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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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eigenen Brillanz
lächelte Madame Vorsitzende geziert und fächelte sich mit
einem Computerausdruck von Rachels Bericht über die Verwendung
öffentlicher Mittel Luft zu.
    »Eine Anhörung im großen Maßstab?«,
platzte Rachel heraus. »Sie dumme, dumme Schreibtischstrategin!« Während sie sich umsah, zerrte
sie hastig an den Kontrollringen, die ihren persönlichen
Assistenten aktivierten. Wäre ein Sicherheitsbeamter anwesend
gewesen, hätte er sich an diesem Punkt eingemischt. Allerdings
gelang es Rachel, sich zurückzuhalten, obwohl ihr das Adrenalin
durch den Körper schoss und die Upgrades, die in ihrem
parasympathetischen peripheren Nervensystem installiert waren, sie
zur Kampfbereitschaft ausrüsteten. »Versuchen Sie doch,
mich zu einer amtlichen Prüfung vorzuladen, versuchen Sie’s
nur!« Sie verschränkte angespannt die Arme. »Sie
werden gegen eine Wand rennen. Wer zählt bei Ihnen zur
Führungsebene? Glauben Sie etwa, wir könnten nicht an Sie
alle herankommen? Wollen Sie den Geheimdienst wirklich
verärgern?«
    Die Vorsitzende stand auf und wandte sich Rachel steif zu, wie
eine Kobra, die sich zum Spucken bereit macht. »Sie… Sie
widerliches kleines Biest, Sie Cowboy… «, zischte sie
und wedelte mit dem Finger vor Rachels Nase herum. »Ich werde
dafür sorgen, dass Sie auf die Straße fliegen, ehe ich
zulasse, dass Sie jemals wieder bei der Abteilung Unterhaltung und
Kultur beschäftigt werden! Ich kenne Ihr Spielchen, Sie
intrigante kleine Karrieristin, und ich…«
    Rachel wollte gerade etwas erwidern, als ihr linkes
Ohrläppchen summte. »Entschuldigen Sie mich einen
Augenblick«, sagte sie und streckte eine Hand hoch. »Ich
bekomme gerade einen Anruf herein.« Sie legte die Hand
übers Ohr. »Ja, wer ist dran?«
    »Hören Sie sofort damit auf! Sie befinden sich vor meinem Anhörungsausschuss – nicht in irgendeiner
Schwatzbude…«
    »Nachrichtenzentrale der Polizei. Sind Sie Rachel Mansour?
SXB drei-null-zwei? Können Sie sich ausweisen?«
    Mit rasendem Puls stand Rachel auf, so schockiert, dass sie sich
ganz schwach fühlte. »Ja, ich bin Rachel Mansour«,
erwiderte sie geistesabwesend. »Hier ist mein
Fingerabdruck.« Sie legte einen Finger an die Stirn, um ein
Implantat in ihrer Haut mit dem Telefon zu verbinden und auf diese
Weise ihre Identität nachzuweisen.
    »Jemand muss ihr Einhalt gebieten. Philippe, können Sie
nicht dafür sorgen, dass sie damit aufhört? Es ist eine
Schande!«
    »Stimmenidentifikation vorgenommen, Ihre Identität wurde
bestätigt. Hier spricht die vierte Polizeikörperschaft der
Republik, die für Genf zuständige Nachrichtenzentrale. Sie
befinden sich am Place du Molard, stimmt’s? Wir haben eine
dringende SXB-Nachricht erhalten, betrifft eine Sache ganz in Ihrer
Nähe. Wir haben das regionale Einsatzkommando verständigt,
doch leider geht gerade eine schlimme Sache an der Grenze zu
Brasilien vor sich, und der ganze Trupp sorgt da drüben für
Verstärkung. Die können frühestens in zwei Stunden
zurück sein, und der aktuelle Fall bedroht uns damit, dass in
vierundfünfzig Minuten eine Bombe hochgeht.«
    »Oh. Was für eine gottverdammte Scheiße!«
Instinktiv griff Rachel in Situationen wie dieser oft auf Blasphemien
zurück, die ein Überbleibsel ihrer religiösen
Erziehung darstellten. Ohne einen Gedanken auf ihre Umgebung zu
verschwenden, wandte sie sich zur Tür. Hin und wieder hatte sie
Albträume, die von solchen Zwischenfällen handelten –
Albräume, aus denen sie mitten in der Nacht schreiend erwachte.
Martin war dann immer sehr beunruhigt. »Können Sie
dafür sorgen, dass mich jemand auf dem Vorplatz abholt? Sie
können mir auf dem Weg dorthin erzählen, worum es geht. Ist
Ihnen klar, dass ich seit Jahren nicht mehr mit einem solchen Fall
befasst war? Ich stehe auf der Reserveliste.«
    »Hören Sie sofort damit auf!« Madame Vorsitzende
stellte sich Rachel in den Weg, um die Tür zu blockieren. Wie
ein Fisch, der mit seinem eigenen Spiegelbild kämpft, hatte sie
den Mund vorgestülpt; die blutroten Lippen waren vor Wut
zusammengekniffen, die Fäuste geballt. »Sie können
hier nicht so einfach verschwinden!«
    »Und wie wollen Sie mich daran hindern? Wollen Sie mich
verprügeln?«, fragte Rachel in belustigtem Ton.
    »Ich werde Anklage gegen Sie erheben! Sie haben diese
Störung arrangiert…«
    Rachel packte die Vorsitzende bei den Ellbogen und setzte sie so
heftig, dass deren Seidenröcke flogen, auf dem Konferenztisch
ab. Vor Wut stieß

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