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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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dürfen er und das Mädchen am Leben bleiben
– das ist mein Ernst, keine zweckdienliche Lüge. Allerdings
werden sie, genau wie die übrigen Passagiere, zur Aufarbeitung
und Wiederverwertung geschickt, sobald wir in Newpeace
ankommen.«
    »Verstehe.« Franz runzelte die Stirn. Also will sie
jeden auf diesem Schiff zur Wiederverwertung schicken? Will sie das
ganze Schiff verschwinden lassen? »Sonst noch
etwas?«
    »Ja.« Hoechst beugte sich so nah zu ihm, dass er ihren
Atem auf seiner Wange spüren konnte. »Dieser Auftrag hat
oberste Priorität. Ein weiterer wartet auf Sie, sobald wir in
Raumstation 11 angedockt haben. Wird Ihnen Spaß machen!«
Sie tätschelte seinen Rücken. »Kopf hoch. Nur noch
drei Wochen, dann sind wir wieder zu Hause. Wenn Sie sich bis dahin
brav verhalten, bekommen Sie Ihr Spielzeug vielleicht
wieder.«

 
    Steffi unterdrückte ein Gähnen, als sie sich auf dem
Stuhl am Kopfende ihres Tisches im Speisesaal niederließ. Da
sie eine überlange Schicht damit verbracht hatte, mit Rachel die
Fluktuation der Passagiere zu überprüfen, hatte sie jetzt
trübe Augen. Am liebsten hätte sie einigen der bewusst
halsstarrigen Touristen den Hals umgedreht. Nach der Schicht hatte
sie sich zehn Minuten davonstehlen müssen, um sich frisch zu
machen, nur um jetzt drei oder vier Stunden lang am Kopfende eines
Esstisches zu residieren und die übergroßen Egos
blöder Passagiere der Luxusklasse zu streicheln. All das brachte
das Fass bei ihr zum Überlaufen. Allerdings besser so, als
die Ermittlung nur von außen mitzubekommen, sagte sie sich.
Und vielleicht bestand später ja Gelegenheit zu ein paar
schönen Stunden mit Max. Er saß auf der anderen Saalseite
am Ehrentisch – stolz, aber umgänglich, so wie sich jeder
einen Führungsoffizier am liebsten vorstellte. Bestimmt hatte
auch er es nötig, ein bisschen Dampf abzulassen.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Als sie sich umblickte,
erkannte sie Martin Springfield, die rechte Hand der Diplomatin vom
Geheimdienst.
    »Selbstverständlich.« Sie bewahrte Haltung und
brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande. Die Japanerin
mittleren Alters, die weiter unten am Tisch saß, fühlte
sich offenbar angesprochen, denn sie erwiderte das Lächeln und
löste damit allgemein höfliches Nicken aus. Inzwischen
hatte Martin links von Steffi Platz genommen und ging beiläufig
die Speisekarte durch. Sie sah sich am Tisch um, der nur halb besetzt
war. Das Mädchen, das Probleme machte, aß offenbar auf dem
Zimmer. Ebenso, fiel ihr jetzt auf, wie diese unheimlichen
Austauschstudenten auf Kultur-Trip, die aus Tonto stammten. Verdammt blöde Tarnung, dachte sie. Merkt doch jeder
blinde Idiot, dass die was zu verbergen haben. Leider hatte sie
mit den Bankern nicht so viel Glück, die waren zum Essen
erschienen.
    »Wie war Ihr Tag?«, fragte sie leise, während die
Stewards die leeren Suppenteller abräumten. »Ihre Frau hab
ich hier gar nicht gesehen, arbeitet sie noch?«
    Martin zuckte zusammen und kniff sich in die Nasenwurzel.
»Wahrscheinlich schon. Wenn sie nach jemandem fahndet und Lunte
gerochen hat, neigt sie zur Übertreibung. Zwar habe ich ihr
geraten, mal Pause zu machen, damit sie später effektiver
weiterarbeiten kann, aber… Ich habe den ganzen Tag damit
verbracht, Touristen zu befragen. Davon tut mir schon der Kopf
weh.«
    »Hatte irgendjemand etwas Nützliches
beizutragen?«
    »Nein, kaum.«
    Lügner, dachte sie mit wachsender Nervosität. Was verbirgst du vor mir?
    Die Leuchtketten entlang der gewölbten Wandnischen mit den
Skulpturen flackerten plötzlich auf und lenkten sie ab.
»Entschuldigen Sie mich.« Steffi hob die linke Hand und
drehte hastig an ihren Interfaceringen, um den internen Dienstkanal
für Führungsoffiziere zu suchen. An Bord eines
Sternenschiffes flackerten die Lampen nie ohne besonderen Grund auf
– schon gar nicht an Bord eines Luxusschiffes, das mit mehreren
Notaggregaten ausgerüstet war.
    Steffi hatte keine Vibration gespürt, aber das besagte gar
nichts. Die Raumkrümmungsgeneratoren des Schiffs waren stark
genug, eine stete Beschleunigung von dreißig g aufzufangen und jeden heftigen Stoß abzufedern, es sei
denn, der Schlag hatte eine solche Wucht, dass er ein Versagen
irgendwelcher Betriebssysteme nach sich zog.
»Kommandobrücke, hier ist Grace. Brücke…«
Sie runzelte die Stirn. »Das ist wirklich seltsam!« Sie sah
durch den Saal zu Max hinüber, der gerade aufstand und sich
umwandte, um vom erhöhten Podest des

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