwei Minuten dauern, bis wir so weit
weg sind, dass wir mit dem langsamen Aufstieg zur Abflugschneise
beginnen können, stimmt’s?«
    »So weit, so gut.« Max lehnte sich auf seinem Stuhl
zurück. »Ich hasse diese Raumstationen«, bemerkte er
im Plauderton. »Ist ja nicht so, als würde hier viel
Verkehr herrschen – wir haben fast tausend Sekunden, um die
Anflugbahn frei zu machen –, aber es kommt mir so vor, als
müssten wir ein Schiffstau durch ein Nadelöhr ziehen, so
eng ist das hier.«
    »Eine falsche Bewegung…«
    »Tja.« Die Romanow, die der Form nach einem
Bienenstock glich, war ein riesiges Ungetüm. An der breitesten
Stelle betrug ihr Durchmesser dreihundert Meter, und sie war fast
fünfhundert Meter lang. Die ungeheuer massive Singularität,
die sich in ihrem Antriebskern verbarg, lieferte ihr die Energie und
sorgte durch Krümmung der Raumzeit für Beschleunigung, war
aber völlig ungeeignet für Manöver auf engem Raum. Und
die heißen Vernier-Raketen, die das Schiff zur Kontrolle der
Flughöhe benutzen konnte, würden jedem Habitat die
»Haut« versengen, falls der Kapitän sie innerhalb
eines Abstands von zwei Kilometern zündete. Deshalb konnte man
sich während des Abflugs nur auf kalte Schubkräfte und
Rotoren stützen, um eine stabile Höhe zu halten. Allerdings
war das ungefähr so wirksam, als hätte ein Ameisenheer
versucht, einen toten Wal über den Strand zu zerren.
    »Noch eins-sechs-null Sekunden bis zur Zündung der
Brenner. Und dann können wir auf Abfluggeschwindigkeit
beschleunigen, hundert Meter pro Sekunde. Danach knapp anderthalb
Stunden, bis wir gut fünfhundert Kilometer draußen sind.
Dann fahren wir die Brenner nochmals hoch, sodass wir tausend Meter
pro Sekunde bei einem halben g machen. Wenn wir noch
zweihundert Kilometer weiter draußen sind, beginnen wir mit dem
Spin-up des Antriebskerns. Ich hab mir den Flugplan noch nicht
angesehen, aber wenn’s wie üblich läuft, wird der
Kapitän, sobald der Antriebskern hochgefahren ist, für rund
zwölf Stunden auf zwanzig g beschleunigen. Und die Romanow wird keine Probleme machen. Sie hat jetzt schon die
Ringe ums Schott hochgefahren, weil sie derzeit noch über
überschüssige Energie verfügt und dort ablassen
kann.«
    Er streckte die Arme über den Kopf und hätte dabei fast
die Armatur

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