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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Gedanke
durch den Kopf schoss. »Ich bin froh, dass die Mörderin tot
ist. Aber jeden zu bestrafen, der sie unterstützt hat, die ganze
Zivilisation der Übermenschen…«
    Sie sprach nicht weiter, da sie bei Steffi ein leichtes
Stirnrunzeln registriert hatte, und zwang sich dazu, lediglich mit
den Achseln zu zucken und Desinteresse vorzutäuschen.
Plötzlich schlug ihr Herz heftig, und sie bekam feuchte
Hände. Langsam stand sie auf und ging, als Steffi nichts sagte,
auf das Fenster zu. Sie wartete darauf, dass der Solarnebel aus dem
Blickfeld verschwand und nur noch der von Sternen übersäte
schwarze Himmel zurückblieb. Gleich darauf drehte sie an einem
Kontrollschalter in einer der Jackentaschen. Sofort legte sich die
Jacke fest um sie; der Taillenbund straffte sich und verband sich
lückenlos mit den Leggings des Raumanzugs, die sie unter den
Hosen aus Spitze trug. Schwarz vor schwarzem Hintergrund, dachte sie und holte mehrmals tief Luft. Während sie sich
mit der Hand durchs Haar fuhr, löste sie heimlich den Verschluss
über der Kapuze in ihrem Jackenkragen. Danach wandte sie sich zu
Steffi um.
    »Was verlangen Sie?«, fragte sie so locker wie
möglich.
    Steffi reagierte mit einem sehr hässlichen Kichern. »Ich verlange, oh, rund fünfzig Millionen in
Inhaberobligationen, eine Yacht, die mit autonomen
Sprung-Vorrichtungen ausgestattet ist, und ein paar Geiseln, die mir
bis auf weiteres sicheres Geleit geben – oh, und den Kopf dieses
Miststücks, auf einem Silbertablett. Zusammen mit dem Kopf des
Kerls, der Sven umgebracht hat. Sven kommt nicht zurück.
Was, zum Teufel, haben Sie denn gedacht, Mädchen? Dass wir die
Sache nur unserem Seelenheil zuliebe durchgezogen haben?« Sie
setzte sich auf. »Rachel, hören Sie noch zu?«
    Es war Martin, der sich meldete. »Rachel versucht jemanden
auf der Erde zu finden, mit dem sie Rücksprache nehmen
kann«, sagte er zögernd. »Die müssen erst ihre
Identität überprüfen, ehe sie denen die Lage schildern
kann…«
    »Bockmist!«, schnaubte Steffi. »Ich gebe Ihnen eine
Stunde und keine Minute länger. Wenn die Stunde abgelaufen ist,
ohne dass Sie mit etwas Vernünftigem herübergekommen sind,
können Sie sich von Dresden und Newpeace verabschieden. Falls
Sie meinen Forderungen zustimmen, werde ich Ihnen sagen, bei wem Sie
die Obligationen deponieren sollen. Und danach können wir den
nächsten Schritt besprechen, meinen Rückzug. Das
TALIGENT-Terminal nehme ich mit – es hat einen Kausalkanal, und
Sie wissen ja, dass die Verbindung beim ersten Sprung zusammenbricht,
aber bis dahin werden Sie wissen, wo ich mich aufhalte.« Sie
wirkte nachdenklich. »Allerdings können Sie mir als ersten
Schritt Hoechsts Kopf bringen. Und auch den von dem Abschaum, der
Sven umgebracht hat. Von den Körpern abgetrennt. Mir ist
durchaus klar, dass das in Ihren Ohren nicht besonders lustig klingt,
aber ich will sichergehen, dass sie auch wirklich tot sind.«
    Wednesday starrte Steffi voller Abscheu an. Läuft es
darauf hinaus?, fragte sie sich. Wird man so, wenn es einen
irgendwann nicht mehr kümmert, ob man selbst ein Monster ist? Nervös warf sie einen Blick hinter sich, aufs Fenster. Und ich dachte, ich würde dich kennen. Sie blickte zur
Seite, in den Raum hinein. Kommunikationsnetz wieder aktivieren, befahl sie ihren Implantaten.
    BING. Wednesday, antwortest du bitte? Es war Rachel.
    Bin dran. Wer ist Steffi in Wirklichkeit?
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Antwort eintraf. Wednesday
lehnte sich gegen die Wand neben dem Fenster und experimentierte mit
dem Wahlprogramm für die Materialstruktur herum, das sich im
Rücken ihrer Jacke befand. Sie wollte überprüfen, wie
sehr sie den Jackenstoff verstärken konnte, ohne dass er
irgendwo aufriss. Ein Programm namens Echsenpanzer kam ihr
recht viel versprechend vor…
    Soweit ich das sagen kann, ist Steffi in Wirklichkeit Miranda
Katachurian, Bürgerin von Novy Kurdistan; sie wurde zum letzten
Mal vor elf Jahren gesehen und hatte damals ein ellenlanges
Vorstrafenregister. Im Zusammenhang mit einem bewaffneten
Raubüberfall wurde nach ihr gefahndet, weil man sie
verhören wollte, aber sie ist rechtzeitig abgetaucht.
    »Steffi«, fragte Wednesday zögernd, »was war
Ihr persönliches Ziel dabei?«
    BING. Wednesday? Geht’s dir gut? Brauchst du Hilfe?
Frank.
    »Ziel?« Steffi wirkte einen Augenblick verwirrt, doch
gleich darauf klarte ihre Miene auf. »Wir haben’s wegen des
Geldes getan, Mädchen.«
    Später. Lieb dich,

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