Supernova
abgelehnt…«
»Nicht unbedingt«, entgegnete Rachel mit Nachdruck.
»Hören Sie, wenn Sie das Schiff festhalten, werden wir
wahrscheinlich einen Mörder finden – aber einen toten
Mörder, wenn diese Leute so skrupellos sind, wie wir annehmen.
Und was passiert dann als Nächstes? Ich sag’s Ihnen: Nach
einer kurzen Pause geht der nächste Mörder auf Tour. Und
diesmal haben wir keine Analyse seiner Route und des Transportmittels
vorliegen, also werden wir auch nicht wissen, wo er sich aufhält
oder wo er als Nächstes zuschlagen will. Wir müssen die
Leute ziehen lassen, aber ihnen immer einen Schritt voraus
sein.«
Cho stand auf und marschierte mit großen Schritten durch den
Raum. »Das Risiko kann ich nicht auf mich nehmen. Inzwischen
gehen diese Leute immer rücksichtsloser vor: Erst war’s
gezielter Mord, jetzt ein zielloses Bombardement. Was kommt als
Nächstes? Eine Atombombe, die jemand in der Aktentasche mit sich
herumschleppt? Glauben Sie, die wären dazu nicht in der
Lage?«
»Sie…« Rachel brach unvermittelt ab.
»Höchstwahrscheinlich sind sie das«, räumte sie
ein. »Aber meinen Sie nicht auch, dass es umso wichtiger ist,
ihnen auf den Fersen zu bleiben und sie nach Möglichkeit lebend
zu fassen, damit wir erfahren, wer dahinter steckt?«
»Sie wollen also an Bord gehen«, stellte Tranh fest.
»Ich sehe keine andere Möglichkeit.« Die Situation
war Rachel schrecklich vertraut: Um eine Krise, die sich mit
Überlichtgeschwindigkeit verbreitete, in den Griff zu bekommen,
musste man den Ritt auf der Kanonenkugel riskieren. »Ich
empfehle, die Romanow pünktlich starten zu lassen.
Allerdings sollte ich selbst – zusammen mit jemandem vom
Einsatzteam, den Sie für eine geeignete Unterstützung
halten – mit als Passagier an Bord sein. Und Sie drohen dem
weiblichen Kapitän der Romanow mit dem Entzug der
bürgerlichen Ehrenrechte und dem Einzug allen Vermögens,
sofern sie im Notfall nicht genau das tut, was ich ihr sage.
In der Zwischenzeit sollte das übrige Team mit der Gloriana zum nächsten Bestimmungsort fliegen, an dem es
eine Moskauer Botschaft gibt – ich glaube, das ist Wien? Wohin
auch immer, jedenfalls müssen wir da die nächste Falle
vorbereiten. Und eine Unterstützergruppe von Diplomaten hier
zurücklassen, die ein Auge auf Morrow, Baxter und jeden
Passagier der Romanow hält, der in Neu-Dresden
verweilt.« Sie schluckte. »Während wir unterwegs sind,
werde ich enge Verbindung mit der Schiffsbesatzung halten, um nach
Möglichkeit herauszufinden, wer sich verdächtig
verhält oder vor und nach den Ereignissen verdächtig
verhalten hat. Vielleicht hat Martin irgendetwas entdeckt,
während wir hier unten beschäftigt waren, aber ich hatte
noch keine Zeit, mich danach zu erkundigen. Falls wir Zugang zu den
Computereingaben an Bord erhalten, können wir vielleicht alles
aufklären, ehe wir den nächsten Hafen anlaufen.«
»Sie werden keine Rückendeckung haben«, gab Cho zu
bedenken. »Falls diese Leute in Panik geraten und sich dazu
entschließen, alle Beweismittel zu vernichten…«
»Um sie daran zu hindern, werde ich vor Ort sein«,
erklärte Rachel resolut. Sie blickte aus dem Fenster. »Es
ist ja nicht das erste Mal. Aber wenn wir das tun wollen, müssen
wir’s sofort tun. Die Romanow legt nach Plan in nicht
einmal fünf Stunden ab. Wenn ich an Bord gehe, brauche ich eine
vernünftig klingende Tarngeschichte und eine regelrechte
Einbrecherausrüstung. Wenn möglich einen Diplomatenkoffer
mit vollständiger militärischer Ausrüstung –
einschließlich eines Füllhorns, wie wir es letztes Mal
verwendet haben.« Sie tat so, als hätte sie gar nicht
bemerkt, wie Cho bei diesen Worten zusammengezuckt war.
»Außerdem muss ich diese verdammte Gummimaske loswerden
und Martin anrufen, um ihm zu sagen, dass er an Bord der Romanow bleiben soll, falls Sie einverstanden sind.«
»Falls ich…« Cho schüttelte den Kopf.
»Tranh, was halten Sie von der Strategie, die Rachel
vorgeschlagen hat?«
»Ich fürchte, sie hat Recht«, erwiderte Tranh
steif. »Aber ich…« Er zögerte kurz. »Was
benötigen Sie dafür?«
»Für einen Job wie diesen?« Rachel zuckte die
Achseln. »Niemand kannsich auf so etwas richtig
vorbereiten. Eigentlich besteht die beste Tarnung darin, sich
überhaupt nicht zu tarnen. Wenn ich mit Martin zusammen reise,
sollten wir offen auftreten – als ein Diplomatenpaar der
Vereinten Nationen, das sich vor einem neuen Auftrag Zeit für
eine gemächliche Reise
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