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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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nimmt und auf Newpeace zu den anderen
Mitgliedern der Kommission stoßen will. Mit anderen Worten: Wir
reisen ohne Tarnung. Das macht am wenigsten Mühe und verleiht
mir außerdem Autorität vor Ort; es liefert mir zum
Beispiel auch Gründe, mit dem Kapitän zu sprechen. Ich
werde…« Sie wirkte beunruhigt. »Zuerst nach Neu-Prag,
dann nach Newpeace. Den Namen hab ich doch schon irgendwo
gehört? Im Zusammenhang mit irgendeiner schlimmen Geschichte,
mit Gräueltaten.«
    »Newpeace.« Bei George Cho klang das wie ein Fluch.
»Ja. Ohne diplomatische Immunität reist man dort besser
nicht hin. Selbst mit diplomatischer Immunität empfiehlt
es sich nicht. Ich muss Ihnen unbedingt die internen Informationen
über Newpeace zukommen lassen, Rachel. Dort sollten Sie nicht
von Bord gehen.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Es ist eine Diktatur, in der die Übermenschen an der
Macht sind«, erklärte Tranh grimmig. »Dort herrscht
eine widerliche kleine Ideologie, die stellenweise offenbar wie ein
Giftpilz aus dem Boden schießt. Das passt auch zu einigen
Informationen, die unsere Leute daheim ausgegraben haben. Wir sind
alle öffentlich zugänglichen Kanäle auf Berichte
durchgegangen, die sich auf Moskau beziehen, und konnten einen
Volltreffer bei einem Kriegsberichterstatter mit Internet-Journal
landen, der auf der Romanow reist. Er schnüffelt vom
anderen Ende aus an der Moskauer Katastrophe herum und hat im Netz
einige nicht belegte, aber sehr paranoide Behauptungen
veröffentlicht. Demnach wurden Überlebende – keine
Diplomaten – im Exil aufgespürt und ermordet. Noch
interessanter ist die Tatsache, dass er sich an Bord der Romanow befindet. Und Übermenschen war eines der
Schlüsselwörter, die uns bei der Suche im Netz auf seine
Kolumne verwiesen haben. Bis jetzt sind das nur Unterstellungen
seinerseits, außerdem hat er ein Hühnchen mit den
Übermenschen zu rupfen; ich war gerade dabei, mich mit seiner
persönlichen Geschichte zu befassen, als hier das Chaos
ausbrach. Aber sie stellen in einer gewissen Region eine Macht dar
und sind bekannt dafür, sich gern in außenpolitische Dinge
einzumischen. Das haben sie auch früher schon getan.
Außerdem sind diese Leute so skrupellos, dass ich Ihnen,
sollten die Übermenschen an diesem Schlamassel beteiligt sein,
dringend ans Herz legen möchte, sich nicht in die Nähe der
von ihnen beherrschten Welten zu begeben – ob mit oder ohne
Diplomatenpass«, fügte Cho hinzu. »Hören Sie,
Ihnen bleiben noch fünf Stunden bis zum Start des Schiffs, und
mindestens drei brauchen Sie, um mit dem Raumfahrstuhl in die
Umlaufbahn zu gelangen. Also los, machen Sie sich fertig. Ich werde
Gianni damit beauftragen, ein Guthaben für Sie bereitzustellen,
das Sie für diesen Auftrag in Anspruch nehmen können. Und
Sie, Tranh, gehen als Rückendeckung für Rachel mit.
Klären Sie Rachel für alle Fälle darüber auf, wer
diese Übermenschen sind. Rachel, Martin reist mit Ihnen. Er
kennt das Schiff, also ist er Ihr technischer Berater. Sobald Sie
unterwegs sind, halten wir über den Kausalkanal Verbindung - zum
Teufel mit den Kosten. Im Augenblick muss ich erst einmal dieses
Chaos bereinigen. Also, hängen Sie nicht weiter hier
herum.« Er bot ihr die Hand, die sie nach kurzem Zögern
nahm. »Viel Glück«, sagte er. »Irgendein
Gefühl sagt mir, dass Sie’s brauchen werden.«

 
    Das Entsetzen legt sich nie, aber nach einer Weile kann man
lernen, damit zu leben, dachte Rachel. Besser
ausgedrückt: Man lernt, in der Zwischenzeit zu leben, in den
Abständen zwischen den Katastrophen, im leeren weißen Raum
zwischen den Nachrichtenspalten, in den ruhigen, zivilisierten
Phasen, für die zu arbeiten sich lohnt. Man lernt dafür zu
leben, diesen weißen Raum zu vergrößern, die
Horrormeldungen zu vermindern, die Aufhebung der alten
Menschheitsgeschichte voranzutreiben, den Frieden im Universum zu
sichern. Dabei weiß man genau, dass es bestenfalls ein
Nullsummenspiel ist und man irgendwann den Kürzeren ziehen wird.
Aber da man auf der richtigen Seite kämpft, spielt es keine
Rolle. Irgendjemand muss es schließlich tun. Bis…
    ABSCHAUM. Es gibt kein anderes Wort dafür. Jemand, der bei
einer überkonfessionellen, säkularen Gedenkfeier
Splittergranaten ins Publikum wirft, ist ABSCHAUM. Schreiende
Menschen. Ein Kind, dem die Hand abgerissen wird. Eine Frau ohne
Kopf. Das blasse Mädchen in der ersten Reihe, das sich
verzweifelt über seinen Freund mit dem blutenden Kopf
beugt…
    »Ist das

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