Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
deshalb möchte ich der jungen Dame einen Besuch abstatten. Und es gibt noch etwas, das mich stutzig gemacht hat – in ihrem Zimmer war die Zusage für das Kempinski in Dubai. Ich dachte erst, das Mädchen leidet an Größenwahn, die haben sie als Bankettchefin eingestellt. Aber bei Faust hat sie nur als Mädchen für alles geschuftet, und das seit zwei Jahren …»
«Und?»
«Dank Frau Klingel weiß ich, dass Sonja Keller eine ausgebildete Hotelfachfrau ist. Mit besten Referenzen. Geradezu glanzvoll. The Gore in London und im Excelsior am Genfer See, das auch nicht jeden Hergelaufenen nimmt. Außerdem hat man dann, wenn man da arbeitet, auch ein Bankkonto in der Schweiz.»
«Was denn für ein Konto, Gregor?»
«Das, von dem die Überweisung für die Party kam. Dieter Buttlar hat uns gar nichts hinterlassen. Hatte ich vergessen, dir zu erzählen. Ich war vom Horsd’œuvre so eingenommen vorhin.»
«Sie sehen mich beinahe sprachlos … War es das, was du von Conrad noch hast wissen wollen? Woher das Geld kam?»
«Ja.»
«Und sag mal, ist Frau Klingel Hellseherin?»
«Nein. Sie ist einfach nur schnell.»
«Hast du Annelies erreicht? Ich meine jetzt, mit den neuen Erkenntnissen?!»
«Hab ihr eine SMS geschickt. Sie geht nicht ran. Und jetzt sag nicht wieder, dass Struck auf … auf … irgendjemandem liegt.»
«Mach ich ja nicht. Weiß Gruber Bescheid?»
«Nicht direkt. Also, er war nicht da.»
«Guck mal auf die Uhr, irgendwann hat der auch Feierabend.»
«Siehst du, das macht Frau Klingel nicht immer, vor allem, wenn man sie höflich darum bittet.»
«Meinst du, sie hätte Lust, in einem Anwaltsbüro zu arbeiten?»
Hölderling dachte kurz nach und sagte dann: «Nein, eher nicht. Wir würden sie auch nicht gehen lassen. Frau Klingel und ihr Kirschstreusel gehören uns. Für immer und ewig. Und wage es nicht, ihr ein Angebot zu machen.»
«Und wenn doch?»
«Fürchte ich, bist du ein toter Mann.»
«Danke für deine Offenheit. Ich plädiere auf Themenwechsel. Du könntest mal das Navi einschalten, sonst finden wir die Tochter nie.»
Hölderling fummelte so lange an dem Navigationsgerät herum, bis Viktor es selbst übernahm, die Straße und die Hausnummer einzugeben. «Brauchst du dafür auch Frau Klingel?»
«Nein, das macht für gewöhnlich Sophie Wackernagel.»
«Mein Gott, Gregor. Du bist irgendwie … lebensuntüchtig. Trotz aller Genialität … äh …»
«Das mag sein – aber das beschränkt sich nur auf diesen neumodischen Kram, mit dem ich nichts zu tun haben will. Mit meinem iPod zum Beispiel kann ich hervorragend umgehen.» Er nestelte das kleine Gerät aus der Manteltasche, stopfte sich die Kopfhörer in die Ohren und drehte auf. Leider sang er laut mit, und bis Viktor den Wagen vor dem Haus von Sonja Keller abbremste, hatte er gut die Hälfte der Best of Howard Carpendale in der Interpretation von Gregor Hölderling gehört. Kaum dass der Wagen stand, zupfte er seinem Freund einen Kopfhörer vom Ohr und brüllte: «Sie haben Ihr Fahrziel erreicht!»
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Kapitel 13
Viktor stand auf dem Bürgersteig, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das graue Wohnhaus. Es hatte zwei Etagen. An der Vorderseite gab es keine Balkone, über die man in die Parterrewohnung hätte einbrechen können.
Es war kurz vor Mitternacht. Alle Fenster waren dunkel. Hölderling hatte seinen Finger auf der Schelle, neben dem der Name Mauerberg stand. Man konnte das Klingeln aus der Parterrewohnung links bis auf die Straße hören.
«Jetzt lass mal gut sein. Sie ist nicht da», sagte Viktor und wollte wieder zum Auto gehen.
«Wenn wir schon mal da sind …»
«Gregor, nicht …», rief Viktor, aber Hölderling legte die ganze Hand aufs Klingelbrett. «Das nennt man Gefahr im Verzug, Viktor, und somit ist das legal.»
Das Licht im Hausflur ging an, und kurz darauf wurde die Haustür aufgeschlossen. «Was ist denn los hier? Seid ihr bekloppt geworden?!», fragte ein Dreitagebart im Bademantel. «Ich hoffe, es brennt, ihr Penner.»
«Nicht ganz. Kripo Köln», sagte Hölderling. «Wir wollten zu Frau Keller. Aber sie macht nicht auf, und das macht uns Sorgen. Sie können wieder in Ihre Wohnung gehen. Wir kümmern uns um den Rest.»
«Hier wohnt keine Frau Keller! Und jetzt haut ab.»
«Die Tochter von Frau Mauerberg», sagte Hölderling freundlich.
Der Mann kratzte sich das Kinn. «Ach so … ja, die heißt ja anders … die ist seit Monaten … oder länger nicht da … seit
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