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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Ehrentisches nach unten zu
steigen. Als er ihren Blick auffing, deutete er mit dem Kinn
nachdrücklich auf den Haupteingang und ging mit großen
Schritten darauf zu. Quer durch den Saal sah sie, wie Stewards
heimlich ihre Arbeit unterbrachen und in Richtung der
Noteinsatzzentralen verschwanden.
    Auf dem Gang holte sie Max nach wenigen Metern ein. »Die
Brücke antwortet nicht.«
    »Ich weiß.« Er öffnete eine nicht
gekennzeichnete Seitentür. »Der nächste Schrank mit
Notausrüstung ist… Ah ja, hier.« Er schob den
schwarz-gelben Griff mit einem Ruck nach vorn, zog die Schublade auf
und reichte ihr eine Notausrüstung: Sauerstoffmaske, Handschuhe,
Allzweck-Werkzeug, winzige Erste-Hilfe-Roboter. »Keine
Rückmeldung«, sagte er nachdenklich. »Einen
Augenblick…«
    »Hab’s schon.« Steffi hatte ihr Notebook bereits
aufgeklappt, befestigte es an der Wand und versuchte, die Schemata
zur Schadenskontrolle aufzurufen. »Scheiße, warum braucht
das Ding so lange?« Sie berührte ein Feld, das die
Schadensanalyse und die Schadensregion hätte anzeigen
müssen. »Wir haben keine Verbindung. Das Netz des Schiffes
ist zusammengebrochen.«
    »Wir haben Licht, Luft und Schwerkraft.« Er dachte nach.
»Was zusammengebrochen ist, ist das Datennetz. Hör zu,
vielleicht ist es ja nur ein größerer Absturz des Systems.
Die Abteilung Relativistik sollte den Sprung erst für
dreißig Minuten vorbereiten, also passiert vielleicht gar
nichts, wenn wir uns nicht beirren lassen. Du bist von deiner
Ausbildung her auf eine solche Situation noch nicht vorbereitet,
deshalb möchte ich, dass du in den Speisesaal zurückkehrst
und die Passagiere unter Kontrolle behältst. Leite alle
Anweisungen, die du empfängst, weiter, sperr die Ohren auf und
versuche, dich aus Schwierigkeiten herauszuhalten, bis du gebraucht
wirst. In der Zwischenzeit trommle ich ein paar Stewards zusammen und
gehe nachsehen, was da los ist. Zuerst zur Brücke. Und falls die
ausgefallen ist, zur technischen Kontrolle… Den Passagieren
erzählst du, dass wir alles im Griff haben: Die Besatzung
untersucht gerade, was vorgefallen ist, und wird zu gegebener Zeit
verkünden, was los ist. Glaubst du, du kommst damit
klar?«
    »Werde mein Bestes tun.«
    Steffi machte sich auf den Weg zu dem Korridor, der für
Passagiere zugänglich war, und warf noch schnell einen Blick
zurück. Er winkte bereits einem Mannschaftsangehörigen zu,
der aus einem der Diensträume aufgetaucht war. »He, Sie!
Hierher, ich brauche Sie sofort…«
    Im Speisesaal schien alles unter Kontrolle zu sein. Steffi
verschaffte sich hastig einen Überblick: Die Passagiere waren
immer noch in Gespräche vertieft und hatten offenbar nichts
Ungewöhnliches bemerkt. Glück im Unglück… Einen Augenblick überlegte sie, ob sie die Leute in
Unwissenheit lassen sollte. Doch sobald jemand versuchte, seine
E-Mails abzuholen oder einen Freund anzurufen, würde er merken,
dass etwas nicht stimmte.
    Sie erklomm das Podest, auf dem der Ehrentisch stand.
»Entschuldigen Sie, meine Damen und Herren, darf ich um Ihre
Aufmerksamkeit bitten?«
    Sie zog neugierige Blicke auf sich. »Wie einige von Ihnen
vielleicht bemerkt haben, ist in den letzten Minuten eine kleine
technische Panne aufgetreten. Ich darf Ihnen versichern, dass die
Techniker dabei sind, die Panne zu beheben, es besteht keinerlei
Gefahr…« Die Lampen flackerten noch einmal kurz auf und
verloschen dann. Aus einigen Winkeln des Saals waren ein, zwei
erstickte Schreie zu hören, doch gleich darauf flammten die
Lichter wieder auf. Gleichzeitig drang aus den Lautsprechern des
öffentlichen Kommunikationsnetzes eine fremde Stimme, die
gelassen und beherrscht verkündete: »Zu unserem Bedauern
müssen wir Ihnen mitteilen, dass im Zentrum zur
Antriebsüberwachung und technischen Kontrolle ein kleines
Problem aufgetreten ist. Es besteht jedoch kein Grund zur
Beunruhigung. Wir haben alles im Griff und werden einen Abstecher zu
einem nahe gelegenen Raumhafen machen, anstatt Neu-Prag direkt
anzulaufen. Zu gegebener Zeit wird Ihnen WhiteStar eine
Entschädigung für diese Unannehmlichkeit anbieten. Für
den Augenblick möchten wir Sie bitten, in Ihre Kabinen
zurückzukehren und dort bis auf weiteres zu bleiben. Wenn das
allgemeine Kommunikationsnetz wieder funktioniert, können Sie
sich gern mit unserem Serviceteam in Verbindung setzen. Wir stehen
Ihnen jederzeit zu Diensten.«
    In den Gesellschaftsräumen des fast menschenleeren Decks D
suchte Rachel gerade nach

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