Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
Vom Netzwerk:
zwölf.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 4
    «Ist Marielle tot?», rief Conrad Faust, der plötzlich aus seiner Schockstarre erwacht war.
    Lobenthal fühlte noch einmal Marielles Puls, diesmal am Handgelenk, Annelies legte Zeige- und Mittelfinger an die Halsschlagader und sagte: «Kein Puls.»
    Im nächsten Moment packten beide Marielle unter den Achseln, legten sie auf den Fußboden, und Annelies befahl: «Otto! Herzmassage!»
    Dann kniete sie neben Marielle, öffnete deren Mund und langte ungeniert hinein. «Nichts, kein Fremdkörper. Mach weiter, Otto.» Sie legte den Saum ihres Abendkleides über Marielles Mund und versuchte, ihrer Schulfreundin mittels Mund-zu-Mund-Beatmung wieder Leben einzuhauchen. Doch nach langen, bangen Minuten gaben sie auf.
    Annelies fühlte erneut den Puls und sagte: «Hat einer einen Schminkspiegel?»
    Die beiden Heulsusen schüttelten ihre Köpfe. Gretchen stellte ihren Suppenteller beiseite und reichte Annelies einen blankpolierten silbernen Vorlegeteller.
    «Danke.»
    «Kann ich jetzt eine rauchen?», sagte Gretchen und holte eine Packung Zigaretten aus ihrem Abendtäschchen, das aussah, als hätte es schon mehr als eine Indienreise hinter sich gebracht, und das nach Patchouli duftete, wie ein Ashram.
    «Tu dir keinen Zwang an», sagte Conrad Faust. Seine Stimme bebte. «Meine Frau stirbt oder ist schon gestorben, und du musst unbedingt eine Zigarette haben!»
    «Beruhig dich mal», sagte Lobenthal. «Wir tun ja, was wir können. Abgesehen davon könnte ich jetzt auch eine gebrauchen.»
    «Keine Atemtätigkeit», sagte Annelies.
    «Ich hole den Schockkoffer, wir haben doch einen! Sonja, was sitzt du hier noch rum! Hol den Schockkoffer! Verflucht und zugenäht, warum tut denn hier keiner was Sinnvolles?!» Conrad sprang auf, sein Stuhl kippte um, und alle zuckten bei dem Gepolter zusammen.
    «Conrad. Bitte. Marielle ist tot», sagte Annelies leise. «Nichts mehr zu machen.»
    «War das etwa die Suppe?!», schrie Gretchen. Und im nächsten Moment hielt es keinen mehr auf den Stühlen. Alle rannten hinaus, als hätte nach einem langen Tag die Schulglocke zur großen Pause geklingelt.
    «Wo wollt ihr denn alle hin?», rief Viktor.
    «Die Suppe entsorgen …», sagte Annelies.
    «Na toll.» Gregor Hölderling wandte sich Conrad zu. «Das tut mir wirklich leid.»
    Annelies bespritzte Petra Spieß’ Gesicht mit Wasser. Die schüttelte sich und sagte: «Ich muss brechen …» – und übergab sich auf Lobenthals Lackschuhe.
    «Das war nicht die Suppe», sagten Annelies und Lobenthal gleichzeitig.
    «Wir haben alle davon gegessen», stimmte Viktor zu, der zum Kopfende des Tisches gekommen war und Petra auf die Füße half. «Die spucken grad alle umsonst. Marielle war hochallergisch gegen Meeresfrüchte und hätte niemals ein Krebssüppchen angerührt. Und guck mal in ihren Teller. Da ist Rinderbrühe mit Einlage drin.»
    «An dir ist ein Detektiv verlorengegangen», sagte Hölderling und reichte dem Krähenfüßchen eine Serviette.
    Nach und nach kam der Rest der Klasse zurück in den Rosensaal. Die beiden Heulsusen hatte knallrote geschwollene Augen. Traudel wischte sich den Mund mit Toilettenpapier ab. Graf Zahl war kalkweiß im Gesicht, und Gretchen paffte, was das Zeug hielt. Nur Müller & Witsch hatten sich dem allgemeinen Exodus nicht angeschlossen, sondern saßen immer noch Seite an Seite am Tisch und starrten in ihre Suppenteller. Müller stammelte: «Wir hatten noch gar nicht angefangen zu essen.»
    Gregor Hölderling zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Telefonnummer seiner Bonner Kollegen.
    «Gruber, mein Lieber. Es tut mir leid, dich zu stören …»
    Hölderling erklärte, was vorgefallen war, dann lauschte er. Was er zu hören bekam, machte ihm keine Freude. Seine Miene verfinsterte sich sekündlich. Mit dem Handy am Ohr ging er zur Fensterseite des Saales und starrte hinaus ins Winterwunderland. «Verstehe. Aber wir brauchen euch hier, habt ihr keine Hundeschlitten mit Blaulicht? … Ja-ha … aber auch wenn eine Rechtsmedizinerin und ein Kriminalkommissar anwesend sind. Wenn Marielle Faust eines nicht natürlichen Todes gestorben sein sollte, dann wären auch wir potenziell Verdächtige.»
    Hölderling kam zum Tisch zurück und nahm ein Stück Brot, tunkte es in seinen Suppenteller und biss ab. «Du bist lustig, Gruber. Sollen wir hier versauern, bis es wieder taut?»
    Annelies stellte sich neben Hölderling und nahm ihm das Telefon aus der Hand. «Hallo,

Weitere Kostenlose Bücher