Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
müssen?»
Conrad schüttelte den Kopf.
«Und Gretchen?»
«Weiß ich nicht», sagte Faust. «Ich glaube, nicht. Von Mister Harrison ist sie ja schon seit Jahren geschieden.»
«Gut. Also, mach die Liste. Von allen, hast du verstanden? Gäste, Angestellte … alle. Und vorher kannst du mir mal erzählen, wie innig deine Beziehung mit Gretchen überhaupt war. Ich habe ihre E-Mails gelesen.»
Müller & Witsch klappten die Münder wieder auf. Der Koch schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Er suchte Trost bei den Schinkenröllchen.
«Keine Beziehung, die zu irgendeiner Eifersuchts- oder sonst wie motivierten Tat reizen würde. Gretchen war eben Gretchen. Wenn ich in Bonn unterwegs war, hab ich sie halt besucht, und wir hatten unseren Spaß. Das war alles. Ich hab ihr tausendmal gesagt, sie soll nicht schreiben.»
«Wusste Marielle davon?»
Conrad unterzog seine nackten Füße einer eingehenden Betrachtung. «Marielle war über alles im Bilde. Das blieb ja wohl nicht aus. Dieses Haus hat Ohren und Augen. Und sie kannte mich …»
«Und …?»
«Nichts, und. Wir hatten uns arrangiert. Das macht man heutzutage so. Hier steht zu viel auf dem Spiel, verstehst du, wir hatten ein Business. Verbindlichkeiten. Das wirft man so schnell nicht über Bord.»
«Aha.» Hölderling versenkte seine Nase in der Kaffeetasse. Über den Rand hinweg guckte er Viktor an, der zum Zeichen des Verstehens nur kurz die Augen schloss. Offensichtlich wusste Conrad nichts von Marielles Scheidungsabsichten. Ganz im Gegenteil hatte er sich in dem – wie er es nannte – «Arrangement» ziemlich sicher gefühlt, so sicher, dass er, ohne Marielle zu informieren, über Umbaupläne nachdachte. Nun ja, die beiden hatten sich offensichtlich nichts geschenkt. In die eingetretene Stille hinein flog die Tür der Bibliothek auf, Otto Lobenthal und Jürgen Zahn kamen kreidebleich hereingewankt und stürzten sich auf die frisch aufgefüllte Spirituosenauswahl im Barschrank. Kurz darauf stand Annelies in der Tür und winkte Hölderling zu sich.
«Spieß?», fragte er leise.
«Spieß», bestätigte Annelies. «Ich habe Struck und Gruber auf die Mailboxen gesprochen. Die sollen notfalls mit Panzern kommen. Ich möchte nicht auf den Gebrauch von Spieß Nummer 3 und 4 warten.»
Hölderling nickte, dann sagte er zu Viktor: «Alle, wirklich alle, sollen hierherkommen. Du wirst sie bewachen, und ich durchsuche alle Zimmer. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen.»
«Aber natürlich. Setz mich ruhig dieser Horde Piranhas aus. Macht ja nichts, wenn von mir nichts mehr übrig bleibt …»
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Kapitel 8
Den Plan zu machen, sämtliche Zimmer zu durchsuchen, war nicht schwer gewesen, aber ihn in die Tat umzusetzen verlangte Hölderling alles an Geduld und Contenance ab, zu der er mit halbvollem Magen fähig war. Traudel und Sigrid mussten regelrecht aus den Zimmern gezerrt werden. Nur der Überredungskunst von Viktor war es zu verdanken, dass die beiden, jede mit ihrem Koffer in der Hand, in der Bibliothek erschienen. Sonja, das Zimmermädchen, unterbrach ihre Arbeit nur ungern und auch nur, weil Conrad Faust es schließlich regelrecht befahl. Ausnahmsweise machte er sich nützlich und schürte das Feuer in der Bibliothek. Wahrscheinlich nur, weil ihm in seinem Tarzan-Outfit allmählich kalt wurde. Keiner der Anwesenden bot ihm eine Jacke oder einen Pullover an. Müller & Witsch hätten durchaus mit einem Kleidungsstück aushelfen können, glänzten aber durch aufdringliches Schweigen. Hölderling fiel plötzlich ein, wie Annelies die beiden zu Schulzeiten immer genannt hatte: die Legos.
Als alle in der Bibliothek angekommen waren, sammelte Hölderling die Schlüssel ein und wollte sich auf den Weg machen, da fragte Traudel: «Wo ist das Krähenfüßchen eigentlich?»
Alle schauten sich um.
«War sie nicht auf ihrem Zimmer?», fragte Hölderling. «Ich hab sie vor einer Stunde noch gesehen.»
«Ich habe geklopft», sagte Viktor. «Ich dachte, ich hätte ein ‹Ich komme›, gehört. Ich kann mich aber auch täuschen.»
«Keiner rührt sich vom Fleck, bis wir zurück sind», sagte Hölderling und machte sich mit Viktor auf den Weg zu Krähenfüßchens Zimmer.
Die Tür zu Romeo & Julia war nicht abgeschlossen, und Hölderling zögerte einen Augenblick, die Hand auf der Klinke.
«Man erwartet ja schon das Allerschlimmste», sagte Viktor.
«Nützt ja nix», sagte Hölderling und ging hinein. Viktor folgte ihm. Die Orgia di Verona
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