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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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letzten beiden Monaten bin ich herumgerannt und hab
Schwachstellen gestopft, jetzt sind Sie an der Reihe. Berichten Sie
mir, wies läuft.«
    »Es…« Mathilde befeuchtete ihre Lippen. »Ich
habe alles für die beiden Szenarien, die man mir gegeben hat,
vorbereitet – sowohl für die Entführung als auch
für das alternative Vorgehen. Es steht alles, bis auf die
Mannschaft für den Erstschlag. Wir haben sämtliche
kritischen Punkte ausgeräumt, und die Ausrüstung, die wir
brauchen, ist an Bord. Wir mussten dazu drei Gepäckträger
und einen Pagen bestechen, aber die Sache ist erledigt; sie haben die
Geschichte geschluckt, die wir ihnen aufgetischt haben, also
brauchten wir keine praktische Überzeugungsarbeit leisten.« Praktische Überzeugungsarbeit war der euphemistische
Ausdruck dafür, Stammhirne mit Nanoelektroden auszurüsten
und ihre Eigner in lebende Marionetten zu verwandeln. Was danach von
solchen Menschen übrig blieb, konnte man eigentlich nur noch
dazu verwenden, es in abgespeicherter Form den Wiederverwertern zu
überstellen. »Peter ist mein zweiter Mann bei den
taktischen Operationen, und Mark hat die navigatorischen Aspekte der
Sache im Griff. Sobald Sie uns grünes Licht geben, können
wir loslegen.«
    »Gut.« Mittlerweile war das Lächeln aus Hoechsts
Gesicht gewichen. »Und jetzt erzählen Sie mir, was schief
gelaufen ist. Ich will jede Einzelheit wissen.«
    »Bei der Umsetzung des Plans? Da ist nichts…«
    »Nein, ich meine jede Einzelheit. Jede kleine Sache, die
möglicherweise die Aufmerksamkeit auf Sie gelenkt hat.«
    »Äh, nun ja, hm. Wir sind nicht gewohnt, verdeckt oder
unter barbarischen Bedingungen zu arbeiten. Und ich glaube, wir haben
anfangs ein, zwei Fehler gemacht. Glücklicherweise ist unsere
Tarnung für diese Operation ziemlich perfekt; da die Leute
wissen, dass wir zu den Übermenschen gehören, machen sie
Zugeständnisse, wenn wir uns seltsam verhalten. Es ist schon
verblüffend, wie bereitwillig sie uns für harmlose
Passagiere halten. Niemand hat auch nur in Frage gestellt, dass wir
eine Gruppe von Jugendführern sind. Das fand ich wirklich
absurd…«
    Als Hoechst sich nachdrücklich räusperte, fuhr Mathilde
erschrocken zusammen. »Lassen Sie uns eines klarstellen.«
Hoechsts Blick bohrte sich in den der jungen Einsatzleiterin.
»Falls Sie Ihre Aufgabe richtig erledigt haben, brauchen Sie
nichts zu fürchten. Falls Sie echte, aber nicht entscheidende
Fehler gemacht haben, diese Fehler zugeben und dazu beitragen, den
Schaden zu beheben, haben Sie ebenfalls nichts zu fürchten.
Angst sollten Sie nur vor den Folgen haben, die eine Vertuschung
von Fehlern nach sich ziehen würde. Drücke ich mich
klar genug aus? Also lassen Sie dieses nervöse Geplapper, sagen
Sie mir, was los ist. Was ist schief gelaufen? Was sollte ich
wissen?«
    »Oh.« Mathilde starrte sie einen Augenblick lang so an,
als sei Hoechst ein zweiter Kopf gewachsen. Gleich darauf ließ
sie ihre Schultern leicht sinken. »Hans hat an unserem ersten
Abend an Bord einem der Passagiere eine Szene gemacht. Wir waren alle
in einem der Gesellschaftsräume – ich glaube, man nennt das
eine Bar –, als einer der Barbaren ihn mit irgendeinem
Rauschmittel zu vergiften versuchte. Allerdings wurde dabei niemand
verletzt. Es gibt hier eine kleine, aber lautstarke Gruppe von
Passagieren, die uns aus irgendeinem Grund nicht zu mögen
scheint. Aber abgesehen von dieser einen Sache ist nicht viel
passiert, das ich als widrigen Umstand einstufen würde. Ich habe
Hans zur Ordnung gerufen und betrachte die Sache damit als erledigt.
Die anderen…« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe nun
mal keinen Einfluss darauf, was barbarische Menschen von unserem
Programm halten. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es Ihnen
überhaupt melden sollte…«
    »Sie haben mein volles Verständnis.« Hoechst beugte
den Kopf über die Frachtkiste und inspizierte die schwarzen
Plastikschachteln, die darin lagen. »Die, äh, Exzesse
einiger unserer Vorfahren haben, wie ich fürchte, ein sehr
schlechtes Licht auf das Übermenschentum geworfen. Und unser
übergreifendes Ziel, jeden von den Vorteilen des
Übermenschentums profitieren zu lassen, macht die Barbaren
höchstens noch misstrauischer.« Sie versank einen
Augenblick ins Grübeln. »Ich habe nicht die Absicht, die
Situation noch zu verschärfen.« Sie sah auf und erwiderte
Mathildes Blick. »Von dieser Intervention werden keine Berichte
über Gräueltaten oder Exzesse nach außen

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