Supernova
betrachtet.«
»Was immer das auch heißen mag. – Okay,
nächste Frage: Wo ist der Bursche geboren? Wo stammt er her? Was tut er?«
»Er ist irgendwo in Paraguay geboren. Hat sein
Äußeres durch zahlreiche Operationen so verändern
lassen, dass er seinem Leitbild inzwischen recht ähnlich sieht.
Und dieses Leitbild ist der letzte König von Schottland beziehungsweise der Präsident von Uganda oder wie er
sich sonst noch genannt haben mag. Mir liegt eine Broschüre von
einem seiner Auftritte vor. Darin sagt er, er versuche, der Seele des
echten Idi Amin als Bühne zu dienen.«
»Und jetzt ist er durchgeknallt, stimmt’s? Können
Sie irgendetwas über die Geschichte des echten Herrn Amin
herausfinden? Klingt mir nach einem Islamisten. War er ein Araber
oder so?«
Der Transporter bremste hart, schleuderte heftig herum,
verließ gleich darauf die einspurige Straße und bahnte
sich den Weg durch eine große Schar von Polizisten, die vor
einem großen, baufällig wirkenden Gebäude
herumwuselten. Es bestand aus spiralenförmig angeordneten
Wohnmodulen – Notunterkünften, die an einem Mittelstrang
aus Titan angebracht waren. Aus dem Wohnblock ergoss sich ein steter
Strom von Menschen, die vom Personal eines kommerziellen
Sicherheitsdienstes zum Place de Philosophes geleitet wurden. Rachel
sah, dass bereits eine ganze Schlange von Räumungsbeauftragten
unterwegs war, um so viele Menschen wie möglich aus den
Nachbargebäuden zu evakuieren. Es spielte keine Rolle, ob dieser
spezielle Schwachkopf tatsächlich so clever gewesen war, eine
funktionierende Bombe zu basteln. Falls die Plutonium-Fee
großzügig gewesen war, würde er die Bombe zumindest
zum Zischen bringen und damit mehrere Straßen kontaminieren.
Selbst ein Plastikklumpen, ummantelt mit gestohlenem Hightech-Abfall,
war imstande, ein Chaos anzurichten. Seltene Erden-Chelation und
genetische Therapien für mehrere tausend Menschen waren ein
teuflisch hoher Preis für den Koller eines Künstlers. Und
falls er es wirklich schaffte, das Material in einen unmittelbar
kritischen Zustand zu versetzen…
Die Einsatzleiterin – eine große blonde Frau, die von
Polizisten umringt wurde – kam zu ihr herüber. »Sie
da! Sind Sie die Expertin, um die unsere Zentrale händeringend
gebeten hat?«
»Tja, das bin ich.« Rachel zuckte peinlich berührt
die Achseln. »Die schlechte Nachricht ist, dass ich keine Zeit
hatte, mich auf diesen Einsatz vorzubereiten. Und ich habe seit drei
oder vier Jahren nichts in dieser Art gemacht. Was haben Sie für
mich?«
»Einen wirklichen Hammer, wie’s aussieht. – Ich bin
Inspektorin Rosa MacDougal von den Laughing Joker Enforcement
Associates. Bitte folgen Sie mir.«
Im mobilen Büro des kommerziellen Sicherheitsdienstes summte
es wie in einem Bienenstock; die Aktivitäten setzten sich bis
auf den von Gras überwucherten Parkplatz vor dem Wohnblock fort.
Das Büro war in einem Ekel erregenden Grün gestrichen und
wies kaum Anzeichen irgendeiner Pflege oder auch nur Reinigung auf.
»Bisher habe ich mit Laughing Joker noch nicht
zusammengearbeitet«, bekannte Rachel. »Als Erstes
möchte ich Ihnen sagen, dass mein Einsatz – wie alle
SXB-Operationen – kostenlos ist und zum Wohl der
Öffentlichkeit erfolgt. Allerdings erwarten wir von Ihnen, dass
Sie dabei ohne jede Einschränkung die nötige
Ausrüstung und Hilfe bereitstellen und den nächsten
Angehörigen Sterbegeld zahlen, falls die Dinge aus dem Ruder
laufen. In einem solchen Fall übernehmen wir keinerlei
Haftung, denn meistens ist das Einsatzteam des SXB zu tot, um
sich mit derlei Dingen herumzustreifen. Wir tun einfach unser Bestes.
So weit klar?«
»Glasklar.« MacDougal deutete auf einen Stuhl.
»Nehmen Sie doch Platz. Wir haben noch eine halbe Stunde, ehe es
kritisch wird.«
»Stimmt.« Rachel setzte sich, legte die Fingerspitzen
gegeneinander und seufzte gleich darauf. »Sind Sie wirklich
sicher, dass es dem Mann ernst ist?«
»Wir wurden als Erstes aufmerksam, weil der im Gebäude
installierte Neutronendetektor unmögliche Werte anzeigte.
Anfangs nahm der Verwalter des Wohnblocks an, der Detektor sei
defekt, aber dann stellte sich heraus, dass dieser Idiot den Drachen
am Schwanz kitzeln wollte. Er hat sich eine Bastelanleitung für
einen billigen Assembler besorgt – aus dem anarchistennahen
Untergrund – und während der letzten sechs Monate Beryllium
für seine hausgemachte Montageanlage gekauft.«
»Scheiße. Beryllium. Und das hat
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