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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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wenig mehr darüber, warum das Haus in keinem Restaurantführer erwähnt wurde. Am Essen, wenn man das Ende von Marielle Faust mal außer Acht ließ, gab es nichts auszusetzen. Solide, schmackhaft, frisch.
    «Wenn ich Ihnen helfen soll …», rief Hölderling zwischen zwei Bissen. Von dem Platz aus, an dem er saß, beobachtete er, wie Ferdinand Bundt das auf der anderen Seite des Flures gelegene Kühlhaus ausräumte. Drei Küchenwagen voll wurden abtransportiert. Als der Koch zum dritten Mal mit dem vollen Wagen verschwand, schnitt sich Hölderling noch zwei weitere Scheiben Fleisch ab und setzte sich schnell auf seinen Platz, als die schlurfenden Schritte von Ferdinand Bundt sich wieder näherten.
    «So, fertig», rief er und warf einen letzten Blick ins Kühlhaus. «In der Mitte steht ein Anrichtetisch. Den lass ich drin, da können Sie Marielle drauflegen.» Er schloss die große Tür, und als er sich an den Tisch setzte, hatte er Tränen in den Augen. Hölderling stand auf, schnitt noch zwei Scheiben Fleisch ab, legte sie auf einen Teller und stellte sie auf den Tisch. «Essen Sie. Es schmeckt hervorragend.»
    Der Koch wischte sich mit seiner fleckigen Schürze das Gesicht trocken. «Das ist doch nicht zu fassen.»
    «Nein», sagte Hölderling. «Es ist nicht zu fassen. Gibt es eigentlich Nachtisch?»
    Bundt nickte und schluchzte: «Hinter Ihnen, im Kühlschrank.»
    Hölderling drehte sich um, öffnete den Kühlschrank und strahlte, als er einer großen Schüssel Mousse au Chocolat ansichtig wurde. «Selbst gemacht?»
    «Ja, was denn sonst? Aus der Tüte gibt es nur für normale Gäste, aber heute Abend wollte ich nicht wie der Volltrottel dastehen. Ich kann nämlich kochen, verstehen Sie?!»
    «Und ob. Das seh ich. Und Conrad will Geld sparen? Hab ich das richtig verstanden?»
    «Ja. Marielle ist … war … auch preisbewusst. Aber die wusste, was Qualität ist. Dieser Conrad kann ein Stielkotelett nicht von einem Fisch unterscheiden! Ich ordere Fleisch und Speck vom Cinta Senese. Ich hoffe, Sie wissen, was das ist?»
    Hölderling nickte und sagte wie ein Prüfling vor der Kommission: «Eine ebenso berühmte wie schmackhafte Schweinerasse aus der Gegend um Siena. Mein Freund Jobst Freitag hatte mal Salsicce vom Cinta Senese. Der Wahnsinn.»
    «Gut, also ich ordere das, und Marielle setzt eine toskanische Woche an, mit toskanischen Pilzen und, genau, mit Salsicce und so weiter, und so weiter … Aber nichts kommt an. Nix von dem, was ich bestellt habe. Stattdessen sagt Conrad: ‹Hab ich gerade noch rechtzeitig gecancelt, den ganzen teuren Schwachsinn. Ich hol Koteletts und Mettwurst im Großmarkt.› Ich tobe natürlich und stoß ihm Bescheid, und wissen Sie, was er zu mir sagt? Dieser Flachwichser?!»
    Hölderling schüttelte pflichtschuldig den Kopf.
    «Die Gäste merken es sowieso nicht. Schwein ist Schwein und isst Schwein!» Ferdinand Bundt schlug mit der Faust auf den Tisch. Hölderling schnappte sich die Schüssel mit der Mousse und drückte sie an die Brust. Bevor er den nächsten Löffel nahm, sagte er schnell: «Ich verstehe Sie sehr gut. Da frag ich mich doch, warum Marielle tot ist und nicht Conrad.»
    «Das», antwortete der Koch, «frage ich mich allerdings auch.»
    «Wie ist die toskanische Woche ausgegangen?»
    «Marielle hat getobt. Es gab einen riesigen Ehekrach. Sie hat ihm sozusagen Hausverbot in der Küche erteilt, aber immer wieder kam er angerauscht, um mir Vorhaltungen zu machen – zu teuer dies, zu teuer das. Andere Köche könnten billiger. Ach ja, die toskanische Woche ist ausgefallen. Das hat uns erst mal richtig Geld gekostet. Wir hatten Buchungen für das Event. Die Gesichter der Leute hätten Sie mal sehen sollen, als hier statt Toskana Tabula rasa angesagt war. Kein Wunder, dass wir in keinem Reiseführer auftauchen. Immer, wenn Marielle Ernst machen wollte, hat Conrad es torpediert.»
    «Und wie läuft es sonst so? Ich meine, das Hotel?»
    «Ich weiß nur eins: Marielle hatte die Faxen dicke. Es kamen kaum noch Hochzeitspaare, nur noch alleinstehende Damen mittleren und höheren Alters. Sie verstehen, was ich meine? Die kamen wegen Conrad … schamlos. Der vögelt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Das ist doch nicht zum Aushalten!»
    Hölderling leckte den Löffel ab. «Wer erbt?»
    «Conrad natürlich.»
    «Werden Sie bleiben?»
    «Natürlich nicht.»
    Der Koch nahm einen Löffel aus der Tischschublade und tunkte ihn in die Mousse-Schüssel. «Der hat den Laden

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