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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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durchwinkten,
nachdem sie hoheitsvoll ihren Diplomatenausweis geschwenkt hatte),
ein Gepäckkarren, auf dem ihr Schrankkoffer transportiert wurde.
Gleich darauf gelangte sie in einen mit Teppichboden ausgekleideten
Andocktunnel, der eher einem Einkaufszentrum glich. In den rundum
verglasten Nischen wurden die verlockenden Angebote zahlloser
luxuriöser Boutiquen und Hotels zur Schau gestellt. Der Offizier
am Empfang – er trug weiße Handschuhe und gehörte zum
Team der Stewards – warf nur einen kurzen Blick auf ihren Pass
und Diplomatenausweis und wollte sie sofort zum einem Fahrstuhl
geleiten, der den V.I.P.s vorbehalten war. Sie musste ihn bitten zu
warten, bis Tranh sie eingeholt hatte.
    »Wo sind wir untergebracht?«, fragte sie.
    »Äh, wenn ich Ihr… aha, hab’s schon
gefunden.« Mit zusammengekniffenen Augen ging der junge Leutnant
die Passagierliste durch. »Madam, Sir, wenn Sie mir bitte folgen
würden? Sie sind auf dem Bravo-Deck untergebracht, das ist
für Führungsleute reserviert. Wie ich sehe, ist für
Sie beide jeweils eine große Suite mit Queen-Size-Bett gebucht.
Wenn Sie einen Moment warten würden, erkundige ich mich, ob die
Zimmer bezugsfertig sind. Es tut mir schrecklich Leid, aber es war ja
eine sehr kurzfristige Buchung – ah ja. Hier entlang. Wie
bitte?«
    »Ist Martin Springfield auch da?«, fragte sie
nervös.
    »Springfield? Ich weiß von keinem… oh, ach so. Ja,
er ist da, hat aber gerade eine Besprechung mit Flughauptmann Fromm.
Soll ich Sie mit ihm verbinden?«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Wir reisen zusammen.
Könnten Sie ihm nach der Besprechung bitte ausrichten, wo ich
untergebracht bin?«
    Weitere Gänge, weitere Fahrstühle. Exquisite
Holzverkleidungen, Schnitzereien aus fernen Welten, für teures
Geld zur Ausstattung des Linienschiffes importiert. In den Nischen
des Erste -Klasse-Decks vergoldete Statuen, auf dem Fußboden
handgewebte Teppiche. Damit also verdient sich Martin seinen
Lebensunterhalt?, fragte sie sich. Dass er solche Luxusdampfer
herstellen hilft? Eine Tür stand weit offen. Zwei Stewards
in weißen Uniformen verbeugten sich tief, als Rachel ihr
Gepäck müde ins Zimmer dirigierte. »Für den
Augenblick ist das alles, danke«, sagte sie und entließ
sie aus ihren Diensten. Während sich die Tür schloss, sah
sie sich um. »Na ja, gegenüber dem letzten Mal ist das eine
ziemliche Verbesserung…«
    Als Rachel das letzte Mal mit Diplomatenpass gereist war, hatte
man sie in einer engen Kabine auf dem Offiziersdeck eines
Schlachtkreuzers untergebracht. Ihre jetzige Kabine bot vermutlich
weit mehr Platz als seinerzeit die ganze Suite des Admirals. Sie
schloss die Tür ab, bückte sich, um die Schuhe auszuziehen,
und streckte die Füße auf dem flauschigen Teppich aus.
»Das muss ich öfter tun«, teilte sie der Zimmerdecke
mit. Vor Erschöpfung drohten ihr die Augen zuzufallen: Seit der
Katastrophe in der Botschaft war sie fast ununterbrochen auf den
Beinen und ständig auf der Hut gewesen, außerdem war es
nach der Ortszeit Sarajevos vier Uhr morgens. Doch die Arbeit ging
vor. Sie zog einen kompakten Empfänger aus der Schultertasche
und untersuchte das Zimmer so lange und gründlich, bis sie
Gewissheit hatte, dass es nicht verwanzt war. Die einzigen
Funksignale, die sie hier empfing, drangen aus den Geräten des
Zimmerservice, wie es ja auch sein sollte. Sie seufzte, stellte den
Empfänger ab und griff nach ihrem Handy. »Gesprochene
Nachricht für Martin, weitergeleitet an Tranh: Ich nehme mir
eine Auszeit von vier Stunden, danach bin ich wieder im Dienst. Ruft
mich an, falls es etwas Neues gibt. Falls nicht, treffen wir uns
morgen zu einer Lagebesprechung. Aber vorher muss ich noch mit dem
Kapitän reden. Martin, nach deiner Besprechung kannst du gern
hier vorbeikommen, egal, wie lange sie dauert. Ende.«
    Schließlich überzeugte sie sich noch einmal davon, dass
die Tür abgeschlossen war. Alles klar. Danach ging sie
zum Bett hinüber, stellte ihre Ringe auf einen Weckruf ein und
sackte zusammen. Sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe,
sich auszuziehen. Ihr Kopf war kaum aufs Kissen gesunken, da war sie
schon eingeschlafen. Und die Albträume, die sich bald darauf
einstellten, waren genauso schlimm wie befürchtet.

 
    Lichter, Sirenen, nächtliche Dunkelheit. Ein Chaos von
Eindrücken machte Wednesday zu schaffen, drohte sie zu
überfluten und in einem Meer von albtraumartigen Szenen
versinken zu lassen. Svengali, der einen Arm umklammerte,

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