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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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das Podium mit dem Schutzpanzer verlassen hat? Aber die
Türen und Fenster haben sie offen gelassen. Und sofort nachdem
die Bombe hochgegangen war, hat es überall vor Polizisten
gewimmelt. Meinst du nicht auch, dass die Botschafterin Polster
getragen…«
    »Ihr wurde die Rede einsouffliert«, unterbrach Wednesday
ihn.
    »Wie bitte?« Svengali wirkte verblüfft. »Was
meinen Sie mit einsouffliert?«
    »Ich hab sie gesehen, ich saß ja ganz vorne in der
ersten Reihe. Man merkte es an der Art, wie sie sprach. Und sie hatte
einen Empfänger im Ohr. Von meinem Platz aus konnte ich es
sehen. Sie trug auch eine kugelsichere Weste, glaube ich. Wisst ihr
was? Meiner Meinung nach haben sie damit gerechnet, dass etwas
passieren würde. Nur nicht mit dem, was dann wirklich geschah,
wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Ein Mordanschlag, allerdings ein missglückter.«
Franks Stimme klang fast träumerisch. »Er galt dem falschen
Ziel. Nicht dir, Wednesday.« Er drückte leicht ihren Arm.
»Und es war ein anderer Attentäter, einer, der nicht
spurte. Sven, was haben Sie da unten eigentlich gemacht?«
    »Man hat mich angeheuert, damit ich nach dem Abendessen eine
verdammte Varieteshow abziehe!«, gab er gereizt zurück.
»Was dachten Sie denn? Für mich ist das hier kein Urlaub,
Sie Witzbold.«
    »Ist schon in Ordnung.« Frank schloss die Augen und
lehnte sich zurück.
    »Tut mir Leid«, knurrte Svengali.
    »Sie wollten sich bestimmt was für das Haus verdienen,
das Sie nach Ihrer Pensionierung kaufen möchten«, half
Wednesday ihm aus, während zwischen ihren Schulterblättern
kalter Schweiß prickelte.
    »Ja, genau«, räumte Svengali beinahe dankbar
ein.
    »Ich hoffe, Sie schaffen’s«, sagte sie mit
schwacher Stimme.
    »Ich hoffe, man findet die verdammten Arschlöcher, die
diese Party haben platzen lassen«, sagte Frank mit verhaltener
Wut. Wednesday strich ihm über die Hand, beruhigte ihn, bis er
zu reden aufhörte, und lehnte sich an seine Schulter.
    Die restliche Fahrt zur Umlaufbahn brachten sie hinter sich, ohne
dass irgendetwas Besonderes passierte.

 
drittes zwischenspiel
     
    In Neu-Dresden waren einige neue Passagiere zur Romanow zugestiegen. Einer davon hatte eine hochherrschaftliche Suite bei
den feinen Pinkeln auf Deck A gebucht, während die anderen in
verschiedenen Kabinen der Business- oder Touristenklasse
untergebracht waren. Doch alle hatten einiges miteinander gemein: Sie
hatten sich sehr kurzfristig auf dem Linienschiff eingebucht, etwa
vierundzwanzig Stunden nachdem eine private Yacht, die Heidegger, kurz die Raumstation Neu-Dresdens angelaufen hatte. Und sie alle
reisten mit falschem Pass.
    Die Buchung einer Suite erster Klasse war kein Luxus, sondern
schlichte Notwendigkeit. Wie es auch notwendig war, dass Lars sie
regelmäßig auf Abhörgeräte und alle
möglichen Wanzen überprüfte, die eine Kabine an Bord
eines Luxuskreuzers heimsuchen mochten, sofern sie für eine
Waffenhändlerin aus Hut Breasil reserviert war. Portia Hoechst
hatte die geräumige Kabine für Besprechungen und als
Operationsbasis vorgesehen. Dass sie sich als Waffenhändlerin
ausgab, diente als Erklärung für einige recht alarmierende
Gegenstände in ihrem persönlichen Reisegepäck.
    Aus all diesen Gründen war Mathilde, als sie der Einladung in
die hochherrschaftliche Suite folgte, recht verblüfft über
das, was sie dort vorfand: Ein bewaffneter Leibwächter hielt ihr
die Tür auf, während die Bewohnerin der Kabine auf einer
Chaiselongue vor einer offenen Kiste mit vollautomatischen
Abschussvorrichtungen sitzen blieb.
    »Kommen Sie herein, U. Mathilde Todt.« Hoechst legte den
Kopf schräg. »Sie wirken verwirrt«, stellte sie
fest.
    »Äh… Ich bin davon ausgegangen,
dass…«
    Hoechst strahlte sie an. »Dass hier Askese herrscht?«
Sie stand auf. »Nun ja, schließlich muss man ja die
Tarnung aufrechterhalten. Und warum sollte eine reiche
Waffenhändlerin dritter Klasse reisen?«
    Nachdem Marx die Tür hinter Mathilde zugezogen hatte, trat
sie wie eine Schlafwandlerin ins Zimmer. »Es ist schon so
furchtbar lange her.«
    Hoechst nickte. »Sie können davon ausgehen, dass Sie ab
sofort wieder einer Führung unterstellt sind.«
    Mathilde rieb sich das Gesicht. »Sind Sie meine neue
Vorgesetzte? Und deshalb persönlich an Bord gekommen?« In
ihrer Stimme schwang freudige Überraschung mit.
    »Im Unterschied zu U. Scott halte ich nichts davon, die Dinge
einfach schleifen zu lassen«, erwiderte Hoechst trocken.
»In den

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