Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
hinterher. Dann folgten mit zitternden Knien Traudel Deitmers und Sigrid Brandt. Jürgen Zahn holte die beiden auf dem Weg zur Tür ein und nahm sie unter seine Fittiche. «Ich bin gleich zurück», sagte er und schob die beiden vor die Tür.
Müller & Witsch saßen mit steifem Rücken am Tisch, unfähig, sich zu rühren.
«Was ist mit euch? Hat euch der Schlag getroffen?», sagte Hölderling.
Hanno Müller sprang plötzlich auf und schrie seinen Kompagnon an: «Ich habe dir gleich gesagt, dass wir diesen Scheiß nicht mitmachen sollen! Ich hatte gar keine Lust. Aber du hast gesagt: … komm, Alter, jetzt hab dich mal nicht so … ist ja umsonst! »
Anton Witsch zuckte zusammen. Dann nahm er eine Flasche Wein aus einem Kühler und schnappte sich zwei Gläser. «Tut mir leid – wir sind wohl ein bisschen schlecht drauf. Das ist alles … shocking. Einfach … Scheiße!» Er packte Hannos Ellenbogen und zog ihn mit sich zur Tür.
«Was ist denn mit den beiden los?», sagte Viktor, der im selben Augenblick mit dem Einsatzkoffer von Annelies hereingerollert kam. «Die sehen aus, als wäre ihnen das Koks ausgegangen.»
Otto Lobenthal räusperte sich. «Viktor, hör auf damit. Auf der Stelle.»
«Krieg dich wieder ein, sonst platzt dir noch der Schädel vor lauter Pietät. Mach dir lieber mal die Schuhe sauber.»
Hölderling schob sich zwischen die beiden, bevor sie aufeinander losgehen konnten. «Schluss jetzt. Alle beide. Ich gehe in die Küche, und ihr packt die Leiche ein. Ich sorge dafür, dass das Kühlhaus ausgeräumt wird, und sage Bescheid, wenn wir fertig sind.»
Er drehte sich zu Annelies um, die ihre Nase beinahe in der Rinderbouillon versenkt hatte.
«Was ist?»
«Nichts.»
«Aber du scheinst doch nicht zufrieden?»
Annelies schüttelte den Kopf, beugte sich über die tote Marielle und schnüffelte. «Riecht wie Mäuseurin oder so was … ganz schwach.»
«Wie riecht denn Mäusepipi?», fragte Viktor und verzog das Gesicht.
«So ähnlich wie Katzenpisse vermutlich», schnappte Otto Lobenthal.
«Vor allem wäre es klug zu wissen, was es bedeutet», sagte Hölderling, beugte sich ebenfalls über Marielle, nahm Witterung auf und sagte dann: «Ich rieche … fast nichts.»
«Nikotinvergiftung riecht so. Aber sie hat doch gar nicht geraucht», sagte Annelies. «Viktor, tu mir einen Gefallen, schließ die Wohnung der Fausts ab und steck den Schlüssel ein. Ich muss mir erst ein Bild machen.»
«Mein Gott, das ist ja wie im Film. Sherlock Holmes und Doktor Watson. Wir haben schon eine Diagnose», sagte Viktor und guckte Lobenthal an. «Und was sagt ‹die Nase› dazu?»
«Wenn es wirklich eine Nikotinvergiftung war, Viktor, dann finde ich es schade, dass du nicht auch die Rinderbouillon hattest, oder was auch immer Marielle umgebracht hat.» Und zu Annelies gewandt, sagte er: «Vielleicht hat der Koch seine Kippen im Topf entsorgt.»
«Keine voreiligen Schlüsse, bitte. Sagt den anderen erst mal nichts», befahl Annelies und ließ die Schlösser an ihrem Koffer aufschnappen. «Die Suppe ist beschlagnahmt.»
Gregor Hölderling lief auf der Suche nach der Küche im Untergeschoss durch die Flure. Im Haus war es so still, als sei er der einzige Mensch in diesem riesigen alten Kasten. Als er sich dem Küchentrakt näherte, hörte er ein Klappern, das die Anwesenheit eines anderen Lebewesens ankündigte. Hölderling war noch nicht weit gekommen, als am Ende des Gangs eine Tür aufging und Conrad Faust herausgestolpert kam. Eher könnte man sagen, er kam geflogen, prallte gegen die Wand und landete auf allen vieren.
«Scher dich zum Teufel, du Arschloch! Und komm nie wieder in meine Küche, sonst mach ich Hackfleisch aus dir», wurde er von einer männlichen Stimme verabschiedet, deren Besitzer es offensichtlich ernst meinte.
Die Tür fiel zu. Conrad Faust rappelte sich hoch und sah Hölderling auf sich zukommen.
«Der Typ ist ein Irrer», sagte Conrad.
«Er ist Koch. Die sind so. Was hast du da drinnen zu suchen gehabt?»
«Nachgucken, was er alles in die Töpfe gerührt hat. Und stell dir nur vor, von der Suppe ist nichts mehr da. Sagt er. Er hat den Rest der Rinderbouillon angeblich selbst gegessen! So, Gregor, und jetzt bist du dran!» Conrad Faust schüttelte sich, dann straffte er die Schultern und stolperte an Hölderling vorbei die Treppe hinauf.
«Conrad. Conny … du kannst nicht in deine … Wohnung …»
Aber Conrad Faust war schon weg. Hölderling hörte über sich eine Tür
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