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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ihrer Mailbox auf
sie gewartet hatte, war eine Antwort auf ihre Anfrage in geheimen
Kanälen; während ihrer Abwesenheit hatten bestimmte Leute
ihr einen Gefallen getan. Es war recht interessant, allerdings auch
beunruhigend. Je mehr sie über die Implikationen nachdachte,
desto alarmierender fand sie das zusammengestellte Material. Madame
Vorsitzende, der aufstrebende Stern, war aus dem Nichts gekommen und
überaus schnell befördert worden. Ihre Rivalen hatten
Aussagen widerrufen müssen, waren unehrenhaft »in
gegenseitigem Einvernehmen« entlassen worden oder hatten
irgendwelche Katastrophen auf sich gezogen. Für die Vereinten
Nationen, in denen es normalerweise zivilisiert und locker zuging,
war das alles ein bisschen zu martialisch. Und wenn eine solche
Schreibtischtäterin derart offensichtlich auf Rachels Kopf aus
war, warf das jede Menge hässlicher Fragen auf. Besonders, wenn
man sich auch noch zu fragen begann, woher sie das Geld hatte, dieses
große Haus am Seeufer zu kaufen…
    Das Dossier war nicht das Einzige, was Rachels Suche in der
Mailbox zu Tage gefördert hatte. Die formelle Benachrichtigung
über ein Disziplinarverfahren, an diesem Morgen eingegangen,
verbunden mit dem Vermerk, dass für den frühen Nachmittag
eine Anhörung angesetzt sei, zählte nicht gerade zu den
Dingen, die sie zwischen irgendwelchen Rechnungen vermutet
hätte. Schon gar nicht, wenn man bedachte, dass man sie ja auch
auf direktem Wege, telefonisch, hätte kontaktieren können,
um die Angelegenheit als dringlich hervorzuheben. Vor dem
Sitzungszimmer blieb sie kurz stehen, setzte bewusst ein Lächeln
auf und öffnete die Tür.
    »… hat keine Anzeichen dafür erkennen lassen, dass
sie sich an die einstweiligen Verfügungen der Verwaltung halten
will, trotz der Verweise, die sie vor vier Monaten, drei Monaten und
zuletzt vor zwei Tagen erhalten hat…« Die Rednerin hielt
inne. »Ja?«
    Rachel lächelte. »Hallo, Gilda.« Madame Vorsitzende
setzte sich aufrecht hin und starrte sie an. Rechts und links von ihr
saßen zwei ihrer Gefolgsleute, außerdem ein Protokollant
und irgendein graugesichtiger Beamter aus der Buchhaltung, den man
hinzugezogen hatte, damit er bezeugte, dass hier alles
vorschriftsmäßig gehandhabt wurde. »Tut mir Leid,
dass ich spät dran bin. Aber wenn es Ihnen wirklich um meine
Anwesenheit ging, hätten Sie besser daran getan, mich direkt zu
kontaktieren, anstatt die Vorladung als Wäscherechnung zu
tarnen.«
    »Hallo, Rachel.« Madame Vorsitzende lächelte
kühl. »Wir haben gerade Ihre gleichgültige Haltung
gegenüber den Gepflogenheiten dieser Abteilung erörtert.
Wie schön, dass Sie uns ein weiteres Beispiel dafür
liefern.«
    »Ach ja?« Rachel schloss sorgfältig die Tür
und wandte sich gleich darauf zu den Anwesenden um.
    »Sie sind Mansour, wie?«, begann der Buchhalter.
»Wir hören schon seit Wochen von Ihnen.« Er klopfte
Unheil verkündend auf sein Notebook. »Nichts Gutes. Was
haben Sie dazu zu sagen?«
    »Ich? Oh, nicht viel.« Rachel grinste. »Aber sie wird eine Menge zu erklären haben.«
    »Das glaube ich nicht.« Madame Vorsitzende presste die
Lippen vor Ärger zusammen. »Wir haben gerade Ihre
Suspendierung erörtert, abhängig davon, was die
vollständige Untersuchung der Unregelmäßigkeiten in
Ihren Abrechnungen ergibt…«
    Rachel öffnete die Hand. »Unregelmäßigkeiten
bei der Abrechnung können in beide Richtungen weisen«,
erwiderte sie locker.
    »Ich…« Der Vorsitzenden verschlug es die Sprache.
»Soll das ein Scherz sein?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Keineswegs«,
erklärte sie munter und sah Madames Speichellecker an. »Sie
möchten da bestimmt nicht hineingezogen werden. Es wird einiger
Dreck aufgewirbelt werden.«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich Sie verstehe.« Der Mann
mit dem grauen Gesicht blickte von ihr zur Vorsitzenden. »Wovon
reden Sie überhaupt?«
    Während Rachel ihm mit dem Finger kurz zu warten bedeutete,
zog sie ihr Telefon zu Rate. »Ah, Dr. Pullman. Tut mir
Leid. Ich gehe davon aus, dass sie Ihnen nicht erzählt hat,
für wen ich arbeite?«
    »Für wen…« Pullman sah einen Augenblick
verwirrt aus. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich gehöre zum Geheimdienst. Werde in der
Unterhaltungsabteilung nur wegen der Tarnung als Diplomatin und einer
geringen Aufwandsentschädigung geführt. Was die Frage
aufwirft, warum Gilda es für ihre Aufgabe hält, in meiner
Arbeit herumzuschnüffeln, als wäre sie mein
Dienstherr.«
    »Aha.« Pullman nickte

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