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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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beiden Architekten steckten ebenfalls ihre Nase hinaus, und Anton sagte: «Gregor hat recht. Die ist doch irre. Außerdem macht sie sich verdächtig! Wer anders als der Mörder könnte ein Interesse haben, hier unter allen Umständen verschwinden zu wollen?»
    Mittlerweile drängte sich der gesamte Suchtrupp in dem kleinen Lagerraum. Alle hatten was zu dem Umstand, dass Petra Spieß das Weite gesucht hatte, beizutragen. Und das meiste davon war nicht sehr freundlich.
    «Okay, sind wir uns also einig, Kinder? Nicht nachmachen», rief Viktor über die Köpfe der anderen hinweg. «Das ist lebensgefährlich. Wahrscheinlich liegt sie schon da draußen irgendwo.»
    «Sollen wir sie suchen?», fragte Lobenthal? «Wir nehmen ein paar Schaufeln mit und einen Schlitten und versuchen wenigstens im Umkreis, sie zu finden. Wenn die sich langgelegt hat, kommt sie doch nie wieder hoch.»
    «Es gibt auch Schneeschuhe», sagte Viktor und öffnete einen Spind. «Wer hier den Eskimo geben will, kann sich gerne austoben. Ich komme nicht mit. Wenn die Spieß da draußen erfrieren will, ist das nicht mein Problem. Also, Freiwillige vor, oder sollen wir Streichhölzer ziehen?»
    Anton, Hanno und Otto meldeten sich. Hölderling gab sich geschlagen und sagte: «Ihr bleibt zusammen. Nicht ausschwärmen. Ihr seid in zwei Stunden wieder zurück. Und keine Risiken eingehen. Verstanden?»
    Die drei nickten.
    «Und wenn sie abhauen? Wenn einer von denen der Mörder ist?», sagte Traudel.
    «Dann sei doch froh, dass er weg ist», antwortete Conrad Faust. «Und wenn der Herr Kommissar erlaubt, werde ich mir jetzt mal was Anständiges anziehen.» Er streckte den Arm aus, und Hölderling legte den Schlüssel für Zimmer Nummer 3 in Conrads Hand. «Und denk an die Liste, bitte.»
    «Ja, ja …» Conrad Faust schlurfte aus dem Lagerraum. Seine Miene sagte, dass er froh wäre, wenn alle auf der Stelle verschwinden würden. Jürgen Zahn murmelte: «‹Ja, ja› heißt ‹Leck mich am Arsch›.»

    Wenig später durchkämmte Hölderling die Zimmer und verschaffte sich eher unfreiwillig einen Eindruck davon, womit sich seine ehemaligen Klassenkameraden in ihrer Freizeit beschäftigten. Müller & Witsch hatten zwei Mappen mit Zeichnungen dabei, die das Romantikhotel einmal als Tagungshotel und einmal als Schönheitsfarm zeigten, außerdem zwei Laptops im High-End-Design, ein paar DVDs mit Schwulenpornos und jede Menge Kondome. Nun ja, wenn die beiden auch nie ein Wort darüber verloren hatten, dass sie homosexuell waren, klar war es allen immer gewesen. In Bali und Maui fand er gar nichts, da Traudel und Sigrid schon gepackt hatten und in der Bibliothek wieder auf ihren Koffern saßen. Das einzig Private, das Jürgen Zahn dabeihatte, war das Manuskript zu seiner Doktorarbeit. Hölderling schaltete Jürgens Laptop ein, und auch dort fand er nichts als Zahlen, Formeln und Symbole, aus denen er nicht schlau wurde. Wie es aussah, strebte Graf Zahl nach höheren Weihen als denen eines Studienrates. Aber warum auch nicht? Wer wollte heutzutage schon im selben Gymnasium versauern, in dem man bereits die Schulbank gedrückt hatte? Da konnte jemand mit dem Intelligenzquotienten von Jürgen vom Leben tatsächlich Besseres verlangen.
    Viktors Zimmer, in dem er selbst ja auch nächtigte, durchsuchte Hölderling nur oberflächlich – Viktor hatte ein paar Mandantenakten und Notizen zu bevorstehenden Prozessen auf dem Schreibtisch abgelegt. Daneben lag ein Hochglanzmagazin für Yachten, das wesentlich zerlesener war als sein Arbeitsmaterial. Vor der Zimmertür von Annelies blieb er stehen. Der eifersüchtige Ex-Lebensabschnittsgefährte in ihm verlangte, hineinzugehen und nachzugucken, was er über seine Verflossene in Erfahrung bringen konnte. Intime SMS oder E-Mails von Thomas Struck, die ihm auch noch das letzte Quäntchen Selbstachtung austreiben würden. Der andere Gregor Hölderling indessen setzte die Füße in Bewegung und entfernte sich von Annelies’ Zimmertür, um dem Eifersüchtigen gar keine Chance einzuräumen. Hölderling atmete auf – er hatte einen Sieg über sich selbst errungen, und er fühlte einen gewissen Stolz. Denn der kleine, unsichere und immer noch schwer verliebte Gregor in ihm machte ihm zu schaffen und war nicht so leicht im Zaum zu halten, wie er sich das wünschte. Seit Annelies ihn verlassen hatte, verstand Hölderling sogar einige seiner Delinquenten. Verbrechen aus Leidenschaft – wenn er nicht aufpasste, könnte ihm das auch

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