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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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demnächst irgendeinem Rockstar den Kopf verdrehen würde. Blonde lange Haare, mager, aber braungebrannt, lachte sie in die Kamera – aber sie hatte es nicht geschafft, ihr Leben auf der geraden Spur zu halten. Er versuchte, sich an sie zu erinnern, an irgendetwas aus dem Schulalltag. Viel wollte ihm nicht einfallen, obendrein nichts Positives. Seit der Pubertät war Constanze komplett aus dem Ruder gelaufen, und das war noch die schmeichelhaftere Beschreibung dafür, was weniger Zartfühlende mit «Klassenmatratze» betitelt hätten. Er vermutete, dass sie damals sogar Anton und Hanno angegraben hatte. Den Einzigen, den sie nie in die Laken hatte zerren wollen, war Gregor Hölderling gewesen. Warum eigentlich?, fragte er sich. Vermutlich, weil Constanze Angst vor Annelies gehabt hatte. Wie eigentlich alle. Am ersten Tag im Gymnasium hatte Conrad Faust zu ihm gesagt: «Guck mal, die Addams Family rückt ein», als Annelies den Schulhof betreten hatte. Ganz unrecht hatte er damit nicht gehabt – Annelies versteckte ihr Gesicht hinter einem Vorhang langen schwarzen Haares. An den Füßen trug sie Doc-Martens-Stiefel zu einem schwarzen Rock und einer Bluse, die Morticia Addams neidisch gemacht hätte. Hölderling trug an dem Tag eine Aufarbeitung seines Kommunionsanzugs, jedenfalls kam er sich darin so vor. Er konnte die Augen nicht von ihr abwenden, denn so ein Mädchen hatte er noch nie gesehen. Annelies war damals auf die beiden zugegangen, hatte sich vor Hölderling aufgebaut, seine rechte Hand genommen, sie einer näheren Betrachtung unterzogen und gesagt: «Außerordentlich hübsche Phalangen.»
    «Und was ist mit meinen … Dings, Phalabums?», hatte Conrad gefragt und einen missbilligenden Blick geerntet.
    «Deine erinnern mich an einen Zosteropidae, der schon lange ausgestorben ist.»
    «Sie redet Vogonisch. Wusst ich’s doch, die ist ein Freak», hatte Conrad gefeixt, und Annelies hatte ihm mit einem dicken Buch eins über den Schädel gebraten. Dieses Buch hatte Hölderling später des Öfteren für Annelies herumgetragen, und als sie einmal mit Grippe im Bett lag, hatte er ihr stundenlang daraus vorgelesen, weil sie fand, dass H. P. Lovecraft jetzt aber zu romantisch wurde. Das Buch war ein klinisches Nachschlagewerk, Der Pschyrembel , ohne den die angehende Rechtsmedizinerin nicht sein konnte. Denn dass sie das einmal werden würde, stand für sie, wie sie sagte, seit ihrer ersten Leiche fest. Damals war Annelies fünf Jahre alt gewesen. Ihre erste Leiche war ihre Oma mütterlicherseits, die auf dem Küchenboden liegend aufzufinden ihr vergönnt gewesen war und die ihr die Augen über die Endlichkeit allen Seins geöffnet hatte. Fortan hatte sie sich der Ursachenforschung gewidmet. Annelies war mit Haut und Haaren dem Tod verfallen. Und ja, Conrad Faust – so dämlich er sich im Laufe der Jahre auch aufgeführt hatte – behielt mit seiner ersten Einschätzung recht: Annelies Seydelbast war ein Freak. Aber diese Tatsache hatte Hölderling nie gestört, ganz im Gegenteil, ihn störte es vielmehr, dass Struck es sich zur Aufgabe gemacht hatte, aus ihr einen normalen Menschen zu machen. Und je normaler Annelies wurde, desto weiter entfernte sie sich von ihm. Warum das so war, interessierte ihn weniger – dass es so war, ärgerte ihn umso mehr.
    Hölderling zuckte zusammen, als irgendwo im Zimmer ein Handy klingelte. Er knallte zwei Schubladen zu und klemmte sich die Finger. Dann öffnete er eine Klappe im unteren Teil des Fernsehschranks, der auf der anderen Seite des Sofas stand. Das Display des Mobiltelefons blinkte blau, der Name «Sigrid» erschien.
    Viktor stand plötzlich hinter Hölderling und sagte: «Das ist das Handy von Krähenfüßchen. Hello, Kitty. Ich glaube, darüber werde ich nie hinwegkommen. Willst du nicht rangehen?»
    «Wo warst du die ganze Zeit?»
    «Noch mal im Schlafzimmer. Dir bei der Arbeit zuzugucken kam mir nicht so abendfüllend vor, vor allem der Teil, wenn du mit offenem Mund ein Bild anstarrst. Du verstehst? Also, gehst du jetzt ran?»
    «Nein.» Hölderling lief in die Küche, Viktor hörte, wie ein paar Schubladen aufgezogen wurden. Dann kehrte sein Freund mit einer Rolle Tiefkühlbeutel zurück. Das Handy hatte aufgehört zu läuten. Hölderling stülpte sich einen Beutel über die rechte Hand und packte das kleine Telefon. Dann drückte er auf Wahlwiederholung. In den letzten drei Tagen war mit dem Gerät nicht telefoniert worden. Er öffnete die SMS-Datei. Annelies’

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