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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Output eines Entropie-Pools verbunden war. Sie
unterhielt sich gerade mit einem Jungen, der das Futter eines
Raumanzugs mit raffiniert zerfetzten Knien trug. Der Typ hatte einen
»Nebelwerfer« zum Inhalieren von Drogen in der Hand und
gestikulierte dramatisch. Fi blickte auf: »Wednesday!«
    »Fi!« Wednesday beugte sich vor, um sie zu umarmen.
Fionas Atem roch nach Rauch. »Was ist das hier, eine Beerdigung
mit Tranquillizern?«
    Fi zuckte die Achseln. »Sammy wollte das so, aber das hat
nicht jeder mitbekommen.« Auf der Tanzfläche hatte Miss
Lederknebel Verständigungsprobleme mit irgendeinem Jungen im
hautengen schwarzen Latexanzug, der tanzen wollte. Jeder verwendete
eine Zeichensprache, die der andere nicht verstand. Fi lächelte.
»Vinnie, das hier ist Wednesday. Möchtest du was trinken,
Wednesday?«
    »Ja, egal was.«
    Als Fi mit den Fingern schnippte, blinzelte Vinnie bedächtig
und schlurfte in Richtung Bar. »Es hat ihm zwar die Sprache
verschlagen, aber er ist, glaub ich, ein netter Typ. Bin mir
allerdings nicht sicher. Ich wollte nicht eher hinüber sein als
alle anderen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Wednesday hob ihren Sarong an, sprang auf die Kiste und ließ
sich neben Fiona nieder. »Bah, keine Aufputscher? Nichts mit
umgekehrter Wirkung?«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Das sind die Regeln des
Hauses. Wenn du hier rein willst, gibst du deinen Verstand am besten
am Eingang ab. Hörst du die Störsender?«
    »Nein.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, merkte
Wednesday, dass sie doch etwas hörte: Das rosa Rauschen war wie
ein Tinnitus, machte sich am Rand ihrer Wahrnehmung bemerkbar. Spricht Hermann etwa auch mit Sam?, fragte sie sich. »Das
also setzt Schweinchen so schwer zu, wie?«
    »Tja, er ist süß, wenn er zugedröhnt ist,
nicht?« Fi kicherte ein bisschen, und Wednesday lächelte
– düster, wie sie hoffte, denn sie wusste eigentlich nicht,
welche Reaktion Fi von ihr erwartete.
    »Ist ’ne gute Entschuldigung. Dröhn dich zu und
lass das Denken, entspann dich einfach.«
    »Du hast auch schon was genommen, oder?«, fragte
Wednesday mit gedämpfter Stimme.
    »Tja, aber nur ein bisschen.«
    »Schade. Und ich dachte, ich könnte mit dir
über…«
    »Sch.« Fi lehnte sich gegen sie. »Ich geh Vinnie
heute Nacht noch an die Wäsche, du wirst schon sehen!« Sie
deutete auf den Typ, der sich hin und her schwankend den Weg zu ihnen
bahnte. »Der hat so ’nen strammen Arsch, würde direkt
vom Boden abprallen, wenn man ihn umwirft.«
    Die Musik hatte auf ihn und Fi eine so heftige Wirkung, dass
Wednesday die Eifersucht stach – von der Amygdala bis in den
Schritt. Sie strich ihren Rock glatt und zog ihn herunter. »Und
was wirst du deiner Meinung nach in seiner Hose entdecken? Einen
Katzenfisch?«
    Fi kicherte wieder. »Hör mir zu, nur dieses eine Mal!
Mach dich locker, lass dich gehen, Süße! Lass das Denken,
fick wie ein Karnickel, lern das Grunzen zu genießen. Kannst du
nicht abschalten?«
    Wednesday seufzte. »Werd’s versuchen.« Vinnie war
zurück und hielt ihr wortlos eine Dose hin, aus der sie der Tod
aller Nervenzellen angrinste. Sie griff danach, brachte einen Toast
auf das Abschalten ihres Gehirns aus und versuchte, das Zeug zu
schlucken – was in einem Hustenanfall endete. Die Nacht war noch
jung, die Luft mit hypnotisch hämmernden Rhythmen, Neuroleptika
und Alkohol geschwängert und die Party auf steilem Weg nach
unten, zu einem Niveau, das für Zombies in Trance den Himmel
bedeuten musste. Genau das, was künstlich herangezüchtete
Genies, die ständig unter Hochdruck standen, zum Abschalten und
Durchhängen brauchten.
    Bis zu den Niederungen, in denen jedes Denken aufhörte, war
es allerdings ein langer Weg. Wednesday fragte sich kurz, ob sie dort
unten wohl Schweinchen begegnen und ihn womöglich attraktiv
finden würde…

 
    Letztendlich geriet sie dann doch nicht an Schweinchen, sondern an
einen Jungen namens Blow, der einen grünen Teint und
Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen hatte –
allerdings nicht an Schwanz und Hoden. Sie landete an seinem Arm und
musste über die geistlosen Witze kichern, die er unablässig
riss. Er hatte anfangs eine Hand in den Schlitz ihres Rockes gleiten
lassen, war aber so höflich gewesen, nicht weiter zu gehen.
Stattdessen hatte er es ihr überlassen, die entscheidende Frage
zu stellen, was sie auch getan hatte. Am Morgen konnte sie sich nicht
mehr daran erinnern, was sie dazu bewogen haben mochte –
außer, dass er

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