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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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niemand
bemerkt?«
    »He!« MacDougal spreizte die Hände. »Niemand
hier bezahlt uns für die Überwachung solchen Kleinkrams.
Als privates Unternehmen können wir nicht allgegenwärtig
sein und alles und jeden im Griff haben. Wenn wir ungeladen irgendwo
auftauchen und unsere Nasen hineinstecken, bekommen wir so viele
Prozesse an den Hals, dass wir einpacken können. Ist ja
schließlich ein freier Markt, nicht wahr?«
    »Tja.« Rachel nickte. Das Bild, das MacDougal malte, war
ihr nur allzu vertraut. Bei neunhundert Ständigen Sitzen im
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bestand das einzige Wunder
darin, dass überhaupt jemals etwas unternommen und erledigt
wurde. Trotzdem: Wenn irgendetwas zur Zusammenarbeit anspornen
konnte, dann war es die tödliche Verbindung von privaten
Nanofabriken und billigem Spaltmaterial zur Bombenherstellung, das
auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurde. Nach allgemeiner Auffassung
schloss das Recht auf Selbstverteidigung keineswegs das Recht auf
öffentliche Zerstörungsakte mit ein – zumindest nicht
in bebauten Gebieten. Deshalb gab es ja die Freiwilligen des SXB,
deshalb hatte sie diese wiederkehrenden Albträume, deshalb hatte
sie sich irgendwann zu der verdeckt arbeitenden Gruppe im
Diplomatischen Korps versetzen lassen, die für die Auffindung
und Kontrolle verbotener Waffen zuständig war. Was im Grunde
fast der gleiche Job wie früher war, nur auf interstellarer
Ebene. Und mit dem Vorzug, dass die Regierungen in der Regel recht
vorsichtig mit strategischen Massenvernichtungswaffen stellarer
Reichweite umgingen – vernünftiger jedenfalls als die
durchgeknallten Straßentypen mit ihrem Groll auf die
Gesellschaft und ihren selbst gebastelten Bomben.
    »Okay. Also hat unsere Zielperson es irgendwie geschafft,
zwölf Kilo waffenfähiges Schwermetall zu besorgen und einesubkritische Probe herzustellen, ehe es irgendjemand bemerkt
hat. Und was ist dann passiert?«
    »Der für die Hausverwaltung zuständige Roboter hat
ihm eine automatisch erstellte Kündigung geschickt: Innerhalb
von vierzehn Tagen habe er die Wohnung wegen Verletzung des
Mietvertrages zu räumen. In dieser Stadt wird eine Politik
verfolgt, die den Besitz von Massenvernichtungswaffen strikt
verbietet.«
    »Ach, du lieber Gott.« Rachel rieb sich die Stirn.
    »Es kommt noch besser«, fuhr Inspektorin MacDougal mit
morbider Begeisterung fort. »Unser Durchgeknallter schreibt
sofort zurück und fordert vom Verwaltungsroboter, als Präsident von Uganda anerkannt zu werden, außerdem
als König von Schottland, Höchster Planetarischer
Diktator und Linke Hand des Eschaton. Der Roboter hat ihm
erwidert, er solle sich auf der Stelle verpissen, was vermutlich
keine so gute Idee war: An diesem Punkt hat er nämlich erstmals
gedroht, alles in Schutt und Asche zu legen.«
    »Also handelt es sich im Grunde um den normalen Zwist
zwischen Mieter und Vermieter, nur dass er diesmal höchst
gefährliche Auswirkungen auf viele andere haben kann.«
    »So ungefähr.«
    »Mist. Und was ist als Nächstes passiert?«
    »Na ja, der Verwaltungsroboter hat diese Drohung so
eingeschätzt, dass sie a) eine mögliche Beschädigung
des Wohneigentums impliziert und b) – deutlicher
ausgedrückt – ein Herumspielen mit hochexplosivem Spielzeug
beinhaltet. Also hat er sich mit seiner Versicherung in Verbindung
gesetzt. Daraufhin hat unser Roboter den Polizeibeamten
Schwartz hingeschickt, damit er sich mal höflich mit dem Typen
unterhält. Und dann war die Scheiße am Dampfen.«
    »Ist der Polizeibeamte Schwartz erreichbar?«
    »Bin gleich hier«, grunzte etwas, das Rachel
fälschlich für einen überzähligen
Körperpanzer der Armee gehalten hatte. Aber sie hatte sich
getäuscht: Es handelte sich um einen Schutzanzug des
Sondereinsatz-Trupps – und es steckte jemand darin.
Schwerfällig wandte sich Schwanz Rachel zu. »Ich hab mich
gerade angezogen, um ins Gebäude zu gehen.«
    »Oh.« Rachel zwinkerte. »Was genau erwartet uns da
oben?«
    »Er ist wirklich ein sehr kräftiger Mann«,
erwiderte Schwanz. »Weit reichende hormonale Veränderungen
und solche der Haut aufgrund von Melatonin. Außerdem
ausgeprägte Entwicklung der männlichen Sexualmerkmale
aufgrund des Steroids Androgen. So gebaut wie die Westseite eines
nach Osten gerichteten Panzers. Lebt wie ein Schwein –
uaaah!« Er grunzte. »Er ist Künstler. Was ihn
meiner Meinung nach nicht dazu berechtigt, wie ein Tier zu
hausen.«
    »Erzählen Sie ihr, was passiert ist«, sagte
MacDougal

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